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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Krankenhausbett und hörte Musik über ihren iPod. Sie hatte mein Klopfen nicht wahrgenommen und blickte erschrocken auf, als ich neben sie trat.
    Augenblicklich zog sie sich die Stöpsel aus den Ohren und warf ihre Arme um meine Taille.
    »Elodie«, murmelte sie. »Oh, Elodie.«
    Ich setzte mich neben sie aufs Bett und drückte sie fest an mich.
    »Meine Ruby. Meine, meine Ruby.«
    Wir hielten uns eine Weile, meistens ich sie, aber schließlich auch sie mich und irgendwann fingen wir dann doch beide an zu weinen.
    »Danke, dass du mich gerettet hast«, schluchzte sie in meinen Sweater. »Und danke, dass du mich dazu gebracht hast, ihn noch einmal anzusehen … und zu berühren. Ich … ich glaube, ich würde es sonst gar nicht kapieren.«
    Ich nickte nur an ihrer Wange, denn ich wusste ohnehin nicht, was ich sagen sollte.
    »Er sah so friedlich aus, fast glücklich.« Sie lachte unter Tränen. »Eigentlich müsste ich ihm deswegen böse sein. Wie konnte er mir das nur antun!«
    »Das war Cyril«, erwiderte ich flüsternd. »Er hat dafür gesorgt, dass Ashton keine Angst hat. Du weißt doch, dass er menschliche Gefühle beeinflussen kann.«
    »Oh, ach so.« Ruby löste sich aus unserer Umarmung, wischte sich mit einem Deckenzipfel über das Gesicht und hielt mir eben falls einen hin. »Cyril war einfach … unglaublich. Er hat mich ge halten, bis die Polizei und der Notarzt kamen. Wir haben Ashton gestreichelt und er hat mir mindestens tausendmal gesagt, dass er alles dafür geben würde, wenn er ihn für mich ins Leben zurück holen könnte. Und er hat geweint, Elodie, Cyril hat richtig dicke Tränen vergossen. Und nachts ist er sogar noch mal hierherge kommen und bis zur Morgendämmerung geblieben.«
    Tja, dann wunderte es mich nicht, dass Ruby so gefasst war. Cyrils Talent schien effektiver zu sein als die beste Psychomedizin. Fragte sich nur, wie lange es anhielt beziehungsweise wie regel mäßig er nachdosieren musste. »Ruby …«, sagte ich zögernd. »Er ist … mein Halbbruder.« Ich war mir nicht sicher, wie sie diese Neuigkeit aufnehmen würde, hielt es jedoch für unabdingbar, sie in alles einzuweihen. Neben Tante Grace war Ruby der einzige Mensch, dem ich wirklich vertraute.
    Stirnrunzelnd schüttelte sie den Kopf. »Moment … sag das noch mal! Cyril soll … dein Bruder sein … Aber ich dachte … Du lieber Gott, Elodie, das bedeutet dann ja ...« Sie brach ab und schüttelte nur wieder den Kopf.
    »Das bedeutet, dass nicht Pa mein leiblicher Vater ist«, ergänzte ich mehr für mich, »sondern Javen Spinx …«
    »Was?«, platzte sie heraus. »Mr Spinx ist Cyrils Vater?«
    »Ja, Ruby«, erwiderte ich, »und was das Schlimmste ist: Meine Mutter hat keine Ahnung.«
    »Wie jetzt?« Wieder schüttelte Ruby verständnislos den Kopf, und es brauchte eine Weile, bis ich ihr alles haarklein auseinan dergelegt hatte.
    »Himmel noch mal«, sagte sie dann. »Das ist ja …« Ganz offen sichtlich fehlten ihr die Worte. »Haben etwa alle Nixe solche Fä higkeiten?«, wollte sie schließlich wissen, und als ich nickte: »Du auch?«
    »Ja, Ruby«, seufzte ich. »Alle Hainixe sind in der Lage, Erin nerungen zu löschen, außerdem können sie nach Bedarf weitere Talente hinzuerwerben … und auch wieder verlieren, sofern wir sie missbrauchen, also zum Beispiel ausschließlich in unserem ei genen Interesse einsetzen. Ich bin da keine Ausnahme.«
    »Dann ist es dir also schon mal passiert?«, fragte Ruby.
    »Ja«, sagte ich und warf ihr einen unschlüssigen Blick zu.
    »Aha …?« Sie kräuselte die Lippen. »Du willst aber nicht drüber reden, oder?«
    »Tja, ich bin nicht sicher, ob du mich danach noch leiden kannst.«
    »Hast recht.« Ruby grinste. »Wahrscheinlich nicht.«
    »Okay«, sagte ich nickend, holte tief Luft und dann erzählte ich ihr die Geschichte, die ich mit Frederik erlebt hatte.
    »Ts«, machte Ruby, nagte an ihrer Unterlippe und sah mich eine Weile schweigend an. »Also, selbst auf die Gefahr hin, dass ich mir jetzt den Groll des großen Nixen-Manitus zuziehe«, be gann sie schließlich und verdrehte die Augen zur Zimmerdecke, »aber ich finde, dieser Frederik hatte es verdient.«
    »Was? Dass ich ihn ertränke?«
    »Okay, das vielleicht nicht«, lenkte Ruby lächelnd ein. »Diese kleine Lektion allerdings schon. Und wenn ich alles richtig ver standen habe, hast du es ja nicht mal aus eigenem Interesse getan.«
    »Na ja, zumindest nicht nur«, erwiderte ich. »Aber ich habe den Freund meiner besten

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