Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
Vom Netzwerk:
du weißt doch selbst, wie das ist. Gerade diese besonders tragischen Ereignisse ziehen jede Menge Aufmerk samkeit auf sich. Selbst nach Jahren wird noch darüber geredet. Wahrscheinlich hat Cyril irgendwann mal etwas aufgeschnappt.« Ich wandte mich ihm zu. »Hab ich recht?«
    Cyril nickte stumm.
    »Es tut mir ehrlich leid, dass ich so gedankenlos gewesen bin«, sagte er noch einmal, ohne Ruby aus seinem Blick zu entlassen.
    Sie sah ihn an und ihre ganze Trauer, Verzweiflung und Verletz lichkeit spiegelte sich in ihrem Gesicht.
    »Schon okay«, krächzte sie. »Schon okay.«
    Dann drehte sie sich abrupt um und stellte den Orangensaft in den Kühlschrank zurück.
    Cyril verharrte noch einen Moment reglos auf der Stelle, räus perte sich schließlich und sagte: »Lass mich jetzt bitte mal deine Wade anschauen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wieso?«
    »Weil du nicht ins Meer kannst, wenn die Wunde noch nicht zugeheilt ist«, erwiderte er.
    »Natürlich kann ich das«, entgegnete ich. »Ich bin mit drei großen Wunden vom offenen Kanal bis hierher nach Guernsey zurückgeschwommen. Die Strecke nach Sark wird dagegen ein Klacks sein.«
    »Das ist nicht der Punkt.« Cyril umfasste meine Schultern und drückte mich sanft auf die Bettkante hinunter. »Als die Chamä leons dich verletzt haben, befandest du dich bereits im Meer. Im Gegensatz zu jetzt hattest du also gar keine Wahl.«
    Ruby horchte auf. »Was für Chamäleons?«, wollte sie wissen.
    »Ach, das sind bloß Delfinnixe, die sich so perfekt an ihre Umgebung anpassen können, dass sie quasi unsichtbar wirken«, erklärte ich lapidar. Dass Kyan sich vorhin des gleichen Effekts bedient hatte, hatte ich ihr vorsichthalber gar nicht erst erzählt. Ruby sollte sich nicht mehr um mich ängstigen müssen als unbe dingt nötig. Aber natürlich ließ sie sich nicht so einfach damit abfertigen.
    »Klingt gruselig«, meinte sie. »Du hast diese Chamäleons also nicht bemerkt und deshalb konnten sie dich so schwer verletzen?«
    »Es waren keine schweren Verletzungen«, betonte ich. »Zumin dest nicht für eine Halbnixe. Es tut zwar höllisch weh, doch dafür heilt es schnell.«
    »Wie tröstlich«, brummte Ruby. Es war ihr anzusehen, dass sie kurz davor war, sich auf Cyrils Seite zu schlagen.
    »Wir können das Treffen auch auf morgen Abend verschieben«, schlug er jetzt vor und Ruby nickte eifrig.
    »Kommt überhaupt nicht infrage«, gab ich entrüstet zurück und schüttelte das lähmende Gefühl der Anspannung, das mich jedes Mal überfiel, wenn ich an die vielen unbekannten Hainixe dachte, die ich von meinen Führungsqualitäten überzeugen musste, ener gisch von mir ab. »Jede Stunde, in der wir nichts unternehmen, ist eine verlorene Stunde, und ich werde nicht zulassen, dass die Dinge noch weiter unkontrolliert über uns zusammenschlagen.«
    Cyril wollte widersprechen, aber ich brachte ihn mit einem kurzen kompromisslosen Blick zum Schweigen. »Ich kann immer noch am besten beurteilen, wie es mir geht und was ich mir zu trauen kann. Und ich sage dir: Ich schaffe das. Das Treffen findet statt wie verabredet.«
    Cyril seufzte leise, dann nickte er.
    Okay, du gibst hier die Befehle.
    Das will ich doch meinen!
    Wieder wanderte sein Blick zu Ruby und die sagte sofort: »Ich komme mit!«
    Cyril schüttelte unwillig den Kopf. »Wie stellst du dir das vor? Das Wasser ist viel zu kalt für dich.«
    Abgesehen davon konnte ich mir kaum vorstellen, dass Ruby sich auf dem Rücken eines Hais übers Meer tragen lassen würde. Bisher hatte sie ja noch nicht einmal mit angesehen, wie Cyril sich verwandelte. Und auch mich kannte sie nur in meiner menschli chen Gestalt.
    »Dann überlegt euch was«, brummte Ruby. »Ich lasse euch je denfalls unter keinen Umständen allein dorthin.«
    Ein zärtliches Grinsen huschte über Cyrils Gesicht.
    Es gäbe da vielleicht tatsächlich eine Möglichkeit, sagte er.
    Ich versuchte, ihn nicht allzu perplex anzustarren, während ich mir seinen Vorschlag anhörte, und musste zugeben, dass es funk tionieren konnte.
    Als wir es Ruby eröffneten, zögerte sie nicht eine Sekunde.

    Cyril lagerte sein Brett und das Segel in einer Nische, die sich im Abgang zu einem der unteren Eingänge von Fort Hommet be fand. Seinen und den Neoprenanzug für Ruby hatte er zuvor aus dem Kofferraum seines Wagens geholt.
    »Ich denke, er wird dir passen«, sagte er. »Du und Elodie seid ja ungefähr gleich groß und habt eine ähnliche Figur.«
    »Und wieder einmal hat Cyril Spinx

Weitere Kostenlose Bücher