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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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wenn ich dir sage, dass er ebenfalls da oben ist …?«
    Ihre Brauen schoben sich über ihrer Nasenwurzel zusammen. »Gordian?«, fragte sie.
    »Ja, Gordian.«
    Ich spürte, wie ihr Herz rasend schnell zu klopfen begann. Den noch breiteten sich Zweifel in ihrem Gesicht aus.
    »Jetzt hör mir mal zu«, sagte ich nun endgültig entschlossen. »Ich bin genauso wie er.«
    Und wieder überraschte Aimee mich – nämlich, indem sie ohn mächtig wurde.

    Zum Glück kam sie erst wieder zu sich, als sie auf meinem Bett lag. Niemand hatte gesehen, wie ich mir ihren reglosen Körper über die Schulter geworfen hatte und anschließend mit ihr zum Cottage hinaufgehastet und über den Balkon in meinem Apart ment verschwunden war.
    »Bleib einfach liegen, ich bin sofort wieder da«, sagte ich, be reits auf dem Weg ins Badezimmer, um Mams gute Heilsalbe und Verbandszeug zu holen.
    Natürlich hörte Aimee nicht auf mich, sondern stand sofort vom Bett auf und torkelte hinter mir her.
    »Wo ist er?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Offenbar nicht mehr hier.«
    »Du linke Bazille, du«, fauchte sie. »Lockst mich hier hoch …«
    »Ja?« Ich brachte sie mit einem scharfen Blick zum Schweigen. »Um was mit dir zu tun?«
    Ich hatte nicht besonders laut gesprochen, doch Aimee zuckte unter meinen Worten regelrecht zusammen. Wie mit dem Boden verwachsen stand sie in der Tür, hielt ihren blutenden Arm fest und musterte mich von oben bis unten.
    Ich trug noch immer das Tank-Top und die Kapuzenjacke, aus der das Wasser nur so heraustropfte, und darunter, nachlässig um die Hüfte gebunden, meine Haihaut. Unter meinen nackten Fü ßen hatte sich bereits eine Pfütze gebildet.
    »Nimm dir einfach ein paar trockene Sachen aus dem Kleider schrank«, sagte ich, während ich den Spiegelschrank öffnete und darin nach Salbe, Mullbinde und Pflaster suchte.
    Danach zerrte ich ein Handtuch aus dem Regal und warf es ihr zu.
    Aimees Reflexe funktionierten noch einwandfrei, denn sie fing es auf und legte es sich um den Nacken.
    »Das Bett ist auch ganz nass«, erwiderte sie.
    »Ich weiß, es war blöd von mir, dich dort hinzulegen«, sagte ich. »Aber es trocknet schon wieder.«
    Aimee nickte zaghaft und tappte ins Zimmer zurück.
    Ich zog mich aus, warf meine nassen Klamotten in die Badewan ne und ein paar Minuten später trugen wir beide trockene Sachen und einen Handtuchturban um den Kopf. Aimees Wunde hatte aufgehört zu bluten, die Verletzung war auch nicht besonders tief, sondern nur eine großflächige Abschürfung, die sicher schnell wieder heilen würde. Eigentlich brauchte Aimee den Verband nur, damit sie sich die Salbe nicht in die Klamotten schmierte.
    »Warum hast du behauptet, dass Gordian hier ist?«, fragte sie, nachdem ich ihr die Haare trocken gerubbelt und die Handtücher ins Bad zurückgebracht hatte.
    »Weil du sonst nicht mitgekommen wärst. Wahrscheinlich hät test du halb Richmond zusammengebrüllt, und dann hätten alle  gesehen, dass ich einen Fischschwanz habe.«
    Aimee schluckte. »Hast du doch gar nicht.«
    »Nein«, gab ich zurück. »Genau wie bei Gordian verwandeln sich meine Beine nur dann in eine Flosse, wenn ich ins Meer gehe. Ansonsten bin ich ein ganz normales Mädchen.«
    »Normal …?« Aimee schüttelte nur den Kopf. »Gordian ist an ders als du«, sagte sie mit ernstem Gesicht. »Er hat keinen Schat ten.«
    Mein Puls schnellte in die Höhe. »Das hast du gesehen?«, fragte ich und hatte Mühe, meinen Atem flach zu halten und mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen.
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Gestern.« Aimee deutete zum Fenster. »Da unten bei den Klip pen. Und vor zwei Tagen auch schon.«
    Ich sah ihr fest in die Augen und suchte nach etwas, was darauf hindeutete, dass sie einem Trugschluss erlegen war, aber ihr Blick war absolut klar. Ich konnte mir sicher sein: Aimee fantasierte sich nicht irgendwas zusammen, sie hatte Gordy wirklich gesehen!
    Ich hätte losjubeln können vor Glück und gleichzeitig aufstöh nen, dass er so unvorsichtig war!
    »Ich habe ihn gerufen«, erzählte Aimee. »Und er hat auch zu mir rübergeschaut. Aber dann ist er ganz plötzlich verschwun den«, fügte sie niedergeschlagen hinzu. »Vielleicht traut er sich nicht …« Eine Mischung aus Sehnsucht und Verzweiflung legte sich über ihr Gesicht. »Dabei würde ich ihn niemals verraten. Ich liebe ihn, Elodie. Ich liebe ihn so sehr.«
    Ihre Stimme war ganz dünn und zittrig geworden und mit ei nem Mal tat sie mir schrecklich

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