Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
Vom Netzwerk:
ich wollte dir nur helfen.
    Bleib einfach locker, okay?, erwiderte sie. Dann ist es nämlich ein Kinderspiel für mich, dich zu ziehen.
    Augenblicklich brachte ich meine Schwanzflosse zum Stillstand und schon zog Idis das Tempo wieder an. Offenbar konnte ich nur in besonderen Ausnahmesituationen mit Gordy im Gleichklang schwimmen.
    Wen wundert’s?, kommentierte Idis. Schließlich seid ihr ein Liebespaar. Sie sagte es in einer Mischung aus pubertärer Faszination und Sarkasmus.
    Du kennst dieses Gefühl wohl nicht? , fragte ich.
    Nein.
    Weil du zu jung bist oder …?
    Ich bin nicht zu jung, knurrte sie. Schon lange nicht mehr.
    Ich biss mir auf die Zunge. Wie hatte ich bloß so gedankenlos sein können! Gestern erst hatte Gordian mir erzählt, dass er nicht nur Kirby, sondern auch seine kleine Schwester vor den Übergriffen der männlichen Nixe beschützt hatte. Und auf ge nau diesen Schutz hatte sie nun schon seit vielen Wochen ver zichten müssen.
    Keine Sorge, sagte Idis milde. Kirby und ich wissen uns inzwischen selbst zu helfen. Bestimmt kannst du es dir denken. Sonst erkläre ich es dir, sobald wir das südliche Ende der Ilhas Desertas erreicht haben.
    Und was ist mit Gordy?, entgegnete ich. Wird er ebenfalls dort sein?
    Idis zuckte mit den Schultern. Ja, sicher. Früher oder später.
    Mehr war aus ihr nicht herauszukriegen. Ich konnte so viel nachbohren und jammern, wie ich wollte, Idis sagte keinen Ton mehr. Schließlich gab ich es auf und versuchte stattdessen, mich zu orientieren. Bestimmt war es kein Fehler, wenn ich mich notfalls auch allein in dieser Gegend zurechtfand. Doch leider entdeckte ich nichts, was in irgendeiner Weise bemerkenswert oder sogar hervorstechend war.
    Zuweilen wechselte die Temperatur, das Wasser jedoch wirkte gleichförmig graublau und hatte einen angenehm kräftigen, fri schen Salzgeschmack. Der Grund war kaum auszumachen, unter uns schien es mal mehr und mal weniger dunkel zu sein. In der Ferne war das Dröhnen von Schiffsmotoren zu hören, und über mir leuchtete es hin und wieder hell auf, wahrscheinlich Reflexe des Mondlichts, die von der bewegten Meeresoberfläche in die Tiefe geschickt wurden.
    Und dann, ganz plötzlich, änderte sich alles. Das Wasser flach te ab und unzählige, in einem satten Rotbraun schillernde Grate aus Vulkangestein schälten sich aus dem Boden. Fischschwärme stoben an uns vorbei, Algen wogten sanft hin und her und ein Rochen schwebte wie ein drachenförmiges Raumschiff über mich hinweg.
    Idis bremste abrupt und glitt nun nahezu bewegungslos dahin. Du kannst jetzt loslassen, wir sind gleich da.
    Ich löste meine Hände von ihrer Rückenflosse und schwamm neben ihr her auf eine weitläufige, zerklüftete Felswand zu.
    Das ist die Hauptinsel, die Deserta Grande, erklärte Idis. Bugio liegt ganz im Süden der Gruppe. Dort befindet sich einer von Mamas Lieblingsplätzen.
    Machen wir hier gerade so etwas wie eine Sightseeingtour?, erkundig te ich mich ironisch.
    Nur keine Panik, gab Idis grinsend zurück. In wenigen Minuten erfährst du alles, was du wissen möchtest.
    Ich bedachte sie mit einem Seitenblick und bemerkte das über mütige Blitzen in ihren türkisfarbenen Augen. Ihre Gelassenheit war wirklich beneidenswert. Ich hingegen dachte ununterbrochen an Gordy. Ängstigt ihr euch eigentlich nie um einen eurer Angehörigen?, fragte ich.
    Natürlich, erwiderte Idis. Sofern er sich in Gefahr befindet.
    Und das ist bei Gordy nicht der Fall?
    Nein.
    Sie deutete auf einen hakenförmigen Steinvorsprung, der wie eine riesige Nase aus der Felswand herausragte. Mein Puls schoss in die Höhe, denn ich erwartete, dass Gordian jeden Augenblick dahinter hervorkam.
    Sie sind noch nicht zurück, sagte Idis noch immer grinsend.
    Ich biss den aufflammenden Zorn weg, denn ich wollte jetzt auf keinen Fall etwas Falsches sagen.
    Und woher willst du das so genau wissen?, erkundigte ich mich möglichst unaufgeregt.
    Echolot, entgegnete sie knapp. Hat Gordy dir das nicht erklärt?
    Klar hat er das.
    Kopfschüttelnd sah ich sie an und Idis erwiderte meinen Blick mit einer hochgezogenen Braue.
    Dann hat er dir offensichtlich nicht alles gesagt.
    Schon möglich, antwortete ich, auch weiterhin um Fassung be müht. Die Vorstellung, dass Gordian mir schon wieder etwas We sentliches verschwiegen haben könnte, machte mich verrückt.
    Das Echolot eines Delfinnixes arbeitet auf drei verschiedenen Ebenen, begann Idis zu meiner Überraschung nun ohne Umschweife. Der animalischen, der

Weitere Kostenlose Bücher