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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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abzuschütteln,
fiel mir auf, dass auf dem Grund kein Schatten zu sehen
war.
    Gordy!, durchzuckte es mich – und nicht einmal einen
Atemzug später tauchte sein Gesicht hinter dem Soldaten auf.
Seine Augen weiteten sich. Ungläubig starrte er mich an.
    Elodie! … Das ist doch wohl nicht möglich!
    Gordy! Ich versuchte zu sprechen, aber das gelang mir natürlich
nicht.
    Warum bist du hier unten?
    Er kam nun ganz hinter dem Soldaten hervor und musterte
mich von oben bis unten. Fassungslosigkeit, Belustigung, aber
auch Schrecken spiegelten sich abwechselnd in seiner Miene
wider.
    Ich hatte solche Angst um dich
! Es ging mir einfach durch den
Kopf, und mit einem Mal funktionierte es.
    Du bist schon wieder ins Meer gesprungen! Obwohl du mir versprochen
hast …
    Ja, verdammt, aber ich dachte, dass die Haie dich jagen, dass sie
dich töten würden …
    Und da wolltest du mir helfen
? Gordian schüttelte den Kopf.
Elodie, das ist wirklich zauberhaft, aber
… Er brach ab und wieder
huschte ein Schmunzeln über sein Gesicht.
Ich habe noch nie
eine Nixe gesehen, die einen BH trägt. Wahrscheinlich hättest du die
Haie allein schon durch deinen Anblick in die Flucht geschlagen.
    Ich zog eine empörte Grimasse. Wie konnte er sich in dieser
Situation nur über mich lustig machen!
    Ist dir eigentlich klar, was ich riskiert habe!
    Das Schmunzeln verschwand und schlagartig wurde Gordians
Ausdruck todernst.
Ja. Du hast dein Leben für mich riskiert.
Und das nicht zum ersten Mal. Du musst endlich damit aufhören.
Diesmal hätte ich dir nämlich nicht helfen können,
setzte er finster
hinzu.
    War ja auch nicht nötig,
schnappte ich.
Diesmal habe ich mir
selbst geholfen.
    Darum geht es doch gar nicht
! Gordy senkte den Kopf, und als
er kurz darauf seinen Blick wieder auf mich richtete, sah er
tief verletzt aus.
Ich könnte es nicht ertragen, wenn du durch meine
Schuld dein Leben verlierst
, sagte er leise.
    Augenblicklich löste sich mein Zorn auf. Es war, als würde
er einfach vom Meer davongetragen.
    Siehst du
!, sagte ich ebenso leise.
Ich hätte es auch nicht ertragen
können
!
    Mit einem sanften Flossenschlag bewegte ich mich auf ihn
zu, legte meine Hände auf seine Schultern und streichelte zärtlich
seinen Nacken hinauf.
Wir sollten nicht streiten, Gordy. Und
uns gegenseitig Vorwürfe machen. Gerade jetzt, wo wir nicht mehr …
    Er ließ mich nicht ausreden, sondern drückte kurz seine
Lippen auf meine. Dann zog er mich fest in seine Arme.
Stumm versank mein Blick in seinem. Im Grünblau des Meeres
leuchteten seine Augen noch schöner und auch die Berührung
seiner Haut auf meiner fühlte sich hier unter Wasser viel
intensiver an.
    Gut, dass ich diesen BH trage
, scherzte ich.
    Gordy legte seine Stirn auf meine. Und dann küsste er mich.
Liebevoll umschlossen seine Lippen meinen Mund und seine
Zunge strich sachte über meine. Mein Herz erzitterte unter diesem
Kuss, und wären wir an Land gewesen, hätte ich sicher für
eine Weile den Atem angehalten. Das Meer jedoch schien seinen
eigenen Gesetzen zu folgen. Es war körperlicher als Luft,
es atmete mich und es atmete Gordy, strömte durch meine
und seine Lungen und umspielte auf eine geradezu betörende
Weise unsere Körper. Vollkommen befreit von der Angst, die
Kontrolle verlieren und mich ertränken zu können, überließ
Gordy sich seinen Gefühlen und küsste uns in einen Rausch,
der uns alles um uns herum vergessen ließ.
    Schon nach wenigen Augenblicken wusste ich nicht mehr,
wo ich war, und es spielte auch keine Rolle, denn ich spürte
nur noch ihn: seine Arme, die mich hielten, sein Herz, das mit
meinem in völligem Gleichklang schlug, und seinen Delfinschwanz,
der sich zart an meinen schmiegte.
    Die Strömung trug uns mit sich fort, durch ein Meer von
Farben und goldenen Lichtreflexen, und spielte mit uns,
indem sie uns wie Tanzende umeinander drehte. Es war, als
würde das Wasser unsere Seelen zu einer Einheit verschmelzen.
Niemals zuvor hatte ich mich Gordy so nah gefühlt – und
mich selbst dabei so frei.

Ich hätte ganz sicher nicht die Kraft gefunden, mich aus dieser
innigen Umarmung mit Gordian zu lösen. Hätte das Meer
nicht am Ende dieser Nacht entschieden, uns an Land zu spülen,
hätte unser Tanz durch die Strömungen wohl noch ewig
gedauert. So aber wurden wir plötzlich von einer starken Welle
erfasst und im nächsten Moment spürte ich das sanfte Licht
der Morgensonne auf meinem Gesicht. Ein schmerzhafter
Druck legte sich auf meine Lunge und ich rang

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