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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Schultern. »Menschen lieben es nun mal,
sich durch große und kleine Kästen zu unterhalten. Sie speichern
ihre Erinnerungen darin und …«
    »Ich weiß«, sagte Gordian. »Ich
erinnere
mich.« Ein kleines
gequältes Lächeln huschte über seine Lippen und schon meldete
sich mein schlechtes Gewissen.
    »Tut mir leid, das war eine dumme Idee. Sina wird es zweifellos
überleben, wenn sie dich nicht zu Gesicht bekommt.«
Ich wollte den Deckel herunterklappen, aber Gordy hinderte
mich daran.
    »Nein, nein, das ist schon in Ordnung. Ich möchte wirklich
wissen, wie es funktioniert.«
    »Also gut.« Unschlüssig sah ich ihn an. »Ähm … Dieser Kasten
hier hat eine Art Auge.« Ich deutete auf die kleine Kamera
am oberen Rand des Monitors. »Es schickt Bilder von mir und
dir zu Sina. Gleichzeitig sendet es Bilder von Sina zu uns zurück.
Außer uns kann niemand diese Aufnahmen sehen. Und
das Notebook speichert sie auch nicht. Außerdem können wir
sofort aufhören, wenn es dir nicht gefällt.«
    Gordy grinste breit. »Du meinst wohl, wenn
sie
mir nicht
gefällt.«
    »Du bist wirklich ein Blödmann«, brummte ich.
    Er küsste mich sanft auf die Wange. »Okay, lass es uns versuchen.
«
    Fasziniert sah er dabei zu, wie meine Finger über die Tasten
flogen und neue Buchstaben auf dem Monitor erschienen.

    ELODIE: sorry, aber gordy ist gerade gekommen
    SINA: okay, er ist natürlich wichtiger
    ELODIE: ich konnte ihn schlecht ignorieren
    SINA: aber mich schon ^^
    ELODIE: tut mir leid … möchtest du ihn kennenlernen?
    SINA: es wäre mir eine ehre :D
    ELODIE: dann klingel ich dich jetzt mal an

    Ich öffnete Skype und innerhalb weniger Sekunden war die
Verbindung aufgebaut und Sina erschien auf dem Bildschirm.
Ihre kurzen blonden Haare waren ziemlich verstrubbelt und
sie wirkte auch insgesamt ein wenig derangiert.
    »Hey«, sagte Sina leise.
    »Hey«, antwortete ich, »du siehst gut aus.«
    »Ja, ich …«, begann sie, stockte und richtete ihren Blick auf
Gordy. »Eigentlich müsste ich dich jetzt fragen, ob es noch
mehr von seiner Sorte auf Guernsey gibt.«
    »Aber?«
    Sina kniff die Mundwinkel ein und zog ihre Schultern bis zu
den Ohren hoch. »Tja … es war gar nicht so schlimm, dass du
eine Weile mit Gordy zu tun hattest.«
    »Aha, und was bedeutet das?«
    »Na ja, das bedeutet, dass ich ebenfalls gerade Besuch bekommen
habe.« Sina sah nun ziemlich verlegen aus. »Was ein
Zufall aber auch.«
    Moment mal – hatte sie nicht vorhin noch gesagt, dass man
alle Männer prinzipiell aus seinem Leben streichen sollte?
    Aber vielleicht galt dieses
prinzipiell
ja nicht für jeden.
    Plötzlich war ich völlig aus dem Häuschen. Sina hatte nämlich
schon ewig keinen Freund mehr gehabt.
    »Wer ist es?«
    Sie druckste ein wenig herum. »Du darfst aber bitte nicht
böse werden, okay?«, bettelte sie.
    »Wieso sollte ich?«
    »Na ja …« Sina drehte ihren Kopf zur Seite und zwei Sekunden
später tauchte Frederik neben ihr auf.
    »Aber das ist ja …«
    »Sag jetzt bloß nicht großartig«, knurrte Frederik.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das wollte ich gar nicht!«
    Allerdings wunderte ich mich schon ein bisschen, dass er
sich so schnell getröstet hatte, und ich hoffte sehr, dass es ihm
mit Sina auch wirklich ernst war.
    Gordy saß stocksteif neben mir und fixierte den Bildschirm.
    »Entschuldigung«, sagte Sina nun zu ihm. »Ich hätte mich
erst mal vorstellen sollen. Aber die Situation ist gerade ein
wenig … nun ja …«
    »Stimmt«, gab ich ihr recht. »Wir sollten besser ein andermal
weiterreden. Unter Mädels.«
    »Jep, unter Mädels.« Sina nickte. »Du siehst übrigens ebenfalls
ziemlich gut aus. Und ich …« Sie brach ab und zuckte
erneut mit den Schultern.
    Ja, ich vermisse dich auch, dachte ich wehmütig. Gleichzeitig fühlte ich eine tiefe Erleichterung darüber, dass meine alte
Heimat mir noch nicht völlig fremd geworden war.
    »Bis bald«, sagte ich.
    Sina warf mir einen Kussmund zu. »Ciao, Süße!«
    »Ja, ciao … Ich melde mich.«
    Dann war sie weg, und ich spürte, wie Gordy sich entspannte.
    »Merkwürdig«, murmelte ich. »Ich verstehe nicht, warum sie
dem Skypen überhaupt zugestimmt hat. Ich meine, sie hätte
mir das mit Frederik lieber mal vorher sagen sollen.«
    »Sie wollte ihn testen.«
    »Was?« Dieser Gedanke kam mir völlig absurd vor.
    Gordians Griff in meinem Nacken wurde fester. »Aber sie
hat es nicht gemerkt.«
    Ich runzelte die Stirn. »Was denn?«
    »Wie er mich angesehen hat.«
    Ich stieß einen

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