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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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gehabt.«
    »Was ist mit Cyril?«, fragte ich.
    Ashtons Vater hatte ich nie kennengelernt, dass er sich wegen des Tourette-Syndroms für seinen Sohn geschämt hatte, gehörte für mich der Vergangenheit an, die Gegenwart und vor allem, dass Ruby gut versorgt war, interessierte mich dagegen viel mehr.
    »Ich will ja nicht ungerecht sein, aber er geht mir ein bisschen auf den Geist«, erwiderte sie.
    Ich horchte auf. »Inwiefern?«
    »Na ja, also dass er jeden Tag zweimal ins Krankenhaus gekom men ist und gefragt hat, ob ich was brauche, fand ich ja noch okay …«
    »Aber?«
    »Ich finde, er muss jetzt nicht auch noch dauernd bei mir zu Hause auf der Matte stehen«, brummte sie. »Was sollen denn mei ne Eltern denken!«
    »Cyril hatte Ashton eben sehr gern.«
    »Ist das ein Grund für diese übertriebene Fürsorge?«
    »Ach, Ruby«, sagte ich. »Du bist doch ganz genauso.«
    »Nicht bei Cyril«, betonte sie.
    Nein, natürlich nicht.
    Ich seufzte. »Und ich dachte, du hättest deine Antipathie gegen ihn längst begraben.«
    »Auch das ist kein Grund.«
    »Wofür?« Jetzt musste ich lachen.
    »Du bist blöd«, sagte Ruby.
    »Und du solltest froh sein, dass er sich um dich kümmert«, ent gegnete ich. »Cyril ist es nämlich völlig wurscht, ob dich das nervt oder nicht. Das dürftest du mittlerweile doch eigentlich wissen.«
    »Ja, ja«, stöhnte sie. »Er ist die eigensinnigste Person, die ich kenne. Kannst du ihm nicht sagen, dass er sich ein wenig zurück nehmen soll? Vielleicht hört er ja auf dich.«
    »Tut er nicht.«
    Abgesehen davon wusste ich schließlich, wie wichtig es für Ruby war, dass Cyril sich um ihre Gemütslage kümmerte. Aber das wollte ich ihr auf keinen Fall sagen. Garantiert würde sie aus flippen, wenn sie erfuhr, dass er sie manipulierte. Auch, wenn es natürlich nur zu ihrem Besten war.
    »Hör zu, Ruby, er mag dich«, sagte ich also. »Er mag dich sogar sehr. Und es ist auf keinen Fall verkehrt, Cyril als Freund zu haben«, setzte ich hinzu, damit sie das Ganze bloß nicht in den falschen Hals bekam.
    Ich erntete Schweigen.
    Dann fing Ruby plötzlich an zu weinen, und ehe ich noch etwas sagen konnte, kappte sie die Verbindung. Als ich gleich darauf noch einmal versuchte, sie anzurufen, ließ sie sich von ihrer Mut ter verleugnen.
    »Es ist wirklich ganz reizend, dass ihr, also du und dieser Cyril, Ruby zur Seite steht«, erklärte Mrs Welliams mir mit angenehm weicher, aber distanzierter Stimme. »Allerdings seid ihr die Einzigen, und ich fürchte, darin liegt das Problem.«

    Ich dachte eine Weile darüber nach, was genau Rubys Mutter wohl mit Problem gemeint hatte. Eigentlich konnte ich mir kaum vorstellen, dass Ruby die Freundschaft von Joelle, Aimee und Oli via wirklich vermisste. Seitdem die drei dem Zauber der Delfinni xe erlegen waren, hatte man kaum mehr ein vernünftiges Wort mit ihnen reden können. Und Finley, Isaac, Mike und Jerome hatten Ashton nie richtig für voll genommen. Auf deren Anteil nahme konnte Ruby sicher ebenfalls verzichten. Außerdem war die Clique schon vor Wochen auseinandergebrochen. Aber viel leicht machte Ruby das ja doch sehr viel mehr aus, als ich dachte. Warum sonst sollte sie Kontakt zu Moira gehabt haben? – Moira, das Mädchen, das damals mit Joelle, Aimee und Olivia auf Herm gewesen war und die offensichtlich ebenso wie Olivia und Joelle Gordys Schwanzflosse gesehen hatte!
    Ein beklemmendes Gefühl stieg in mir auf und setzte sich auf meiner Brust fest. Hatten die drei Mädchen ihr Geheimnis für sich behalten? Oder hatten sie irgendjemandem davon erzählt? Und was war mit Aimee? Gordians Kuss, mit dem er sie damals al les vergessen lassen wollte, hatte sie verzaubert. Wie würde sie da mit umgehen? Würde sie ihn suchen? Ihn für sich beanspruchen? Hatte Moira sich tatsächlich für Aimee nach ihm umgeschaut? Und gaben die Mädchen Ruby unterschwellig die Schuld dafür, dass Moira umgekommen war?
    So unendlich viele Fragen stürzten auf mich ein, dass mir der Kopf schwirrte. Ich versuchte, sie abzuschütteln und mich auf etwas anderes zu konzentrieren, aber wohin ich meine Gedanken auch lenkte, ich stieß immer nur auf Komplikationen. Es gab eigentlich nichts mehr in meinem Leben, das nicht mit einem Problem behaftet war. Cyril stellte dabei noch das kleinste dar. Tante Grace war im Grunde der einzige wahre Lichtblick – sozusagen mein Fels in der Brandung!
    Es half nichts, von allein würde sich weder etwas klären noch ändern, ich würde endlich

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