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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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ich hörte Möwen kreischen, die wohl direkt über mir ihre Kreise zogen, denn hin und wieder huschte ein Schatten über meine geschlossenen Augen.
    »Elodie?« Es war Cyrils Stimme, und es waren wohl auch sei ne Finger, die behutsam über meine Haut tasteten. »Würdest du mich bitte ansehen?«
    Nein, mir wäre es weitaus lieber, wenn ich einfach nur meine Ruhe hätte.
    »Elodie, wir können nicht ewig hierbleiben. Außerdem haben wir ein Problem.« Ich spürte seine Hände, die sich in meinen Na cken schoben und meinen Kopf anhoben. »Sieh mich an.« Er sag te es leise, aber eindringlich. »Komm schon, sieh mich an.«
    Stöhnend öffnete ich die Augen. Nur einen winzigen Spalt breit. Sonnenlicht traf in meine Pupillen, ein Stück Himmelsblau und dann Cyrils besorgte Miene.
    »Ich weiß, du bist ziemlich schwer verletzt«, fuhr er fort. »Aber wir haben dieses tote Mädchen und …«
    »Können wir sie nicht einfach hierlassen?«, murmelte ich.
    »Genau das werden wir tun«, erwiderte er. »Es ist zwar recht unwahrscheinlich, dass die Strömung Moira von der Cobo Bay bis hierher getrieben hat, aber es ist auch nicht ganz unmöglich. Ich habe sogar einen Teil ihrer Kleidung gefunden.«
    »Super«, sagte ich. »Dann ist ja alles okay.«
    »Nein, ist es nicht«, gab Cyril zurück. »Oben an der Straße ha ben Autos gehalten und dort drüben …«, er drehte den Kopf und blinzelte gegen die Sonne, »… habe ich bereits einen Mann die Klippen hinuntersteigen sehen. Es ist nicht auszuschließen, dass er uns bemerkt hat.«
    »Und wenn schon.«
    »Elodie …?«
    »Jaaa …«
    »Du hast nichts an.«
    Aber klar doch, meine Haut.
    »Tut mir leid, die ist leider so ramponiert gewesen, dass ich sie dir gar nicht erst übergestreift habe.«
    Na toll! »Hast du dir wenigstens alles genau angeschaut?«, fragte ich und mit dem Sarkasmus kehrte auch der Rest meiner Lebens geister zurück.
    »Verdammt noch mal, Elodie!«
    »Ja? Was ist denn?«, fragte ich harmlos, während ich mich auf richtete und die Augen nun ganz öffnete. Mein Blick fiel auf ei nen ausnehmend schönen und ebenfalls völlig nackten olivbrau nen Körper. »Oh, und deine Haut hast du praktischerweise gleich mit entsorgt!«
    »Nein«, knurrte Cyril zwischen zusammengepressten Zähnen. »Sie liegt hier neben uns in einer Steinspalte. Selbstverständlich hatte ich sie umgeschlungen, bis …«
    Ich zog die Brauen hoch und sah ihn erwartungsvoll an. »Bis …?«
    »Na ja, bis dieser Typ dahinten aufgetaucht ist. FKK ist hier zwar auch nicht gerne gesehen, präzise ausgedrückt eigentlich ver boten …«, erklärte Cyril und vermied es geflissentlich, mir woan ders hinzugucken als ins Gesicht.
    »Eigentlich?«, wiederholte ich fragend und ließ meinen Blick über die ockergelben Felsen wandern. Von der Straße klangen Motorengeräusche herüber, doch hier unten konnte ich weit und breit keine Menschenseele entdecken.
    »Bei Liebespaaren machen sie schon mal eine Ausnahme«, sag te Cyril.
    »Bei Liebespaaren?«
    »Jep.« Er nickte. »Nur zu gewissen Tageszeiten natürlich.«
    »Klar.« Ich nickte ebenfalls. »Und unsere Zeit ist gleich um, oder?«
    »Genau.« Cyril hob entschuldigend die Schultern. »Es tut mir wirklich leid, aber FKK schien mir in diesem Fall die unverdäch tigste Lösung zu sein.«
    »Kein Thema«, entgegnete ich und berührte ihn flüchtig am Arm. »Zumindest nicht unter Geschwistern.«
    Keine Ahnung, wo ich das plötzlich hernahm, und diesmal wurde mir fast ein wenig schwindelig von der Flapsigkeit, mit der ich das herausbrachte. Cyril jedenfalls starrte mich mit riesigen Augen und halb offenem Mund an. Noch nie hatte ich ihn so verdattert dreinschauen sehen und da musste ich unwillkürlich lachen. Ein stechender Schmerz breitete sich von meiner rechten Hüfte bis in meine Nierengegend aus und ließ mich augenblicklich wieder verstummen.
    Die Verblüffung in Cyrils Miene wich einem mitfühlenden Ausdruck. »Es tut verdammt weh, ich weiß«, sagte er. »Aber du hast gutes Fleisch. Es heilt sehr schnell. Ich wette, schon morgen wirst du kaum noch etwas davon spüren.« Sein Blick ruhte nun in meinem. »Seit wann weißt du es?«
    »Seit heute früh«, erwiderte ich. »Meine Großtante hat mich drauf gebracht. Sie ist ungeheuer scharfsinnig, musst du wissen.«
    Cyril betrachtete mich schweigend.
    »Ich bin froh, dass es endlich geklärt ist«, meinte er schließlich.
    »Ich nicht so sehr. Aber das kannst du dir sicher denken.«
    »Elodie …« Cyril

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