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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Hintergrund des Themseufers und der Silhouette des London-Eye stand er da in einem legeren Sommerjackett über ei nem hellen T-Shirt und kam mit einer Ungeheuerlichkeit nach der anderen heraus.
    Nachdem er die Unterstellung der Pressesprecherin, Umwelt schützer könnten irgendetwas mit dem Tod des Mädchens zu tun haben, entschieden von sich gewiesen hatte, brachte er die Spra che einmal mehr auf besonders intelligente Delfinmutationen, die er hier sehr viel wahrscheinlicher für verantwortlich hielt.
    »Sie haben diese These in den vergangenen Wochen ja nun schon mehrfach geäußert. Gibt es denn überhaupt irgendwelche Anhaltspunkte oder sogar Beweise für diese Vermutung?«, woll te nun die Moderatorin wissen, eine aufgeweckte junge Frau mit kurzen schwarzen Haaren und einem Schwangerschaftsbäuchlein unter der bunten Wickelbluse.
    »Allerdings, die gibt es«, erwiderte Javen Spinx. »Die DNA-Spuren, die an den Leichen gefunden wurden, sind zwar noch nicht vollständig entschlüsselt, die Hinweise darauf, dass es sich dabei um keine rein menschlichen Gene handelt, haben sich in zwischen jedoch verdichtet.«
    »Sie haben also Kontakt zu den Wissenschaftlern aus der Rechtsmedizin?«, hakte der Moderator nach, der wesentlich älter und steifer als seine Kollegin war.
    »Ich habe in den vergangenen Wochen in der Tat sehr viele Gespräche geführt«, antwortete Javen ausweichend. »Darüber hi naus hatte ich die Gelegenheit, mir das eine oder andere Untersu chungsergebnis persönlich anzuschauen.«
    »Und warum ist bisher noch nichts Konkretes an die Öffent lichkeit gedrungen?«, erkundigte sich der Moderator.
    »Das müssen Sie schon die zuständigen Behörden fragen«, sagte Javen Spinx. »Ich kann darüber nur mutmaßen. Wahrscheinlich will man nicht unnötig Panik schüren und vermeiden, dass es in der Bevölkerung zu einer Überreaktion kommt.«
    »Genau das tun Sie aber gerade«, entgegnete die Moderatorin.
    Javen runzelte die Stirn. Kopfschüttelnd neigte er sich dem Übertragungsgerät entgegen. »Wie bitte?«
    »Sie schüren Panik.«
    »Das sehe ich anders«, erwiderte er. »Ich gehöre weder zur Poli zei noch zur Regierung, sondern betrachte es als meine Pflicht, die Anwohner aller Küstenregionen und insbesondere die Bürger der Kanalinseln über die bestehende Gefahr in Kenntnis zu setzen. Von daher bleibe ich bei meiner Empfehlung, die Strände zu mei den und auch bei sommerlichen Temperaturen auf Surfen, Baden und Bootstouren zu verzichten.«
    Der Moderator wollte zu einer Bemerkung ansetzen, doch sei ne Kollegin kam ihm zuvor. »Bezieht sich diese Empfehlung ei gentlich in erster Linie auf Mädchen und junge Frauen?«, fragte sie jetzt.
    Javen Spinx kräuselte die Lippen. Über seine Antwort schien er sehr genau nachzudenken.
    »Nicht unbedingt«, meinte er schließlich. »Vor meiner Reise nach London war ich auf Madeira, um mit Tiago Marques zu spre chen. Das ist der junge Mann, der bei einem frühmorgendlichen Tauchgang einer Seejungfrau begegnet sein will. Sie erinnern sich bestimmt, dass zunächst davon die Rede war, er hätte noch ein wenig Alkohol im Blut gehabt …«
    »Was ist mit ihm?« Ungeduld schwang in der Stimme der Mo deratorin durch.
    »Nun, auch auf die Gefahr hin, dass Sie mich für verrückt erklären«, begann Javen Spinx, »aber ich glaube dem jungen Mann, denn er konnte diese Nixe in allen Einzelheiten beschreiben: blasse Haut, lange dunkle Locken, riesige blaue Augen … sehr hübscher Oberkörper …« Er räusperte sich ein wenig theatralisch. »Dieses Meermädchen muss wirklich außergewöhnlich schön anzuschauen gewesen sein. Ach ja, und die Schwanzflosse, in die ihr Leib ab der Hüfte überging, erinnerte Señor Marques im Übrigen an die eines Delfins.«
    Ich spürte, wie mir die Kinnlade herunterfiel. Völlig fassungs los starrte ich auf den Bildschirm, starrte in das Gesicht von Javen Spinx, der mein leiblicher Vater war und der doch tatsächlich die Chuzpe besaß, diese unglaubliche Lüge in die Kamera zu spre chen. Es war, als blickte er mir dabei direkt in die Augen und als würde er mir damit sagen wollen: Wenn die Menschen dich nicht erledigen, werde ich es tun.
    Der Zorn, der sich in mir Bahn brach, war so heiß, dass ich befürchtete, das Polster des Rattansofas könnte in Brand geraten.
    »Du widerliches, gottverdammtes Arschloch!«, keuchte ich. »Warum tust du das? … Wenn ich für euch Hainixe ohnehin nur eine Aussätzige bin, wieso kannst du mich dann nicht

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