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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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gelassen hatte, stand für mich ebenso unverrückbar fest wie die Tatsache, dass Ruby ihn brauchte und er sie liebte und es sich garantiert nicht nehmen lassen würde, ihr auch weiterhin zur Seite zu stehen.
    Ruby war ein erwachsener Mensch und konnte über ihr Han deln selbst entscheiden. Sie musste Cyril nicht aus ihrem Leben verbannen, nur weil ich von ihm enttäuscht war. – Von ihm und von Jane.
    Es tat immer noch weh, aber das war nicht der Grund, weshalb ich mich letztendlich dann doch dagegen entschied, sie in meine Pläne einzuweihen.
    Ich konnte mich auf keinen der beiden hundertprozentig ver lassen, sondern musste damit rechnen, dass zumindest ein Teil von dem, was ich dachte und vorhatte, zu Skint oder Javen durch sickerte, und dieses Risiko wollte ich auf gar keinen Fall eingehen.
    Nachdem ich in meine Jeans und ein hellgraues Tank-Top ge schlüpft war, trat ich auf den Balkon hinaus, um die Außentem peratur zu prüfen und mir gegebenenfalls zusätzlich einen Pulli überzuziehen.
    Inzwischen war es kurz vor halb elf und das Wetter schien noch nicht recht zu wissen, in welche Richtung es sich entwickeln sollte.
    Der Himmel über mir war blassblau, und im Westen drohte der Horizont mit einem dunklen Wolkenband, allerdings ging nur ein feines Lüftchen, es war also nicht davon auszugehen, dass diese Wolken im Laufe des Tages bis zu den Kanalinseln herüber zogen. Das Meer spiegelte halbherzig das fahle Sonnenlicht und lag mir sanft und glatt zu Füßen.
    »Mir machst du nichts vor«, murmelte ich und beschloss, für alle Fälle meine Kapuzenjacke mit hinunterzunehmen.
    Wie ich meine Großtante kannte, hatte sie den Frühstücks tisch auf der Veranda gedeckt und die lag vormittags im Schatten.
    Ich legte meine Hände auf das Geländer, um noch einen Mo ment innezuhalten und einen Gedanken an Gordian zu senden, da bemerkte ich einen dunklen Schopf zwischen den Klippen. Ich reckte den Hals und erkannte Aimee, die sich am Rand der Gar tenterrassen den recht steilen Abhang bis dort hinuntergearbeitet haben musste. Zielstrebig hielt sie auf das Wasser zu und sie hatte es sehr eilig. – Zu eilig. Kurz bevor sie Gordys und meine Stelle erreichte, rutschte sie auf den feuchten Steinen aus, stürzte – und blieb reglos liegen.
    »Aimee, verdammt noch mal, was machst du denn da?«, fluchte ich, doch noch ehe ich mich über das Geländer schwingen und ihr zu Hilfe eilen konnte, hob sie den Kopf an.
    Sie richtete sich auf, schüttelte sich leicht und kroch dann auf allen vieren weiter auf das Meer zu. Ihre Hände tasteten sich von Klippenkante zu Klippenkante, und ich fragte mich natürlich, was sie dort so verbissen suchte. Eigentlich konnte es nur mit Gordian zu tun haben und sofort schlug mein Herz wieder ein paar Takte schneller.
    Ich beugte mich ein wenig vor und ließ meinen Blick über die Uferlinie streifen, aber ich konnte nichts Ungewöhnliches entde cken – was mich auch gewundert hätte! Wenn Gordy wirklich dort unten im Wasser war, hätte er Aimee längst bemerkt und würde sich verborgen halten, und zwar so gut, dass er nicht einmal für die Augen eines Nixes zu erkennen war.
    Was zur Hölle wollte sie also dort unten?
    Für meinen Geschmack hatte sie sich mittlerweile viel zu weit über die Klippen hinausgelehnt, ihre Arme befanden sich bereits bis zu den Ellenbogen im Wasser.
    Aimee konnte zwar schwimmen, aber mir war einfach unwohl bei dem Gedanken, dass sie das Gleichgewicht verlieren und ins Meer fallen könnte. Vielleicht lag es daran, dass ich Javen Spinx’ warnende Worte noch im Ohr hatte, vielleicht beunruhigte es mich aber auch, weil mich dieses Bild an mich selbst erinnerte, als ich dort unten gehockt und mich kurz darauf in Kyans tödlicher Umarmung wiedergefunden hatte.
    Und nicht einmal einen Atemzug später passierte es tatsäch lich: Aimee verlor den Halt und plumpste schwer und ungelenk wie ein voller Mehlsack ins Wasser.
    Ich sah, wie sie unterging, wieder auftauchte und ihre Finger hektisch nach Halt suchend über die Steine fuhren. Offenbar fand sie tatsächlich einen Vorsprung oder eine Spalte, denn kurz darauf gelang es ihr, sich bis zur Taille herauszuziehen, und ich wollte schon aufatmen, aber bereits eine Sekunde später glitt sie erneut ins Meer. Ihr gesamter Oberkörper verschwand, nur ihr Arm blieb leicht verdreht zwischen den Klippen hängen.
    Aimee zappelte. Immer wieder trat ihr Gesicht aus dem aufge wühlten Meeresgrün hervor, offenbar aber nie lange genug, um nach

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