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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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du, Elodie, nach dem Unfall ging es erst mal darum, ihn gut zu versorgen und möglichst viele Funktionen zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen. Und danach hat es sich einfach so ergeben. Miles fühlt sich sehr wohl in dieser Klinik. Es ist der optimale Platz für ihn.«
    »Und deine Eltern? Ich meine, sie können doch froh sein, dass dir nicht auch noch was passiert ist. Eigentlich ist es ein ganz schön starkes Stück, dass sie dir das noch immer vorwerfen.«
    »Tja …« Ruby kniff die Mundwinkel ein. »Das kann man so sehen oder auch nicht. Sie haben mir eine klare Anweisung gegeben und ich habe mich nicht daran gehalten. Im Grunde ist es ganz einfach. Ich empfinde das nicht anders.«
    »Aber du warst doch noch ein Kind«, entgegnete ich. »Ich fin de, deine Eltern haben dir damals viel zu viel Verantwortung auf gebürdet.«
    »Ja, vielleicht …«, sagte Ruby nachdenklich.
    »Nein, nicht vielleicht«, widersprach ich heftig. »Sie haben die ganze Schuld auf dich abgewälzt und sehen seit Jahren dabei zu, wie du sie allein trägst.«
    »Na ja, also so ist es nun auch wieder nicht«, wiegelte sie ab. »Mum und Dad sind schon okay. Sie fanden es immer toll, wie ich zu Ashton gestanden habe, und haben mir auch nie direkt Vorwürfe gemacht. Aber durch den Unfall mit dem Boot ist eben alles wieder hochgekommen.«
    »Und gerade deshalb sollten deine Eltern jetzt auch zu dir ste hen«, sagte ich eindringlich. »Es ist nicht deine Schuld, dass Ashton dich nicht mit Moira allein losfahren lassen wollte. Du hättest es an seiner Stelle nicht anders gemacht.«
    »Das stimmt, aber ich bin auch nicht gehandicapt, Elodie. Ich kann schwimmen.«
    »Darum geht es doch gar nicht«, sagte ich leise und streichelte ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Sondern darum, ob man füreinander da ist und sich gegenseitig nicht im Stich lässt.«
    Oder bereit ist, sein Leben füreinander zu geben. Bei Ruby und Ashton war das der Fall. Es hätte in einer anderen Situation auch genau umgekehrt ausgehen können.

Kurz vor Sonnenuntergang erschien Cyril auf dem Balkon, und ich sprang vom Bett auf, um ihm das Schiebefenster zu öffnen.
    Im Laufe des frühen Abends war das Wetter umgeschlagen. Das klare Blau des Himmels hatte sich verloren und einer wirren Wolkenschicht aus hauchdünnen Schlieren und einer Herde win ziger Schäfchen Platz gemacht. Außerdem pfiff ein unangeneh mer Wind ums Cottage.
    »Hey«, sagte Cyril. Er umarmte mich und küsste mich flüchtig auf die Schläfe. »Wie geht es deiner Wade?«
    Salzwasser tropfte aus seinem nassen Haar auf meine Schul ter und weckte eine zehrende Sehnsucht in mir. So unerfreulich unsere heutige Mission auch sein mochte, ich konnte es kaum erwarten, endlich wieder ins Meer hinunterzutauchen und seinen Halt und die Kraft seiner Strömung zu spüren.
    »Wie geht es deinen Rippen?«, antwortete ich mit einer Gegen frage.
    »Alles bestens.«
    »Lügner.« Ich verpasste ihm einen leichten Stupser, woraufhin Cyril sich augenblicklich zusammenkrümmte.
    »Autsch.«
    Ich grinste. »Hab ich’s nicht gesagt!«
    »Es geht doch nichts über die Liebe einer Schwester«, brummte Cyril und grinste ebenfalls. Sein Blick glitt zu Ruby, und ich spürte, wie er sich in meinem Arm versteifte. Hastig löste er sich  von mir.
    »Ich bin ein Idiot«, sagte er leise.
    »Schon gut.« Ruby war inzwischen ebenfalls vom Bett aufge standen und zum Kühlschrank hinübergegangen. »Du konntest ja nicht ahnen, dass genau das eben unser Thema war.«
    Sie zog die Kühlschranktür auf, nahm eine Flasche Orangen saft heraus und drehte den Verschlussdeckel ab. »Ich wundere mich allerdings, dass die ganze Insel es zu wissen scheint, obwohl ich niemandem davon erzählt habe.«
    Cyril zuckte ein wenig verlegen mit den Schultern. »Na ja, ich bin ja nicht die ganze Insel.«
    »Es hat damals doch sicher in jeder Zeitung gestanden, oder?«, sagte ich.
    »Stimmt.« Ruby trank einen Schluck und deutete mit der Fla sche in der Hand auf Cyril. »Da war er aber noch gar nicht hier.«
    »Elodie hat nicht getratscht, falls du darauf hinauswillst«, beeil te Cyril sich zu entgegnen.
    »Okay …« Ruby runzelte die Stirn. »Und woher weißt du es dann?«
    Er ist neugierig, manipuliert Leute und kann Gedanken lesen, wäre eine mögliche Antwort gewesen. Er hat sich schon immer für dich interessiert, eine andere. Doch beide hätten aller Wahr scheinlichkeit nach zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt, und so sagte ich: »Ach,

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