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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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erklomm blitz schnell das Geländer und rief: »Und jetzt halt dich gut fest!«
    Genau wie damals legte ich meine Arme um seinen Oberkör per und schmiegte meine Wange gegen seinen Rücken. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich ihn nie wieder losgelassen. Wenn er tatsächlich noch immer mich wollte und nicht Kirby, konnte ich mir nichts Schöneres vorstellen … Es sei denn, das Meer entschied anders.

    Eng umschlungen schwebten wir durch die Luft. Für einen Mo ment schien die Zeit stillzustehen. Aber dann schlug das Wasser viel zu schnell über uns zusammen. Mein Herz raste vor Angst, dass in wenigen Sekunden alles vorbei sein könnte. Dass all das Wundervolle, das ich mit Gordian erlebt hatte, nun endgültig der Vergangenheit angehörte.
    Während ich darauf wartete, dass sich seine Haut unter meiner Umarmung mit einer Delfinhülle überzog, spürte ich, wie sich meine Beine sanft zu einer Flosse zusammenfügten. Trotzdem wagte ich kaum, den ersten Atemzug unter Wasser zu tun, und als ich dem Druck in meiner Lunge schließlich doch endlich nach gab, war es wie eine Offenbarung.
    Das Meer strömte in mich hinein und füllte meine Seele mit seinem kraftvollen Wunsch, ein Teil dieser Welt zu sein, ein riesiges Gefäß voller Leben, Liebe und Wunder.
    Versprich mir, dass du immer für mich sorgen wirst, glaubte ich es flüstern zu hören.
    Wenn du mir Gordy lässt …
    Du stellst Bedingungen?
    Nein, es ist nur eine Bitte. Es ist das, was ich mir am sehnlichsten wünsche.
    Redest du mit mir?, fragte Gordy grinsend. Er ließ mich los und wuselte übermütig um mich herum.
    Sonnenstrahlen fielen zu uns herab und tanzten wie golde ne Schmetterlinge auf seiner Haut. Seine türkisfarbenen Augen glänzten vor überbordender Freude.
    Ich schüttelte den Kopf. Nein, ich habe …
    Irgendwie konnte ich das alles noch gar nicht fassen und fürch tete schon, dass ich jeden Moment aus einem Traum erwachen und mich in meinem Bett in Tante Gracies Cottage wiederfinden würde.
    Wie auch immer, wisperte Gordy. Es ist auch das, was ich mir am sehnlichsten wünsche.
    Er glitt hinter mich, umfasste meine Hüfte genau dort, wo mei ne menschliche Haut in die eines Hais überging, und zog mich mit sich fort in Richtung Südwesten auf die französische Küste zu.
    Das Meer war ruhig und klar, die Riffe bunt und voller Leben, und die einzigen Geräusche, die ich vernahm, waren Gordians Atem und seine sanften Flossenschläge.
    Ich lag vollkommen still in seinen Armen und ließ mich von ihm forttragen, wohin auch immer er mich bringen wollte.
    Willst du es wirklich nicht wissen?, fragte er nach einer kleinen Ewigkeit.
    Nein … Ähm, doch!
    Dann pass mal auf . Wir sind nämlich gleich da.
    Gordy zog mich durch eine schmale Felsspalte, gleich dahinter öffnete sich eine breite Sandfläche. Das Wasser stand hier nur noch knapp drei Meter hoch, sodass wir mühelos ins Trockene gleiten konnten. Ich wollte mich auf die Beine heben und mich umsehen, doch Gordian hielt mich fest und drückte mich in den warmen Sand hinunter. Sein Schatten fiel über mich, seine Pupil len waren groß und dunkel und seine Lippen schienen mir ver führerischer denn je.
    »Wo sind wir hier?«, fragte ich.
    »Erkennst du es etwa nicht?«
    »Nein.« Ich reckte den Kopf in den Nacken und bemerkte hohe, von unzähligen Seevögeln bevölkerte Felsen hinter uns. Die Tiere machten einen höllischen Lärm, doch verrückterweise störte mich das überhaupt nicht.
    »Ist das die kleine Vogelinsel, auf der wir …«
    Gordy nickte.
    »Und wo Cyril uns überrascht hat und …«
    »Hör zu, Elodie, ich habe nun wirklich keine Lust, mit dir zu diskutieren«, sagte Gordian streng. »Weder über Cyril noch über diese Insel oder sonst was. Ich will dir nicht erklären müssen, dass die Wochen ohne dich die reine Hölle waren, und ich will mich auch nicht dafür rechtfertigen, dass ich wahnsinnige Angst um dich hatte und am liebsten jede Sekunde über dich gewacht hätte.«
    »Und ob du das musst!«, entgegnete ich in gespieltem Ernst. »In Wahrheit bin ich nämlich sehr gut ohne dich klargekommen. Eigentlich gab es überhaupt keinen Grund, mich immer bevor munden zu wollen. Tatsache ist doch: Ohne mich hättest du dich nicht an den Wal in dir erinnert.«
    »Stimmt«, hauchte Gordy und seine Nasenspitze berührte mei ne. »Ohne dich bin ich gar nichts.«
    »Fängst du schon wieder damit an?«, gab ich leise lachend zu rück. »Du Plonx!«
    »Nein, ich meine das ganz ernst«, erwiderte

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