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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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sehen, aber ich spürte die Strö mungswirbel um mich herum und eine dunkle Ahnung überfiel mich. Ehe ich jedoch in der Lage war zu reagieren, grub mir einer der Chamäleon-Nixe bereits abermals seine Zähne ins Fleisch. Diesmal erwischte er eine Stelle oberhalb meines Hüftknochens.
    Der Schmerz war kaum zu ertragen. Er raste an meiner Wir belsäule hinauf und entlud sich mit voller Wucht unter meiner Schädeldecke. Ein Leuchtfeuer aus Lichtblitzen explodierte in meinem Kopf. Ich wusste, ich drohte ohnmächtig zu werden. Und ich wusste auch: Dann wäre ich verloren.
    Also fing ich an, wie wild um mich zu schlagen. Und tatsächlich berührte ich Körper, wo nur Wasser zu sehen war. Sie waren über all, knapp einen halben Meter um mich herum. Doch so panisch und richtungslos meine Schläge auch ausfielen, sie schienen zu treffen.
    Hier und da blitzte nun ein Stück silbrige Delfinhaut, eine Flosse oder ein Auge auf. Außerdem vernahm ich ein aufgeregtes Zischeln. Die Nixe hatten ihre Tarnung und ihre Gedanken nicht mehr unter Kontrolle. Allerdings mangelte es auch mir an der nö tigen Konzentration, um zu verstehen, was sie einander zuriefen. Es interessierte mich auch nicht. Ich wollte nur eins: sie schnellst möglich loswerden.
    Und mit diesem Willen wuchs auch meine Kraft. Der Schmerz verblasste und ich drehte mich wie ein Irrwisch um mich selbst. Ich verteilte Hiebe mit Fäusten und Schwanzflosse, wo immer ich einen Chamäleon-Nix vermutete.
    Es war ein zähes Unterfangen, und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die Strömungswirbel um mich herum nachließen. Einer der Nixe konnte den Chamäleon-Effekt nicht mehr auf rechterhalten. Er wurde vollständig sichtbar, glitt allerdings hastig davon, ehe ich sein Gesicht unter der Delfinhülle erkennen konnte. Bronzefarbene Haut und dunkles Haar, das war alles, was ich erhaschte.
    Mit ein paar weiteren, offenbar ziemlich treffsicheren Schlägen schaffte ich es endlich, mich der anderen, vermutlich zwei Cha mäleons zu entledigen – und nutzte meine Chance.
    Blitzartig schoss ich auf Moira zu, umfasste ihre Taille und zerr te mit aller Gewalt an ihr. Das Netz spannte sich um ihre Hand, die Schnüre schnitten ihr in die tote Haut, doch schließlich ge lang es mir, sie aus den Maschen zu befreien.
    Ich presste Moiras Leib fest an mich und legte alles, was ich noch an Energie aufzubieten hatte, in die Muskulatur meiner lä dierten Schwanzflosse.
    Wenn ich erst einmal meine Geschwindigkeit erreicht hatte, würde mich kein Nix mehr einholen. Nach Moiras Kleidungs stücken konnte ich in diesem Zustand jedoch nicht mehr Aus schau halten.
    Mir blieb nur die Hoffnung, dass die Nixe sie ihr bereits in der Nähe der Küste vom Leib gerissen hatten.

    Als die ersten massiveren Riffe in Sichtweite kamen, verließen mich die Kräfte. Mit jedem Flossenschlag wurde ich langsamer, bis ich am Ende nur noch wie eine lahme Wasserschildkröte da hinpaddelte. Meine Wunden brannten höllisch und meine Arme fühlten sich schlaff und konturlos an.
    Eine jähe Sehnsucht nach Gordy nahm von mir Besitz. Wäre er bei mir gewesen, hätte er mir helfen können, und wir hätten eine reelle Chance gehabt, Moira zur Küste zu bringen.
    Halt sie fest, ich trage euch, drang da Cyrils Stimme zu mir vor und nicht einmal einen Atemzug später schob sich sein schwarzer Leib behutsam unter meinen.
    Wie auf Knopfdruck entspannten sich alle meine Muskeln, und ich wunderte mich, wie ich es dabei noch hinbekam, Moira festzuhalten.
    Selig seufzend ließ ich mich auf seinen Rücken sinken und Cy ril glitt langsam weiter auf die Küstenriffe zu.
    Wir schwimmen zur Baie de Prêqueries, sagte er. In dieser Bucht gibt es keine Sandstrände. Sie besteht ausschließlich aus Klippen und so früh am Morgen sind dort selten Leute.
    Okay. Mir war sowieso fast alles egal. Hauptsache, ich war nicht allein.
    Wir müssen uns gut überlegen, was wir mit ihr machen.
    Klar. Aber nicht jetzt, bitte nicht jetzt. Ich wollte wenigstens für ein paar Minuten weder über etwas nachdenken noch Entschei dungen treffen.
    Elodie, bitte tu mir den Gefallen und werde jetzt nicht ohnmächtig!
    Keine Sorge, Cyril, mit mir ist alles in bester Ordnung.
    Nur einen Atemzug später umfing mich eine kühle, erlösende Dunkelheit.

    Das Nächste, was ich spürte, war ein unangenehmer Druck an meinen Schulterblättern. Ich lag auf etwas Hartem und in meiner rechten Wade pulsierte ein heftiger Schmerz. Ein sanfter Wind strich über mein Gesicht, und

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