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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Heilungsprozess bereits begonnen. Cyril hatte recht, die Wunden waren tatsäch lich nicht besonders tief und sahen sauber aus, schmerzten aber noch immer bei jeder Bewegung.
    Als Erstes griff ich nach der dunkelgrauen Chino. Und nach dem ich auch das langärmelige T-Shirt übergestreift und mir den Sweater um die Hüften gebunden hatte, tippte ich Cyril auf den Rücken.
    »Wie bist du so schnell an diese Sachen gekommen?«, fragte ich ihn, während ich in die olivgrünen Chucks schlüpfte.
    »Seit einem Vorfall vor ein paar Wochen habe ich vorsichtshal ber immer welche im Wagen«, antwortete er ausweichend.
    »Ruby«, sagte ich.
    Cyril kniff die Augen zusammen. »Ja? … Was ist mit ihr?«
    »Sie hat mir gemailt, dass du sie klatschnass nach Hause fahren musstest.«
    Darauf gab er nur ein Grunzen von sich.
    »Ist das der Vorfall gewesen, von dem du sprichst?«
    »Schon möglich.« Cyril deutete nach rechts. »Lass uns zum ers ten Strandabschnitt laufen. Da habe ich geparkt und von dort aus kommen wir auch auf dem schnellsten Weg nach St Peter Port.«
    Alles klar, dachte ich, du willst nicht drüber reden. Auch gut. Ohnehin gab es eine Reihe anderer Dinge, die ich weitaus drin gender von ihm wissen wollte.

Ich wartete mit meinem Bombardement, bis Cyril seinen dunkel blauen Smart ausgeparkt und die erste Kreuzung überquert hatte.
    »Wusstest du von Anfang an, dass ich deine Schwester bin?«
    Er nickte, während er den Blinker setzte und einen Mini-Trans porter überholte. »Halbschwester, ja.«
    »Okay, wenn du Wert auf diese Nuance legst.«
    »Du nicht?«
    Doch natürlich tat ich das. An Mam zu denken, bereitete mir im Augenblick allerdings kein allzu großes Vergnügen.
    »Dann hat dein Vater es dir also gesagt?«, bohrte ich weiter.
    »Ja, sicher …«
    »Dass Jane oder sonst irgendwer sich um mich kümmern könn te, stand also nie zur Debatte?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    Cyril drosselte das Tempo und lenkte den Wagen an den Stra ßenrand. Er stellte den Motor aus und legte mir seine Hand auf die Schulter.
    »Ich kann dir gar nicht beschreiben, wie es war, als ich dich das erste Mal sah«, sagte er so zärtlich, dass mir eine verlegene Hitze ins Gesicht schoss. »Ein Menschenmädchen, das meine Gene in sich trug, und dazu noch so wunderschön, dass es mir den Atem raubte. Ich war völlig hin und weg und wäre am liebsten von der ersten Sekunde an Tag und Nacht bei dir geblieben.«
    »Ähm, dann hast du also doch Verliebtheitsgefühle für mich gehabt?«, entgegnete ich irritiert.
    »Ja, ich war verliebt in dich«, gab Cyril unumwunden zu, »aller dings nicht wie ein Mann in eine Frau.« Ein Ausdruck von Hilf losigkeit machte sich auf seinem Gesicht breit. »Keine Ahnung, wie ich dir das erklären soll … Du bist ein einziges riesengroßes Wunder für mich gewesen. Ich konnte es kaum erwarten, dass du deine Angst vor dem Wasser überwindest und dich endlich ver wandelst. Ich wollte derjenige sein, der in diesem Moment bei dir ist. Stattdessen hat der menschliche Teil in dir sich vom erstbesten Delfinnix verzaubern lassen und …«
    »Gordian war nicht der erstbeste «, fiel ich ihm ins Wort. »Und er war auch nicht bei mir, als es geschah.« Ich blitzte Cyril zornig an. »Er war verschwunden, und ich dachte, dass du und die anderen Haie ihm etwas antun könnten. Nur deshalb bin ich damals ins Meer gesprungen. Ich wollte Gordy helfen, alles andere war mir egal. Ich wäre für ihn gestorben.«
    »Ja, du hast recht.« Cyril fuhr mit den Fingern über die Mase rung des Lenkrads. »Wahrscheinlich wäre es ohne ihn nie passiert.«
    »Ohne ihn wäre es ganz sicher nicht passiert«, bekräftigte ich. »Ich habe Gordian aus dem Wasser gezogen und er mich hinein. Es war der Wille des Meeres, kapierst du das, Cyril? – Ein Teil unserer Bestimmung.«
    Er nickte traurig. »Das alles habe ich anfangs nicht ahnen kön nen. Ich bin fast verrückt geworden bei dem Gedanken, dass mei ne Schwester sich in einen Delfin verliebt.«
    »So sehr hasst du sie?«
    »Nein. Diese Art von Gefühlen waren nun wirklich zweitrangig. Ich hatte Angst um dich. Angst vor deiner Enttäuschung, wenn du erkennst, dass eure Liebe keinen Bestand hat. Angst, dass die Delfinnixe versuchen, dich zu töten … und noch viel mehr Angst, dass Gordian es sogar selbst tun könnte.«
    Mit jedem Satz, den er sprach, schlug mein Herz schneller. So vieles von dem, was zwischen ihm und mir geschehen war, was er gesagt und getan hatte, ließ sich nun in einem

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