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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Schoß.
    »Also gut …«, begann sie, aber ich war noch nicht fertig.
    »Mein Herz gehört Gordian«, fuhr ich mit etwas wackeliger Stimme fort. »Das mit ihm und mir … na ja, das ist wohl so ähn lich wie das zwischen deiner Mutter und Patton«, untertrieb ich, aber es war der einzige Vergleich, der mir einfiel, um ihr meine Gefühlslage zumindest annähernd verständlich zu schildern.
    Und wieder nickte sie. »Mhm, verstehe.«
    »Cyril war letzte Nacht bei mir, und er wird sicher auch in Zukunft noch das eine oder andere Mal hier auftauchen, aber er ist nichts weiter als ein guter Freund. Außerdem hat er das Unglück ebenfalls erlebt«, betonte ich. »Und er leidet unter Ashtons Tod genauso wie ich.« Bei allen Zweifeln, die ich gegen ihn hegte, aber in diesem Punkt war ich mir wirklich sicher.
    Tante Grace musterte mich aufmerksam. Es war nicht zu über sehen, dass sie noch immer schwankte zwischen dem, was ich sag te, und dem, was sie selber glaubte. Und obwohl sie sich bisher noch mit keinem Wort dazu geäußert hatte, hatte ich plötzlich das Gefühl, Cyril in Schutz nehmen zu müssen.
    »Du hast ihn noch nie richtig gemocht«, warf ich ihr vor. »Aber damit tust du ihm unrecht. Okay, er ist ein undurchsichtiger Hai nix, aber das war Patton auch.«
    Mal ganz abgesehen davon, dass ich dieses Gen ebenfalls in mir trug. Doch das sagte ich nicht, denn ich wollte nicht streiten.
    Wieder sah meine Großtante mich nur an und allmählich machte mich dieses Gebaren nervös.
    »Was ist los?«, fragte ich ungehalten. »Warum guckst du mich die ganze Zeit so komisch an?«
    Tante Grace drückte abermals meine Hand. Dann holte sie tief Luft und schloss kurz die Augen, bevor sie mit ihrem Monolog begann.
    »Ich hatte in den vergangenen Wochen viel Zeit zum Nachden ken. Mag sein, dass mein Gedächtnis nicht mehr ganz einwandfrei funktioniert, manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass schwarze Löcher in meinem Gehirn ihr Unwesen treiben«, erklärte sie und klopfte sich unwillig mit den Fingerknöcheln gegen den Schädel. »Aber nun gut, ich bin ja auch nicht mehr die Jüngste.«
    Ich senkte betreten den Blick. Schließlich wusste ich nur zu gut, woher diese schwarzen Löcher rührten. Ich hatte mindestens zweimal ein paar Dinge aus ihrer Erinnerung gelöscht. Wäre das nicht in Ordnung gewesen, hätte ich diese Fähigkeit sofort wieder verloren, und deshalb musste ich im Grunde auch kein schlechtes Gewissen haben. Und seit dem Vorfall mit Frederik stand mir die ses Talent ja ohnehin nicht mehr zur Verfügung.
    »Wie auch immer«, fuhr Tante Grace unterdessen fort. »Ich bin mir inzwischen alles andere als sicher, dass Patton tatsächlich ein Hainix gewesen ist.«
    »Ähm … was?« Ihre Äußerung traf mich wie ein Schlag vor den Kopf. »Wie kommst du denn darauf? … Das kann überhaupt nicht sein.«
    Ich war der lebende Beweis dafür!
    »Außerdem hast du selber gesagt, dass Cyril und Patton sich von Gordian unterscheiden.«
    »Tja, ich weiß, das habe ich«, bestätigte Tante Grace. »Doch wie gesagt … Je länger ich darüber nachgedacht habe, desto klarer wur de mir, dass Patton viel weniger Ähnlichkeit mit Cyril hat, als es zunächst den Anschein hatte.«
    Stirnrunzelnd sah ich sie an.
    »Das verstehe ich nicht. Du kennst ihn doch nur von diesem Foto, das deine Mutter deiner Schwester Holly hinterlassen hat«, wandte ich ein.
    »Das ist richtig«, sagte Tante Grace und ließ meine Hand los, um das türkisfarbene Tuch ein wenig zurechtzurücken, mit dem sie ihre wilde graue Haarpracht nur nachlässig gebändigt hatte. »Aber um dieses Foto geht es auch gar nicht, sondern darum, was meine Mutter über Patton geschrieben hat.« Sie machte eine klei ne Pause, bevor sie fortfuhr: »Weißt du, Elodie, ich habe diesen Brief so oft gelesen, dass ich ihn nahezu auswendig kann. Und ein Satz ist mir ganz besonders im Gedächtnis geblieben.«
    Ich spürte, wie eine leichte Unruhe in mir aufstieg.
    »Und welcher ist das?«, fragte ich rau.
    Wieder schloss Tante Grace kurz die Augen, so als müsste sie sich diesen Satz erst in Erinnerung rufen, dabei war ich sicher, dass er ihr bereits vollständig auf der Zunge lag und nur darauf wartete, endlich ausgesprochen zu werden.
    »Wir verbrachten jede Minute miteinander«, fing sie schließlich an zu rezitieren, »saßen stundenlang im Sand, wir küssten und wir liebten uns, und wenn Patton kurz vor Sonnenuntergang für einige Zeit ins Meer zurückkehrte, konnte ich ihm dabei

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