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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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majestätischen Felsens befand.
    Er war mindestens zwanzig Meter hoch und von unzähligen verschiedenen Pflanzen in den unterschiedlichsten Braun- und Grüntönen bewachsen. Einige von ihnen waren dicht und bu schig, andere bestanden aus armlangen Tentakeln, die in der Strö mung tanzten. Dazwischen – eifrig auf der Suche nach Nahrung – wuselten Schalentiere und kleine Fische umher.
    Größere Spalten oder Ausbuchtungen, in die ich mich für eine Weile hätte versenken können, entdeckte ich nicht, nur schmale Risse und Tunnel, in denen entweder Pflanzen wucherten oder kinderkopfgroße Krebse hausten, deren Panzer mit Muschelscha len und Seetang überzogen waren.
    Fasziniert betrachtete ich dieses exotische Mini-Universum mit ten im Atlantik, dem dieser schreckliche Knall eben offensichtlich überhaupt nichts hatte anhaben können.
    Wir dürfen das nicht länger dulden, zischte eine Stimme dicht an meinem Ohr, und in der Annahme, dass sie Cyril gehörte, wir belte ich herum. Den Vorwurf, was ihm einfiele, mich zu Tode zu erschrecken, hatte ich bereits auf den Lippen. Aber hinter mir war niemand.
    Was willst du denn tun?, knurrte ein anderer. Vielleicht doch ihre Schiffe zerstören?
    Meine Muskeln versteiften sich. Ich hörte auf zu atmen und wagte kaum, mich zu rühren. Wer auch immer sich hier unter hielt, es waren Nixe, Delfine, vermutete ich, und sie befanden sich höchstwahrscheinlich nicht mehr als ein oder zwei Körperlängen von mir entfernt, hinter einem Vorsprung oder vielleicht auch zwischen den etwas größeren Pflanzen verborgen.
    Entschlossen drehte ich mich wieder um, nach wie vor gespannt bis in die kleinste Muskelfaser.
    Sollten die beiden mich inzwischen bemerkt haben, würde mir hoffentlich noch immer genügend Zeit zur Flucht bleiben. Schnel ler als sie war ich allemal, insofern schien es mir ein kalkulierbares Risiko zu sein. Und das Glück war tatsächlich auf meiner Seite. Die Nixe hatten bisher nichts von meiner Anwesenheit bemerkt.
    Sei nicht töricht! Wie sollten wir das anstellen? , wisperte die erste Stimme nun zurück. Sie hatte einen angenehm tiefen Klang und war etwas rauer als die seines Freundes, auf jeden Fall aber handel te es sich um zwei männliche Nixe.
    Aufmerksam ließ ich meinen Blick über die Felswand gleiten, suchte jede Spalte, jede Unebenheit und jedes Gewächs ab, konn te jedoch weder eine Flosse oder verdächtige Bewegung noch das silbrige Schimmern einer Delfinhaut entdecken.
    Wir sollten es zumindest in Betracht ziehen, erwiderte der andere. Ich bin sicher, wenn wir darüber nachdenken, wird sich auch eine Möglichkeit finden.
    Und mit welchem Ziel?, gab der Erste widerstrebend zurück. Schließlich sind es nicht die Schiffe, die Fangnetze und die Waffen, die uns schaden, sondern die Menschen, die diese Dinge benutzen.
    Dann müssen wir sie eben aus ihren Schiffen hol… Die Stimme sei nes Freundes brach mitten im Wort ab, und nahezu im selben Augenblick registrierte ich einen plötzlichen Strömungsdruck an meinem Bauch, der nur durch das Schlagen einer Schwanzflosse unterhalb von mir hervorgerufen worden sein konnte.
    Blitzartig schoss ich nach oben und prallte mit dem Hinterkopf gegen einen dunklen Leib, der sofort zurückzuckte.
    Elodie, was ist?
    Cyril!
    Meine anfängliche Erleichterung vermischte sich mit Zorn.
    Verflucht noch mal! Was fällt dir ein, dich so anzuschleichen?
    Entschuldigung, aber ich habe deine Anspannung gespürt und wollte dir keinen Schrecken einjagen.
    Na, der Versuch war ja nun gründlich missglückt!
    Tut mir leid, murmelte Cyril zerknirscht.
    Schon gut, brummte ich. Hör zu, sagte ich dann und streckte meinen Arm aus, irgendwo dort im unteren Teil des Felsens halten sich zwei Delfinnixe versteckt. Ich habe ihr Gespräch belauscht.
    Cyril musterte mich abwartend. Und?
    Ich fürchte, sie planen … nichts Gutes.
    Damit erzählst du mir nichts Neues. Sein Tonfall triefte vor Sar kasmus.
    Cyril!, blaffte ich ihn an, dann stutze ich. Was weißt du darüber? Bist du etwa schon mal hier gewesen?
    Womöglich war dieser Felsen so eine Art geheimer Treffpunkt der Delfine und die Hainixe wussten längst davon. Doch leider mangelte es Cyril an der Bereitschaft, mir Auskunft zu geben, stattdessen antwortete er mit einer Gegenfrage:
    Worüber genau haben sie gesprochen?
    Das weiß ich nicht, log ich.
    Solange Cyril mir nicht vertraute, war es sicher besser, wenn ich mich mit meinen Informationen ihm gegenüber ebenfalls zu rückhielt.
    Und woraus

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