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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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auf einen Stuhl und faltete die Hände auf ihrem Bauch. »Hast du mit Christian gesprochen?«
    Â»Am Donnerstag war ich dort.« Erica nahm sich ein Beispiel an ihrer Schwester und legte ebenfalls die Füße hoch. Die letzte Zimtschnecke auf dem Teller bettelte förmlich um Aufmerksamkeit. Nach kurzem Kampf griff sie zu.
    Â»Was war eigentlich los?«
    Erica zögerte, aber da sie für gewöhnlich keine Geheimnisse vor ihrer Schwester hatte, erzählte sie ihr schließlich von den furchteinflößenden Briefen.
    Â»Wie unheimlich!« Anna schüttelte den Kopf. »Außerdem ist es merkwürdig, dass die Briefe schon gekommen sind, bevor das Buch auf dem Markt war. Es wäre doch einleuchtender, wenn sie eine Reaktion auf den ganzen Presserummel darstellten. Ich meine, der Absender scheint doch nicht ganz richtig im Kopf zu sein.«
    Â»Klingt so. Christian nimmt die Sache trotzdem nicht ernst. Behauptet er zumindest. Aber Sanna macht sich ganz offensichtlich Sorgen.«
    Â»Das kann ich mir vorstellen.« Anna feuchtete ihren Zeigefinger mit der Zungenspitze an und stippte den restlichen Hagelzucker vom Teller.
    Â»Heute finden jedenfalls seine ersten Signierstunden statt.« Erica konnte nicht verhehlen, wie stolz sie auf sich war. Sie hatte erheblich zu Christians Erfolg beigetragen und durchlebte mit ihm noch einmal ihr eigenes Debüt als Schriftstellerin. Die erste Signierstunde. Ein großer Moment.
    Â»Das ist ja toll. Wo denn?«
    Â»Zuerst in der Buchhandlung Böcker & Blad in Torp und dann bei Bokia in Uddevalla.«
    Â»Hoffentlich kommen ein paar Leute. Es wäre doch trostlos, wenn er ganz allein dort sitzen müsste.«
    Erica erinnerte sich unwillkürlich an ihre erste Signierstunde in einer Buchhandlung in Stockholm und verzog gequält das Gesicht. Eine Stunde hatte sie dort gesessen und sich krampfhaft um eine gänzlich unbeteiligte Haltung bemüht, während die Kunden einfach an ihr vorbeigingen, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
    Â»Die Medien haben ihm so viel Aufmerksamkeit geschenkt, dass bestimmt einige kommen werden, schon allein aus Neugier.« Sie hoffte wirklich, dass sie recht behalten würde.
    Â»Gott sei Dank wissen die Zeitungen nichts von den Drohbriefen«, murmelte Anna.
    Â»Zum Glück.« Hastig wechselte Erica das Thema, aber das mulmige Gefühl in ihrer Brust ging nicht weg.

S ie wollten in den Urlaub fahren. Er konnte es kaum erwarten. Er wusste zwar nicht genau, was das Wort bedeutete, aber es klang vielversprechend. Außerdem würden sie in dem Wohnwagen schlafen, der auf dem Grundstück stand.
    Leider durfte er nie darin spielen. Einige Male hatte er versucht, durch die braunen Vorhänge vor den Fenstern zu spähen, aber man konnte nichts erkennen, und die Tür war immer abgeschlossen. Nun machte seine Mutter im Wohnwagen sauber. Die Tür stand weit offen, damit frische Luft hereinkam, und ein Berg Kissen wurde in die Waschmaschine geworfen, damit der Wintergeruch daraus schwand.
    Das Ganze erschien ihm wie ein unglaubliches und märchenhaftes Abenteuer. Er fragte sich, ob er während der Fahrt im Wohnwagen sitzen dürfte, wie in einem Haus, das auf etwas vollkommen Unbekanntes zurollte. Aber er traute sich nicht zu fragen. In letzter Zeit war Mutter in einer seltsamen Stimmung gewesen. Das Scharfe und Spitze war immer deutlicher herauszuhören, und wenn Vater sich nicht hinter einer Zeitung versteckte, ging er meistens spazieren.
    Manchmal bemerkte er, wie sie ihn ganz sonderbar ansah. In ihrem Blick verbarg sich jetzt etwas anderes, das erschreckende Ähnlichkeit mit dem Dunkel hatte, dem er entkommen war.
    Â»Stehst du da nur rum und glotzt, oder willst du mir helfen?« Mutter stemmte die Hände in die Hüften.
    Die Härte in ihrer Stimme ließ ihn zusammenzucken. Verängstigt lief er auf sie zu.
    Â»Bring die Dinger in die Waschküche!« Sie schleuderte ihm die übelriechenden Wolldecken mit einer solchen Wucht entgegen, dass er beinahe das Gleichgewicht verlor.
    Â»Ja, Mutter.« Hastig rannte er ins Haus.
    Wenn er doch nur wüsste, was er falsch gemacht hatte. Er war doch immer so artig und gehorsam. Nie gab er Widerworte oder machte seine Kleider schmutzig. Trotzdem schien Mutter seinen Anblick manchmal kaum ertragen zu können.
    Er hatte versucht, mit Vater darüber zu reden. Hatte all seinen Mut zusammengenommen und ihn in einem

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