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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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er, während er seine Hand nach mir aus streckte und mich sanft an der Schulter berührte. Anders als vor dreieinhalb Monaten, als ich ihn am Lübecker Flughafen das erste Mal traf, fühlten seine Fingerkuppen sich nicht kalt, sondern an genehm warm an. »Und wie gern ich mit dir und deiner Mutter zusammengelebt hätte. Ich weiß, dass Rafaela damals sehr verliebt in mich gewesen ist und sie nur aus Angst, mich wiederzutreffen, nie mehr auf die Kanalinseln gekommen ist. Sie wollte das, was sie mit dir und deinem Vater verband, nicht aufs Spiel setzen.«
    »Hat sie dir das gesagt?«
    »Nein. Das habe ich in ihren Gedanken gelesen.«
    Klar.
    »Javen, ich …«, begann ich, dabei wusste ich eigentlich über haupt nicht, was ich sagen sollte.
    »Wünsch uns einfach Glück«, meinte er lächelnd. »Ich zumin dest wünsche dir alles Glück der Welt.« Er sah über meine Schul ter hinweg in Richtung Steuerhaus. »Genauso wie ihm.«
    Ich drehte mich um, und mein Blick fiel auf Gordian, der sich uns zögernd näherte.
    Tja, dann lass ich euch mal allein, raunte Javen mir zu. Wir sehen uns. Irgendwann.
    Nicht einmal einen Atemzug später stand er bei Cyril, Jane und Kapitän Ledoux und unterhielt sich angeregt mit Major Kesten.

    »Was ist mit Aimee?«, war meine erste Frage. »Ist sie noch auf dem Schiff?«
    »Ja. Sie schläft.« Gordian machte eine resignierte Geste. »Es tut mir sehr leid, dass ich … dass ich sie verzaubert habe und sie jetzt wahrscheinlich nie wieder einen anderen lieben kann.«
    Ach, tatsächlich?, dachte ich bitter. Und was ist mit mir? Tut es dir auch leid, dass du mich verzaubert hast?
    Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass er die Reling umfass te. Er wirkte unsicher, fast niedergeschlagen.
    »Weißt du nicht, mit welchen Worten du dich von mir verab schieden sollst?«, stieß ich ungewollt harsch hervor.
    »Hätte ich denn einen Grund dazu?«, entgegnete er vorsichtig.
    Du meine Güte! Er dachte doch wohl nicht allen Ernstes, dass er mit Kirby zusammen und gleichzeitig mit mir befreundet sein konnte! Trotz all dem, was wir eben im Meer zusammen erlebt und gemeinsam vollbracht hatten, war diese Vorstellung unerträg lich für mich.
    »Wo ist sie überhaupt?«
    »Wer?«, fragte er ehrlich erstaunt.
    »Na, Kirby.«
    Gordian zögerte mit seiner Antwort. Wahrscheinlich suchte er nach einer passenden Erklärung für seine veränderte Gefühlslage. Dabei brauchte er mir gar nichts zu erklären. Ich verstand sehr gut, dass er nur seiner Bestimmung gefolgt war.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich.
    Bisher hatte ich es vermieden, ihn richtig anzusehen, doch jetzt konnte ich nicht anders. Ich musste ihn einfach anschauen und diesen unwürdigen Zustand endlich beenden.
    »Hör auf damit, Gordy«, sagte ich. »Es ist nun mal, wie es ist. Kirby und du, ihr gehört zusammen. Du musst dir deswegen wirk lich keine Vorwürfe machen. Außerdem bin ich ihr sehr dankbar dafür, dass sie es mit Kyan aufgenommen hat und …«
    »Was redest du denn da?« Auf Gordians Stirn hatte sich die mir so vertraute Steilfalte gebildet. »Nicht Kirby und ich gehören zusammen, sondern unsere Talente.«
    »Aber genau das ist doch der Punkt«, erwiderte ich aufgebracht. »Eure Talente ergänzen einander wie Tag und Nacht. Wie Leben und Tod«, fügte ich etwas leiser hinzu. »Ihr könnt gar nicht ge trennt voneinander leben.«
    »Aber ich liebe sie nicht … Nicht so.«
    »Gordy, hör endlich auf damit«, sagte ich noch einmal und hob abwehrend meine Hände. »Bitte mach mir nichts vor … Mach uns nichts vor. Okay, es war schön …«
    »Schön?« Die Steilfalte auf seiner Stirn vertiefte sich und ein verzweifelter Zug legte sich um seine Lippen. »Also, ich habe kei ne Worte dafür«, sagte er schließlich. »Ich weiß nur, dass ich nie zuvor so intensiv und … so tief empfunden habe.«
    Und wenn schon, dachte ich ergeben. Es war vorbei. Gordian würde mit Kirby an seiner Seite zu den Delfinnixen zurückkeh ren. Er würde mit ihnen leben, wahrscheinlich sogar eine eigene Allianz anführen. Ja – wenn mir etwas wirklich sinnvoll erschien, dann genau das.
    »Du hast keine Verbindung zu mir gehalten«, hörte ich mich sagen, dabei wollte ich ihm gar keine Vorwürfe machen.
    »Weil wir es so verabredet hatten und ich weder dich noch unse re gemeinsame Aufgabe in Gefahr bringen wollte.« Gordys Finger lösten sich von der Reling. Ich sah, wie seine Hände gestikulier ten. »Ich habe Tag und Nacht, Minute für Minute, immer

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