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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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»Du und ich, Elodie
«, flüsterte er, während er seine Fingerkuppen langsam in
meinen Nacken gleiten ließ. Sein Daumen strich über meine
Wange und sein Blick ruhte weiter fest und voller Zärtlichkeit
in meinem. »
Nur
du und ich.« Dann schloss er die Augen
und küsste mich warm und tief. Und dieser Kuss war sehr viel
mehr als ein Versprechen.

Die ganze Busfahrt über saß Gordian stocksteif neben mir
und starrte mit angespannter Miene vor sich hin. Ganz offensichtlich
war ihm diese Art der Fortbewegung alles andere als
geheuer.
    Außerdem fielen bei jedem Stopp, sobald die Türen sich
öffneten und neue Fahrgäste einstiegen, sämtliche Blicke sofort
auf ihn. Die Leute musterten ihn verstohlen bis neugierig
und immer spiegelten ihre Mienen so etwas wie Erstaunen
oder Überraschung wider.
    »Auch hier glotzen dich alle an«, raunte ich Gordian ins
Ohr, als wir eine gute Stunde später in der High Street von
St Peter Port vor einem Schaufenster haltmachten, in dem eine
riesige Kugelbahn ausgestellt war. »Wirklich alle.«
    Inzwischen hatten wir schon vier Klamottenläden abgeklappert
und überall hatten die Verkäuferinnen sich geradezu
darum geschlagen, uns zu bedienen, immer wieder neue TShirts,
Pullis und Jeans herbeigeschleppt und Gordy ausgiebig
bewundert – was ihn zu meiner Beruhigung jedoch völlig unbeeindruckt
gelassen hatte. Im Gegenteil, die vielen Komplimente
und das ständige Umziehen schienen ihm sogar mächtig
zugesetzt zu haben. Selbst jetzt, nachdem wir uns wieder an
der frischen Luft befanden, war er noch immer ziemlich blass
um die Nase.
    »Ich finde es anstrengend«, sagte er leise. »Es fühlt sich an,
als wollten sie mir mit ihren Blicken meine Energie stehlen.«
    »Keine Sorge«, erwiderte ich. »Sie sonnen sich nur in deiner
Ausstrahlung.«
    »Genau«, brummte er. »Anstatt sich um sich selbst zu kümmern
und ihre eigene …« – er sah mich fragend an – »…
Ausstrahlung
… zu pflegen.«
    »Du hast recht«, gab ich nach. »Wir sollten besser zurückfahren.
«
    »Genügend Sachen habe ich ja nun auch.« Gordy schlenkerte
mit den Einkaufstüten, dann küsste er mich flüchtig auf
die Schläfe. »Ich weiß gar nicht, wie ich das jemals gutmachen
soll.«
    »Red keinen Unsinn«, winkte ich ab. »Es hat mir Spaß gemacht,
dir die Sachen zu kaufen …«
    »Ja, aber so viele! Eine Jeans, zwei T-Shirts und noch einen
Pullover!«
    »Zwei«, korrigierte ich ihn. »Du hast den schwarzen mit dem
türkisfarbenen Aufdruck vergessen. Der steht dir übrigens besonders
gut. Er passt ganz toll zu deinen Augen.«
    »Ach, Elodie«, seufzte er und schlang seinen Arm um meinen
Nacken. »Du bist wirklich süß. Aber selbst wenn du mir
zehn Pullover kaufst … meinen Schatten wirst du mir damit
auch nicht zurückgeben können.«
    Wieder einmal spürte ich einen feinen Stich im Herzen, der
sich noch vertiefte, als ich ihm in die Augen sah. Gordians
Iris hatte ihren schönen Glanz verloren und seine Haut wirkte
matt, fast ausgetrocknet.
    »Du sehnst dich ins Meer zurück, stimmt’s? Dorthin, wo ich
nicht leben kann«, sagte ich stockend.
    Gordy nickte. »Ja, es ist wahr, ich sehne mich nach dem
Meer. Ich vermisse meine Familie und meine Freunde. Aber
dich, Elodie, dich vermisse ich bereits, wenn du neben mir
stehst. Ich vermisse dich jeden Augenblick so sehr, dass es wehtut.
«
    »Aber so will ich das nicht«, stammelte ich. »Ich wünsche
mir, dass du glücklich bist.«
    »Das bin ich doch auch.« Liebevoll strich er mit seiner Nasenspitze
über meine. »Ich bin glücklich
und
traurig«, sagte er
leise. »Genau wie du.« Ich schüttelte den Kopf, denn im ersten
Moment verstand ich nicht, wie er das meinte. »Wir haben
einander gewonnen, Elodie, aber wir haben auch einen Teil
unserer Vergangenheit verloren. Du sogar noch etwas mehr als
ich. Meine Eltern und Geschwister leben noch. Es geht ihnen
gut, und ich kann sie besuchen, wenn mir danach ist. Dein
Vater jedoch kommt nie mehr zu dir zurück.«
    Seine letzten Worte erwischten mich eiskalt. Ich fasste es
nicht, wie er mir das auf eine solche Weise sagen konnte. Augenblicklich
brannten meine Wangen vor Zorn und meine
Augen vor Schmerz und dann fing ich an zu heulen. Mit
aller Kraft versuchte ich, Gordy von mir wegzudrücken, aber
er hielt mich einfach umschlungen, als wäre es das Selbstverständlichste
auf der Welt, und schließlich küsste er mir die
Tränen aus dem Gesicht, ehe sie meine Wangen hinunterrollen
konnten. Unter seinen weichen Lippen und

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