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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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funktionalen und der emotionalen.
    Aha …?
    Mit dir, seiner Familie und seinen engsten Freunden verständigt er sich in erster Linie über die emotionale Ebene, fuhr Idis unbeirrt fort. Sie ist die direkteste Verbindung und auch die persönlichste, denn über diesen Weg kommunizieren immer bloß ein Sender und ein Empfänger miteinander. Allerdings geht das nur über eine sehr kurze Entfernung.
    Was bedeutet, dass Gordy dir keine persönliche Nachricht schicken kann?, hakte ich sofort nach.
    Nein, im Moment scheint er dafür noch zu weit weg zu sein.
    Dann hörst du ihn also über die funktionale Ebene?, bohrte ich wei ter.
    Auch nicht, gab Idis zurück. Würde Gordy solche Echos aussenden, wäre er für jeden aufzuspüren.
    Also auch für Kyan?
    Idis nickte.
    Und ich hatte bereits geschlussfolgert, dass dies insbesondere die animalische Ebene betraf.
    Stimmt , bestätigte sie. Trotzdem nutzen Gordy, Kirby und ich die ganze Zeit genau diesen Weg.
    Interessant. Und warum?
    Ganz einfach. Wieder stahl sich ein Grinsen in Idis’ Gesicht, aber diesmal wirkte es nicht überheblich, sondern schelmisch, was sie mir sofort wieder unheimlich symphatisch machte. Weil die meisten anderen es nicht tun. Bei vielen Delfinnixen ist die animalische Ebene inzwischen verkümmert. Typen wie Kyan oder Zak empfinden sich als zu hoch entwickelt, um sich noch dieser niederen Funktion zu bedienen. Idis verdrehte die Augen, dann griente sie richtig breit. Was für uns natürlich ein gewaltiger Vorteil ist.
    Okay, sagte ich. Und wie funktioniert dieses animalische Echolot?
    Idis zwinkerte mir zu. Wie bei den Tieren.
    Na toll! Damit konnte ich wenig anfangen. Gerade Kyan be nahm sich doch alles andere als hoch entwickelt. Im Gegenteil: Von einem normalen Delfin schien er sich nur insofern zu unter scheiden, als er ein Bewusstsein und ziemlich brutale und sexisti sche Gedanken hatte.
    Schlagartig wurde Idis’ Miene ernst. Das macht ihn ja so gefährlich, sagte sie, und ihr intensiver Blick offenbarte mir, dass Gordians klei ne Schwester trotz ihrer Jugend in alles eingeweiht war.
    Ich war so beeindruckt von der Reife, die sie ausstrahlte, dass ich darüber für einen Moment sogar Gordy vergaß. Als er sich wieder in mein Herz drängte, hatte ich fast ein schlechtes Gewissen.
    Das brauchst du nicht zu haben, sagte Idis und stupste mich mit dem Maul ihres Delfinkörpers sanft gegen die Brust. Liebe ist sicher großartig. Aber muss man deshalb mit seinen Gedanken jede Sekunde bei dem anderen sein? Außerdem hätte ich es dir ganz bestimmt nicht verschwiegen, wenn ich auch nur das geringste Anzeichen dafür wahrgenommen hätte, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte, setzte sie hinzu. Du kannst mir vertrauen.
    Mit einem tiefen Zug sog ich meine Lunge voll Wasser und merk te, wie ich mich allmählich entspannte.
    Gut, sagte Idis, und jetzt muss ich dringend zum Luftschnappen nach oben. Wie das animalische Echolot genau funktioniert, kannst du dir ja von Gordy erklären lassen. Ich finde, das ist er dir schuldig, fügte sie augen zwinkernd hinzu.

Idis stieß mit einem kräftigen Flossenschlag in Richtung Meeres oberfläche. Irritiert blickte ich ihr nach und überlegte, ob ich sie begleiten sollte.
    Nein, warte, drang Gordians vertraute Stimme in mein Ohr. Ich spürte eine Bewegung hinter mir, und ehe ich herumwirbeln konnte, hatte er bereits meine Taille umschlungen. Zärtlich drück te er mich an sich und hauchte einen Kuss auf meine Schulter. Tut mir leid, dass ich dich so lange im Ungewissen gelassen habe. Ich hoffe, dass meine Schwester dich ein wenig beruhigen konnte.
    Na ja, wenn ich es richtig sehe, befanden wir uns vor ungefähr einer halben Stunde noch in Lebensgefahr …, begann ich.
    Es waren lediglich drei Hainixe, sagte Gordy. Die sich im Übrigen ungewöhnlich ruhig verhalten haben. Von Lebensgefahr kann also keine Rede sein. Er senkte seinen türkisgrünen Blick in meine Augen und lächelte sein Grübchenlächeln.
    Leise seufzend genoss ich die Wärme, die meine Muskeln und meine Sinne entspannte.
    Drei schwarze?, fragte ich, nachdem sich der vertraute wohlige Schwindel in meinem Kopf verzogen hatte.
    Jep.
    Dann haben sie uns also von der Vogelinsel bis hierher verfolgt?
    Zumindest einer von ihnen.
    Ich schüttelte den Kopf, denn für mich passten hier definitiv ein paar Dinge nicht zusammen. Wenn das alles so harmlos war … Warum habt ihr dann eine solche Panik veranstaltet?
    Wir mussten sichergehen, sagte Gordian

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