Meerjungfrau
nach einem Kindersitz für das Auto gesucht.
Doch da war die Sache mit den Briefen. Starrsinnig behauptete er, den Absender der seltsamen Botschaften nicht zu kennen, aber sein Tonfall lieà das Gegenteil vermuten. Sanna konnte sich selbst nicht erklären, warum, und das trieb sie fast in den Wahnsinn. Was verheimlichte er ihr? Wer schickte diese Briefe? Eine ehemalige Geliebte? Oder eine aktuelle?
Sie spreizte die Finger, ballte die Hände zu Fäusten und zwang sich, ruhig zu atmen. Die vorübergehende Erleichterung hatte bereits nachgelassen. Vergeblich versuchte sie, sich einzureden, alles wäre in Ordnung. Sicherheit. Mehr wollte sie gar nicht. Sie wollte doch nur einen Beweis dafür, dass Christian sie liebte.
Tief im Innern ahnte sie, dass sie nie wirklich zusammengehört hatten. In all den gemeinsamen Jahren hatte er immer nach etwas anderem oder einer anderen gesucht. Sie wusste, dass er sie nie geliebt hatte. Nicht richtig. Und eines Tages würde er die finden, mit der er eigentlich zusammen sein wollte und die er wirklich liebte. Dann würde sie allein zurückbleiben.
Sanna umschlang sich mit den Armen. Dann erhob sie sich von dem Bürostuhl. Gestern war Christians Handyrechnung mit der Post gekommen. Es würde eine Weile dauern, sie zu überprüfen.
Ziellos streifte Erica durchs Haus. Das ewige Warten machte sie allmählich verrückt. Die Arbeit an ihrem letzten Buch war abgeschlossen, und mit einem neuen wollte sie im Moment nicht anfangen. Bei der Hausarbeit bekam sie nach kürzester Zeit Rücken- und Gliederschmerzen. Also las sie meistens oder sah fern. Oder machte es wie jetzt. Sie stromerte frustriert durchs Haus. Wenigstens war Patrik heute zu Hause, weil Samstag war. Er machte einen kleinen Spaziergang mit Maja, damit sie frische Luft bekam. Erica zählte die Minuten bis zu ihrer Rückkehr.
Als es klingelte, machte ihr Herz vor Freude einen Sprung. Sie hatte die Tür noch gar nicht erreicht, da wurde sie aufgerissen und Anna trat ein.
»Kriegst du auch langsam die Krise?« Anna legte Jacke und Schal ab.
»Dreimal darfst du raten!« Ericas Laune besserte sich auf einen Schlag.
Sie gingen in die Küche, wo Anna einen beschlagenen Gefrierbeutel auf die Arbeitsfläche warf. »Frische Zimtschnecken. Belinda hat gebacken.«
»Wirklich?« Erica versuchte vergeblich, sich Annas älteste Stieftochter mit einer Küchenschürze vorzustellen. Schwarz lackierte Nägel, die einen Teig kneteten.
»Sie hat sich verliebt«, fügte Anna hinzu, als würde das alles erklären. Vielleicht tat es das ja auch.
»Diese Nebenwirkung habe ich an mir selbst nie beobachtet.« Erica legte die Zimtschnecken auf einen Teller.
»Anscheinend hat er ihr gestern mitgeteilt, dass er häusliche Mädchen mag.« Anna rollte mit den Augen.
»Tatsächlich?«
Lachend nahm sich Anna eine Schnecke. »Ganz ruhig, du musst dich nicht gleich um ihn kümmern. Ich habe ihn kennengelernt. Glaub mir, spätestens in einer Woche hat Belinda die Nase von ihm voll. Dann hängt sie wieder mit schwarz gekleideten Typen rum, die in obskuren Bands spielen und sich einen Dreck um ihre Häuslichkeit scheren.«
»Hoffen wirâs. Die Zimtschnecken sind allerdings köstlich.« Erica kaute mit geschlossenen Augen. In ihrem gegenwärtigen Zustand war ofenfrisches Gebäck die einzige Möglichkeit, etwas zu erleben, was annähernd einem Orgasmus gleichkam.
»Das ist der Vorteil, wenn man so aussieht wie wir. Man kann sich reinstopfen, was man will.« Anna langte noch einmal zu.
»Aber nachher bekommt man die Quittung.« Auch Erica konnte es trotzdem nicht lassen, sich ebenfalls ein zweites Mal zu bedienen. Belinda war wirklich ein Naturtalent.
»Du wirst sehen: Wenn die Zwillinge erst da sind, magerst du von alleine ab«, lachte Anna.
»Da hast du wahrscheinlich recht.« Ericas Gedanken schweiften ab. Ihre Schwester schien zu spüren, was ihr durch den Kopf ging.
»Es wird alles wunderbar. AuÃerdem bist du diesmal nicht allein. Ich werde dir Gesellschaft leisten. Wir stellen zwei Sessel vor Oprah Winfrey auf und stillen den ganzen Tag.«
»Und abends, wenn unsere Männer nach Hause kommen, bestellen wir abwechselnd etwas zu essen.«
»Das wird super.« Anna leckte sich die Finger ab und lehnte sich stöhnend zurück. »Ich bin pappsatt.« Sie legte die geschwollenen Beine
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