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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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zurück, aber mein Kopf weiß, dass das nun mal nicht möglich ist.«
    »Ich werde dich besuchen«, versprach ich. »Ganz bald.«
    »Nachdem oder bevor du mit Sina, Sarah und Bille auf Gotland gewesen bist?«
    »Oh, sie hat dir davon erzählt?«
    »Allerdings«, sagte Mam. »Sina ist vollkommen aus dem Häus chen deswegen. Das wäre ich auch«, meinte sie. »Ich wünschte, ich könnte dabei sein!«
    »Wieso nicht?«, entgegnete ich aus einem spontanen Sehn suchtsgefühl heraus, und für einen Moment schien sie es tatsäch lich in Erwägung zu ziehen. Doch dann rief sie: »Oh, nein, oh, nein! Ich alte Schachtel werde einen Teufel tun und mit vier Teen agern durch die Lande ziehen! Ihr bleibt mal schön unter euch.
    Davon abgesehen, ist es sowieso völliger Quatsch, denn ich muss ja auf jeden Fall bis Mitte September arbeiten.«
    »Dann machen wir eben im Herbst, bevor deine Yogaausbil dung anfängt, einen Mutter-Tochter-Urlaub«, schlug ich vor. Bei all dem Wirrwarr und dem Dunkel um mich herum brauchte ich einfach etwas Normales, auf das ich mich – zumindest in meiner Fantasie – freuen konnte. »Solange wir irgendwas in Küstennähe anpeilen, reise ich für null Euro die Seemeile.«
    »Ach, Schätzchen«, sagte Mam, und ich dachte schon, dass ich sie mit dieser Art Scherz nur wieder runtergezogen hatte, aber dann lachte sie auf einmal und meinte: »Also gut, ich nehme dich beim Wort und würde glatt so etwas Profanes wie Mallorca anvi sieren. Du müsstest mir dann nur rechtzeitig Bescheid geben, in welcher Bucht ich dich mit einem Bademantel und deinem Koffer in Empfang nehmen soll.«
    »Ach, Mam«, sagte jetzt ich. »Ich liebe dich so sehr.«
    »Und ich dich erst, Süße. Und ich dich!«

    Am nächsten Morgen schaltete ich gleich nach dem Aufstehen den Fernseher ein. Ruby war am späten Abend nach Hause gefah ren und ich hatte eine unruhige, fast schlaflose Nacht hinter mir. Die Nachricht von dem ermordeten Mädchen aus Nantes und der Gedanke, dass vielleicht gar nicht Kyan, sondern Zak dahin tersteckte, hatten mich nicht losgelassen. Mittlerweile verdichtete sich in mir die Befürchtung, dass er inzwischen mit einer eigenen Allianz in den Ärmelkanal zurückgekehrt sein könnte und bereits die heutige Neumondnacht dazu nutzen würde, mit unzähligen Delfinnixen Guernsey, Sark oder Jersey zu stürmen.
    Tatsächlich brachte das Vormittagsmagazin einen Bericht über Germaine Poulliers gewaltsamen Tod.
    Die beiden Moderatoren interviewten gerade einen Offizier der Küstenwache, der vor übereilten Schlussfolgerungen und unüber legtem Handeln warnte und sich ansonsten darauf beschränkte, die »Sachlage vor Ort« zu schildern. Das Mädchen sei ertrunken, möglicherweise auch ertränkt worden. Die Kleidung sei zerris sen, äußere Verletzungen seien auf den ersten Blick jedoch nicht erkennbar gewesen, und von dem Messer, mit dem mutmaßlich das Netz zerschnitten wurde, fehle bisher jede Spur. Allerdings seien die Untersuchungen ja noch längst nicht abgeschlossen, in ein paar Tagen könne man sicher mehr sagen. Anschließend wurde die Pressesprecherin einer Fischereigesellschaft im Studio begrüßt, die etwas von »außerordentlich bedauerlichem Zwischen fall« und »mutwilliger Zerstörung fremden Eigentums« faselte.
    Die Frau war mindestens zehn Jahre jünger als Mam, hatte glatte hellblonde und zu einem Nackenschwanz gebundene Haare und trug ein dunkelblaues Kostüm und eine weiße Bluse. Allein bei ih rem Anblick stellten sich mir die Nackenhaare auf, und nachdem ich mir den Schwachsinn, den sie von sich gab, eine halbe Minute lang angehört hatte, hätte ich das Fernsehgerät am liebsten gleich wieder ausgestellt. Aber dann hörte ich sie sagen, dass das Ganze womöglich ein tragischer Unfall sei und in Wahrheit auf das Kon to »gewisser militanter Umweltschützer« ginge, die von dem an geblichen Meeresbiologen Javen Spinx dazu aufgestachelt worden seien. Schließlich werde schon seit Jahren gemutmaßt, dass dieser sich ständig am Rande der Legalität bewege.
    »Du hast ja keine Ahnung«, knurrte ich und wartete gespannt auf die Reaktion des Moderatorenteams, das nun eingeblendet wurde.
    »Das sind ziemlich starke Anschuldigungen, die Sie da gegen Mr Spinx vorbringen«, sagte der männliche Kollege, »die wir auf keinen Fall so stehen lassen möchten.«
    Und dann gab es – ich konnte es kaum glauben – tatsächlich eine Live-Schaltung nach London, wo Javen sich zur Stunde offenbar aufhielt.
    Vor dem

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