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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Verwandten oder Freunden.
    Er setzte sich vorsichtig aufs Sofa, und Paula ließ sich neben ihm nieder. Von oben hörten sie eine hitzige Auseinandersetzung, konnten aber keine einzelnen Wörter verstehen. Nachdem sie noch eine Weile gewartet hatten, kamen zwei Paar Füße die Treppe herunter.
    Ragnar Lissander erschien im Türrahmen. Er sieht wirklich wie das personifizierte alte Männlein aus, dachte Patrik. Grau, gebückt und unsichtbar. Bei der Frau hinter ihm war das vollkommen anders. Sie ging nicht auf sie zu, sie schritt, und zwar in einem Morgenmantel, der nur aus aprikosenfarbenen Volants zu bestehen schien. Mit einem tiefen Seufzen reichte sie Patrik die Hand.
    Â»Ich hoffe wirklich, dass Sie einen wichtigen Grund haben, meine Ruhe zu stören.«
    Â»Wir haben einige Fragen.« Er setzte sich wieder.
    Iréne Lissander nahm im Sessel gegenüber Platz. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, Paula zu begrüßen.
    Â»Ragnar sagte mir, Sie kämen aus …« Sie wandte sich ihrem Mann zu. »War es Tanum?«
    Er murmelte ein Ja und setzte sich auf den äußersten Rand des Sofas. Seine Hände hingen zwischen den Knien, und sein Blick war auf die blank geputzte Tischplatte gerichtet.
    Â»Was wollen Sie denn in Gottes Namen von uns?«, fragte sie hochnäsig.
    Patrik konnte es sich nicht verkneifen, Paula einen kurzen Blick zuzuwerfen. Sie verdrehte unauffällig die Augen.
    Â»Wir ermitteln in einem Mordfall«, erwiderte er. »In diesem Zusammenhang haben wir Informationen erhalten, die uns in die Vergangenheit führen, und zwar zu einem Vorfall, der sich vor siebenunddreißig Jahren hier in Trollhättan ereignet hat.«
    Aus dem Augenwinkel sah er Ragnar zusammenzucken.
    Â»Zu diesem Zeitpunkt haben Sie ein Pflegekind angenommen.«
    Â»Christian.« Iréne wippte mit dem Fuß. Sie trug hochhackige Pantoffeln, die am großen Zeh offen waren. Die Nägel waren sorgfältig mit einem zornigen Rot lackiert, das in schrillem Kontrast zum Morgenrock stand.
    Â»Genau. Christian Thydell, der später Ihren Nachnamen angenommen hat. Lissander.«
    Â»Später hat er den Namen noch einmal gewechselt«, bemerkte Ragnar leise und erntete dafür einen hasserfüllten Blick seiner Frau. Daraufhin verstummte er und sackte wieder in sich zusammen.
    Â»Haben Sie ihn adoptiert?«, fragte Paula.
    Â»Auf keinen Fall.« Iréne strich sich eine Strähne ihres offenbar gefärbten dunklen Haars aus dem Gesicht. »Er hat bei uns nur gewohnt. Das mit dem Namen haben wir … der Einfachheit halber gemacht.«
    Patrik verschlug es fast die Sprache. Wie viele Jahre hatte Christian in diesem Haus zugebracht? Wenn Patrik die Kälte, mit der die Pflegemutter über Christian sprach, richtig deutete, war er hier als lästiger Gast betrachtet worden.
    Â»Aha. Und wie lange blieb Christian bei Ihnen?« Er konnte seine Missbilligung nicht verhehlen, aber Iréne Lissander schien sie gar nicht zu bemerken.
    Â»Tja, wie lange war der Junge bei uns, Ragnar?« Da Ragnar keine Antwort gab, wandte sie sich wieder Patrik zu. Paula hatte sie noch immer keines Blickes gewürdigt. Patrik hatte das Gefühl, dass andere Frauen in Irénes Welt keinen Platz hatten.
    Â»Das müsste man ausrechnen können. Als er zu uns kam, war er drei Jahre alt. Wie alt war er, als er ging, Ragnar? Achtzehn?« Sie lächelte bedauernd. »Er wollte sein Glück woanders suchen. Seitdem haben wir nichts mehr von ihm gehört. Nicht wahr, Ragnar?«
    Â»Genauso war es«, murmelte Ragnar Lissander. »Er … ist einfach verschwunden.«
    Patrik hatte Mitleid mit dem kleinen Mann. War er immer so gewesen? Eingeschüchtert und unterwürfig. Oder hatte ihm Iréne im Lauf der Jahre die ganze Kraft geraubt?
    Â»Sie haben keine Ahnung, wo er hingegangen ist?«
    Â»Nicht die geringste.« Wieder wippte Iréne mit dem Fuß.
    Â»Warum wollen Sie das alles wissen?«, fragte Ragnar. »Was hat Christian mit dem Mordfall zu tun?«
    Patrik zögerte. »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Christian heute Morgen tot aufgefunden wurde.«
    Ragnar konnte seinen Schmerz nicht verbergen. Wenigstens einer hatte etwas für ihn empfunden und ihn nicht nur als Untermieter betrachtet.
    Â»Wie ist er gestorben?«, stammelte er.
    Â»Tod durch Erhängen. Mehr wissen wir im Moment nicht.«
    Â»Hatte er

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