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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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oder?«,
hielt ich dagegen.
    »Nein, sie behalten sie.« Gordy schob die Hände in seine
Hosentaschen und ließ seinen Blick übers Meer gleiten.
    Die Sonne hatte ihren Zenit mittlerweile überschritten und
wanderte weiter nach Westen. Von dort zogen nun Wolken
auf, außerdem wehte ein kühler Wind, der einen Wetterumschwung
ankündigte.
    Ich lehnte mich an Gordians Schulter und konzentrierte
meine Gedanken auf einen anderen, ebenso wichtigen Aspekt.
Jane hatte Cyrils Andeutung bestätigt, dass hier auf den Inseln
noch weitere Hainixe lebten und ich den einen oder anderen
bereits getroffen hatte. Und da ich außer den beiden, Javen
Spinx, Bo, Tante Grace und den Leuten aus der Clique bisher
niemanden näher kennengelernt hatte, hielt ich es für folgerichtig,
genau dort anzusetzen, nämlich bei Rubys Freunden.
    »Ich komme mit«, sagte Gordy, doch ich winkte sofort ab.
    »Das ist keine gute Idee.«
    »Ich bin sicher, du wirst hervorragende Arbeit leisten, und
sie werden sich genauso wenig an mich erinnern wie alle anderen
Menschen, die uns bisher begegnet sind.«
    »Nicht, wenn ein Hai unter ihnen ist«, erwiderte ich. »Oder
glaubst du, dass diese Talente auch innerhalb unserer Art wirksam
sind?«
    »Bei den Delfinen schon«, antwortete Gordian zögernd.
    »Mit euch Haien kenne ich mich nicht so aus.« Seine Iris
nahm einen kühlen bläulich schillernden Türkiston an und
für einen kurzen Moment spürte ich ein Frösteln im Nacken.
»Noch nicht«, setzte er ein wenig sanfter hinzu. »Ausprobieren
würde ich es an deiner Stelle allerdings nicht. Hoffen wir
einfach, dass genau wie Javen Spinx und Jane auch dieser Hai
wissen wird, dass ich Cyril helfen wollte.«
    »Und wenn nicht?« Es war nur ein Gefühl, aber der Gedanke,
ihn Isaac, Jerome, Mike oder gar Tyler vorzustellen,
behagte mir überhaupt nicht. »Hainixe sind Einzelgänger.
Vielleicht hat sich das noch gar nicht unter ihnen herumgesprochen.
«
    »Schon möglich.« Gordy strich mir flüchtig übers Haar.
    »Trotzdem. Ich lasse dich nicht allein, das weißt du doch. Und
das ist mein letztes Wort.«
    Ehe ich protestieren konnte, hatte er seine Lippen bereits
auf meine gelegt, und diesmal küsste er mich so lange, so warm
und so unendlich zärtlich, dass ich das Gefühl hatte, mich in
ihm aufzulösen.
    »Ich gehöre zu dir«, flüsterte er. »Spürst du das nicht? Elodie,
spürst du wirklich nicht, was ich für dich empfinde?«
    Doch, das tat ich. Ich spürte Gordians Liebe von den Haarwurzeln
bis zu den Zehenspitzen, ich spürte sie in jeder Zelle
meines Körpers und in der tiefsten Tiefe meiner Seele. Aber
genau das machte mir Angst. Denn gerade diese Nähe ließ den
Unterschied zwischen uns nur umso deutlicher hervortreten:
    Gordy war ein Delfin und ich war ein Hai.
    Allein bei der Vorstellung, welche Konsequenzen das möglicherweise
irgendwann haben könnte, zog sich mir das Herz
zusammen.

Um kurz vor vier gingen wir ins Haus zurück. Ich stibitzte ein
Stück vom frisch gebackenen Schokoladenkuchen, der in der
Küche auf dem Tisch stand – weniger weil ich Hunger hatte,
sondern eher, um meine Großtante bei Laune zu halten – und
lief hinter Gordy her die Treppe in mein Zimmer hinauf.
    Auf meinem Handy, das ich inzwischen beim Blumengießen
im Topf der Yucca-Palme wiedergefunden hatte, registrierte
ich eine Nachricht von Ruby und eine von Sina. Ich
öffnete Sinas zuerst.
    Was ist los?,
schrieb sie.
Warum meldest du dich nicht mehr?
    Es hat doch hoffentlich nichts damit zu tun, dass frederik und ich jetzt
    zusammen sind?
    Natürlich nicht,
beruhigte ich sie.
    Gordy und ich sind nur sehr beschäftigt ;-)
    hdl:***
    Danach las ich Rubys SMS. Sie hatte sie vor einer Viertelstunde
geschickt.
    Wir sind heute am strand. Hast du lust? Ashton und ich vermissen dich. Wir sind so froh, dass dir nichts passiert ist. Du bist ein Wunder, Elodie, weißt du das? Ach, scheiße, du hast keine Ahnung, was du mir bedeutest … was du und gordian uns bedeuten.
    Eine Welle der Rührung durchflutete mich. Und der Anflug
eines schlechten Gewissens meldete sich ebenfalls. Ruby
musste Höllenqualen gelitten haben, als sie mich im Meer versinken
und nicht wieder auftauchen sah.
    »Und?« Gordy schlang seine Arme um meine Taille und
linste neugierig über meine Schulter. »Welche Nachrichten
schickt der kleine Funkkasten?«
    »Rubys«, sagte ich und meine Stimme hörte sich ziemlich
belegt an. »Sie möchte uns treffen. In der Cobo Bay.«
    »Uns?«
    »Ja, ich glaube

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