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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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nicht mehr von der Seite. Klar?«
    Ich starrte sie an und überlegte, was ich ihr antworten sollte. So aberwitzig Aimees Forderung auch war, mit Argumenten oder Lo gik war ihr ganz sicher nicht beizukommen. Sie, Joelle und Olivia schienen mit Haut und Haaren den Nixen verfallen zu sein. Das einzig Vernünftige, was ich tun konnte, war einzulenken, denn das versprach zumindest Zeitgewinn.
    »Okay.« Ich hob beschwichtigend die Hände. »Ich will sehen, was ich für dich tun kann«, sagte ich und betete, dass Aimee mir nicht anmerkte, wie viel Mühe es mich kostete zu lügen. »So viel, dass ich mich mit dir um ihn streiten würde, liegt mir nämlich nicht an Gordian.«

»Mein Gott«, sagte Ruby. »Wie konntest du bloß so kaltblütig sein!«
    »Und du erst«, erwiderte ich, legte ihr meinen Arm um die Schultern und drückte sie an mich. »Danke«, sagte ich leise in ihr Ohr.
    »Dito.« Ruby sah mich aus ernsten Augen an. Dann schüttelte sie den Kopf. »Die Sache gefällt mir nicht.«
    »Glaubst du etwa, mir?«
    Gordian hatte Aimee geküsst. Er hatte es getan, damit sie all das Schreckliche und Unfassbare vergaß, was sie im Meer erlebt hatte. Damit war sie ihm verfallen und würde nicht aufhören, nach ihm zu suchen, bis sie ihn gefunden hatte. Joelle, Olivia und sie waren davon überzeugt, in ihm einen Nix gesehen zu haben, und davon würde sie todsicher nichts und niemand mehr abbringen. Moira hatte es auch geglaubt und war ertrunken oder wahrscheinlicher: ertränkt worden, möglicherweise sogar von Kyan. Wenn man den Gedanken zu Ende spann, kam man nicht umhin zu resümieren, dass Ashton nur deshalb gestorben war, weil Gordy Aimee geküsst hatte. Ich hoffte inständig, dass Ruby nicht ebenfalls zu dieser Schlussfolgerung gelangte. Was in Gordian vorgehen mochte, wenn er erfuhr, auf welche Weise Ashton ums Leben gekommen war, mochte ich mir allerdings noch weniger vorstellen.
    Plötzlich fühlte ich mich unendlich leer und ausgelaugt. Mei ne Wade schmerzte, mein Herz brannte, und mein Kopf sagte mir, dass alles, was ich tat, keinen Sinn hatte, weil die Dinge, die in Gang gesetzt worden waren, niemals zu einem Ende kommen würden.
    »Hey, was ist los mit dir?«, fragte Ruby, der mein Stimmungsum schwung natürlich nicht entgangen war.
    »Ach, nix.«
    »Nix heißt in diesem Fall dann wohl, du vermisst Gordian, hab ich recht?« Ruby trat vor mich hin und legte ihre Hände sanft um mein Gesicht. »Dann sitzen wir ja beide im selben Boot.«
    »Nicht ganz«, erwiderte ich leise. »Gordy kommt vielleicht ir gendwann zurück.«
    »Das hoffe ich«, wisperte sie. »Ganz ehrlich, Elodie, jetzt, in dieser Sekunde, wünsche ich mir nichts mehr als das. Ich finde es nämlich absolut überflüssig, dass wir beide unglücklich sind.«
    »Ach du«, krächzte ich und legte meine Stirn gegen ihre. »Du bist die Allerallerbeste.«
    Und dann fielen wir uns in die Arme und schluchzten los.
    Himmel noch mal, was war ich bloß für eine Heulsuse! Neeron musste die Falsche erwischt haben. Als besonders leidensfähig hatte ich mich bisher jedenfalls nicht erwiesen.
    »Dagegen hilft nur Erdbeertorte«, hörte ich Tante Grace sagen. Ein Schatten fiel über uns und im nächsten Moment spürte ich eine warme Berührung an meinem Rücken. »Ein Sonnenstrahl, ein Kuss auf die Nasenspitze und eventuell noch dieser Cyril. Ich habe das Gefühl, er tut euch beiden gut.«
    Ruby und ich hatten uns inzwischen voneinander gelöst.
    »Da könnten Sie recht haben, Mrs Shindles«, sagte sie und ver suchte ein Lächeln.
    Tante Grace drückte uns leicht und verpasste tatsächlich jeder von uns einen Kuss auf die Nase. »Das war toll, was du da vorhin über Ashton gesagt hast«, meinte sie anerkennend zu Ruby. »Ich bewundere dich. Ehrlich. Und mit deiner Mutter werde ich noch ein Wörtchen reden.«
    Ruby wollte protestieren, doch Tante Grace wäre nicht Tante Grace, wenn sie in einem solchen Punkt groß mit sich hätte reden lassen. »Worauf du dich verlassen kannst, mein Kind«, bekräftigte sie, hielt Ruby und mir jeweils einen angewinkelten Arm hin, in den wir uns einhakten, und zog uns dann energisch mit sich in Richtung Veranda.

    Nachdem ich zwei Stücke Erdbeertorte mit Sahne gegessen und einen großen Becher Milchkaffee geleert hatte, ging es mir tat sächlich etwas besser.
    Weder Mam noch Tante Grace verloren ein einziges Wort über Aimees, Joelles und Olivias Besuch. Wahrscheinlich gingen sie davon aus, dass es mit der Beerdigung zu tun hatte, und

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