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Meerestochter

Meerestochter

Titel: Meerestochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena David
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antwortete nicht. Nicht einmal die Mailbox schaltete sich ein.
    «Seltsam», brummte Knightley, eher verärgert als verwundert. Das war eine verdammte Schlamperei. Seine Laune war auf dem Tiefpunkt, als er endlich die Tür erreichte. Er streckte die Hand aus, um sie aufzudrücken, da bekam er einen Schlag ab, der ihm beinahe die Finger brach. Zum Glück hatte er ihn nicht am Kopf erwischt. Knightley ließ das Handy fallen und fluchte. Dann trat er gegen die Türe, dass sie krachend nach außen gegen die Wand flog.
    Vor ihm stand Patrick Morgan, eine Schaufel in den erhobenen Händen, und starrte ihn an, ihn und das Paket unter seinem Arm.
    Knightley zögerte. Er trug die Waffe links. In der Rechten hielt er die Taschenlampe, und unter den Ellenbogen geklemmt seinen Fund. Langsam ließ er ihn zu Boden gleiten und wechselte die MagLite in die Linke.
    Morgan vertauschte Standbein und Spielbein, ohne seine Waffe zu senken. Mit aufgerissenen Augen und offenem Mund starrte er den Eindringling in seinem Laden an. Es war offensichtlich, dass er bis zum Äußersten erregt war.
    «Morgan», sagte Knightley, bemüht ruhig, und hob beide Hände.
    Der massige Geschäftsmann suchte einen neuen Stand. «Ich …», begann er und leckte sich unruhig die trockenen Lippen. «Ich, ich, ich dachte, es wären Plünderer.»
    «Sehr gut, Morgan. Ich verstehe.» Knightley bemühte sich um Selbstbeherrschung. «Aber jetzt sehen Sie ja, dass ich es bin, nicht wahr? Also nehmen Sie das Ding runter, Mann.»
    Morgan stand da wie paralysiert. Ein Zittern ging durch seine Gestalt.
    «Morgan!» Knightley wurde lauter. So unauffällig, wie es möglich war, tastete er nach seiner Pistole. «Ich befehle Ihnen das als Polizist. Morgan?»
     
    «Rose! Rose, wo bist du?» Morningstar sprang aus dem Auto und lief durch den einsetzenden Regen auf das Cottage zu. Der Rosengarten lag verlassen da. Die schweren Blüten wankten unter den Schlägen der prasselnden Tropfen. Auf dem Kies bildeten sich Pfützen. Im Haus brannte nirgendwo Licht. Morningstar stieß die Küchentür auf, die nicht abgeschlossen war, aber der Raum war dunkel und leer. Es roch nach kaltem Essen und Tee. Er tastete nach dem Lichtschalter und erschrak, als etwas Nasses seine Beine streifte. Ein fetter, bösartig aussehender Kater, dessen Laune sich durch den Umstand, dass er vor Nässe triefte, wohl nicht eben gebessert hatte, drückte sich an seinen Waden vorbei und sprang auf die Arbeitsfläche. Dort duckte er sich, mit zuckendem Schweif, und starrte Morningstar vorwurfsvoll an.
    Er rief und öffnete Türen, zögerte, in Roses Privatsphäre vorzustoßen, polterte dann aber doch die Treppe hinauf, brachte mit seinen schweren Schritten die alten Holzböden zum Schwingen und kam unverrichteter Dinge wieder herunter. Mit einem zweifelnden Blick musterte er die Nebengebäude. Unwahrscheinlich, dass sie sich dort vor ihm verbarg. Und doch, er musste sichergehen. Er rannte über das nasse Gras durch den Garten und durchsuchte alle Räume, die zugänglich waren. Am Ende stand er wieder in der Küche. Rose war nicht da. Sie hatte kein Auto. Das hieß, sie war entweder noch auf dem Fußweg unterwegs hierher. Oder …
    Morningstar wollte den Gedanken nicht zu Ende denken. Nein, beschwor er sie in Gedanken. Nein, das hast du nicht getan. Du bist nicht zum Bootshaus gegangen. So sehr hängst du nicht an der Vergangenheit. Es ist doch vielmehr so, dass wir eine Zukunft haben wollten. Und wenn sie es doch getan hat?, dachte er im nächsten Moment. Diese Flut war das Werk der Wassermenschen. Rose war ebenso mit ihnen verbunden, wie Christy es war – oder eben Ondra. In ihm stieg Wut auf. Was, wenn sie ihm etwas verheimlichten, was, wenn sie einen Plan hatten? Wenn er sich keine Sorgen um sie machen musste, sondern vielmehr um sich selber?
    Aber das war ja alles Wahnsinn. Morningstar setzte sich und sah verzweifelt den Kater an, der ungerührt zurückstarrte. «Ich bin ein alter Narr», murmelte er. Seit er dieser Ondra begegnet und sein wissenschaftliches Weltbild zusammengebrochen war, hatte er den Boden unter den Füßen verloren. Er wusste nicht mehr, was er denken sollte.
    Er schaute sich um, betrachtete die blaugestrichenen Möbel, das alte Porzellan, den altmodischen Kessel auf dem noch altmodischeren Herd, die Blumenbilder an den Wänden. Die hatte Rose gemalt, da war er sich sicher. Sie hatte davon erzählt. Vom Malen und wie sehr sie ihre Blumen liebte. Die Blumen und das Meer. Aber das nur

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