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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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tastete nach meiner Hand. »Ich …«
    »Lass uns später drüber reden, okay?«, unterbrach ich ihn. »Zu erst sollten wir uns um Moira kümmern und zusehen, dass wir an Klamotten kommen.«
    Außerdem wollte ich Ruby besuchen. Ich musste wissen, wie es ihr ging.
    »Okay«, sagte Cyril. »Okay.«
    Seine Finger glitten an meinem Unterschenkel entlang und begutachteten noch einmal die Wunde an meiner Wade. Eine sorgenvolle Querfalte zog sich über seine Stirn.
    »Was ist? Worauf warten wir noch?«, fragte ich ungeduldig und wies aufs Wasser. »Ich schlage vor, ich verstecke mich dort unten in einer der größeren Felsspalten und du …«
    »Keine gute Idee«, fiel Cyril diesmal mir ins Wort. »Du weißt, dass ich im Meer meine Arme nicht benutzen kann.« Er zuckte bedauernd die Achseln. »Du musst Moira die Sachen anziehen.«
    Ich sog geräuschvoll Luft in meine Nase. »Scheiße!«
    »Es tut mir leid«, sagte Cyril zerknirscht. »Ich weiß, dass dir jede Bewegung höllische Schmerzen bereitet, aber ich sehe keine andere Möglichkeit.«
    »Gar nichts weißt du«, brummte ich.
    Mit den Schmerzen kam ich schon klar. Ich hatte Moira gefun den, hatte sie aus dem Netz befreit und ihre Leiche bis fast hierher nach Guernsey geschleppt. Aber all das hatte ich nur hinbekom men, weil ich unter Adrenalin stand. Allein bei der Vorstellung, das totenstarre bleiche Mädchen noch einmal anfassen zu müs sen, drehte sich mir der Magen um. »Wo ist sie überhaupt?«
    Wortlos deutete Cyril unter eine mannsgroße nahezu quadra tische Klippe, die in leichter Schräglage ins Wasser ragte. Dort also hatte er Moira gelassen. Im Wasser. Natürlich. Es wäre viel zu riskant gewesen, eine Tote an Land zu ziehen. Nicht auszudenken, wenn jemand uns dabei beobachtet hätte.
    »Und die Klamotten?«, fragte ich.
    »Hier.« Cyril griff hinter sich und legte mir ein Bündel bunter Fetzen auf die Oberschenkel.
    Nacheinander faltete ich einen zerrissenen schwarzen Pulli, ein halbwegs intaktes türkisblaues T-Shirt, einen Tanga, dessen String abgetrennt war, und eine Shorts, die im Grunde nur noch aus einem Bein bestand, auseinander.
    »Das ist nicht dein Ernst!«
    Cyril seufzte leise. »Immer noch besser als nackt.«
    »Denkst du!«, knurrte ich und hielt ihm den Tanga unter die Nase. »Wenn sie Moira so finden, werden sie sofort wieder mit der Meerbestie anfangen.«
    »Ich glaube nicht, dass sie sich mit ihr gepaart haben.«
    »Ach nein?«
    »Nein«, beharrte er. »Und deshalb wird es auch keine Sperma spuren geben. Zumindest keine von einem Delfin«, fügte er nach einer Atempause hinzu.
    »Na, dann bin ich ja ungemein beruhigt«, entgegnete ich, knüll te die Sachen wieder zu einem Bündel zusammen und machte Anstalten, mich zu erheben. Doch Cyril hielt mich am Arm fest.
    »Elodie«, sagte er eindringlich, »du weißt ebenso gut wie ich, dass für die Delfinnixe nicht der Geschlechtsakt, sondern der To deskuss der eigentliche Höhepunkt einer Verbindung mit einem Menschenmädchen ist. Moira haben sie getötet, um mit ihr ein Zeichen zu setzen.«
    »Du hast sie also auch gesehen«, sagte ich und schob mein Kinn vor. »Wie sie in dem Netz hing.«
    Cyril schluckte.
    »Du hast zugeschaut, wie ich sie daraus befreit habe, und du hast mit angesehen, wie die Delfine mich angegriffen haben!« Glutheiße Wut vibrierte in meinem Becken und meine Stimme wurde mit jedem Wort lauter. »Und nicht nur das, Cyril, du hast mich Moira über viele Seemeilen hinweg allein schleppen las sen … obwohl du wusstet, dass ich verletzt war!«
    »Ich bin dir sofort zu Hilfe geeilt, als du nicht mehr konntest.«
    Da blieb mir doch glatt die Luft weg!
    »Toll!«, fuhr ich ihn an. »Wirklich! Genau das habe ich mir schon immer unter Hilfe vorgestellt.«
    Cyril schüttelte den Kopf. »Bitte sprich leiser.«
    »Was?«
    »Ich möchte nicht, dass dieser Typ von vorhin auf uns aufmerk sam wird. Oder jemand anders.« Sein Blick huschte unruhig hin und her, ehe er sich wieder mir zuwandte. »Versteh doch: Ich musste es riskieren.«
    Nein, ich verstand gar nichts – außer dass er, mein Artgenosse und Bruder, mich im Stich gelassen hatte.
    »Ich hätte gegen die Chamäleons doch überhaupt keine Chance gehabt. Ein Biss von ihnen und ich …« Cyril brach ab und presste die Lippen zusammen. »Du weißt genau, was dann passiert wäre, und mir war klar, dass du das nicht zugelassen hättest. Begreifst du denn nicht …?«
    Ich hob abwehrend die Hand. Doch, mittlerweile hatte ich es

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