Meg Finn und die Liste der vier Wünsche
Franco erkannte sich selbst. Erstes Gelächter brandete auf. Zunächst im hinteren Teil des Raums, ein gutes Stück vom Vereinskomitee entfernt. Doch dann breitete es sich aus wie die Strahlen des Sonnenaufgangs, erfüllte den Raum und erfasste jeden der Anwesenden.
Außer zweien. Franco lachte nicht. Und ich auch nicht.
Es war in der Tat komisch, auf eine jämmerliche Weise. Wie dieses aufgeblasene Großmaul als der Nichtstuer entlarvt wurde, der er war. Ganz schön viele Taubenfreunde genossen die Gelegenheit, sich über ihren großspurigen Vorsitzenden einmal lustig machen zu können.
Bei der Boxszene verging ihnen das Lachen allerdings. Niemand fand es komisch, wenn ein Kind geschlagen wurde. Doch da ich sie bei Laune halten wollte, hatte ich mir die Zerstörungsszene für den Schluss aufgehoben. Volltreffer: Sie lagen förmlich unter den Tischen.
Ich weiß noch, wie kalte Befriedigung in mir aufstieg. Ich hatte Franco doppelt zerstört. Einmal auf Video und einmal in Person. Einmal für Mam und einmal für mich. Tränen der Demütigung in den Augen, stürmte er aus der Bar. Am nächsten Tag trat er von seinem Amt im NVT zurück. Per Brief.
Francos Pläne für die Adoption waren damit natürlich vom Tisch. Von jetzt an konnte er tun, was er wollte, er würde nie mein Vater sein.
Am nächsten Tag kam Belch zu mir, um seinen Gefallen einzufordern. Ich sollte bei dem Einbruch in die Wohnung eines Rentners Wache stehen. Für mich war es das erste Mal. Ich weiß noch, dass ich dachte, so gefährlich wird’s schon nicht werden.
Lowrie war deutlich nüchterner geworden.
»Dieses …« Er konnte den Satz nicht beenden. Nicht in Anwesenheit eines jungen Mädchens.
Meg stieß ein bitteres Lachen aus. »Sagen Sie’s ruhig. Ich kann Ihre Gedanken sowieso lesen.«
Doch er brachte es nicht über sich. Dazu war er zu gut erzogen. »Dieses … Schwein«, zischte er stattdessen.
»Das können Sie laut sagen.«
»Trotzdem war es ein hinterhältiger Plan, den du dir da ausgedacht hast.«
Megs Augen waren wie aus Stein. »Er hätte meine Mam nicht schlagen dürfen.«
Lowrie nickte. Was konnte man dagegen schon sagen.
»Also, kann ich ihn haben?«, fragte Meg.
»Hmm?«
»Den freien Wunsch. Kann ich ihn haben?«
Lowrie kratzte sich am Kinn. Nach seiner Gesichtsbehandlung kamen allmählich die Stoppeln wieder durch.
»Ja«, sagte er schließlich. »Kannst du. Und obendrein werde ich in den Schlag alle Kraft, die ich noch habe, mit hineinlegen.«
Ein Grinsen breitete sich auf Megs Gesicht aus. Es hatte nichts Engelhaftes.
Belch starrte auf seine behaarten Hände. »Ich löse mich auf«, winselte er. Und diesmal winselten Hund und Mensch.
Elph startete einen Systemcheck. »Dein Ektokranium wurde bei der Explosion perforiert.«
»Arf?«
»Du hast ein Loch im Kopf«, seufzte Elph. »Wir verlieren Lebenskraft. Uns bleiben nur noch ein paar Minuten, und wir werden zur Zentrale zurückgesogen.«
»Was passiert dann?«
Elph sah in einer Protokolldatei nach. »Du wirst als Spießdreher in die Mistgrube gesteckt, und ich … Ich weiß nicht, was mit mir geschieht. Es gibt dafür keinen Präzedenzfall. Ich nehme an, dass es nichts Angenehmes sein wird.«
»Können wir nichts dagegen tun? Es muss doch eine Möglichkeit geben, uns dieses Lebenskraftzeug zu besorgen.«
Das Hologramm durchsuchte seine fest installierte Infernopedia. »Nein. Es gibt keine erlaubte Methode.«
Belchs Nase zuckte. »Wie bitte? Keine erlaubte Methode?« Elph schaute unbehaglich drein, was für ein höllisches Hologramm nicht einfach ist. Dazu müssen eine Menge Pixel umprogrammiert werden. »Einen Weg gäbe es schon. Aber der ist absolut verboten. Das könnte fatale Konsequenzen haben.«
»Arf?«
»Es könnte hier auf der Erde einen Haufen Probleme geben.« Belch zuckte die Achseln. »Na und? Was interessiert uns das denn? So oder so ziehen sie dir den Stöpsel raus, und mich machen sie zum Spießdreher.«
»Da hast du Recht.«
Belch konnte es nicht fassen. Endlich hatte auch er einmal Recht! »Und, wie sieht der verbotene Weg aus?«
Elph schwebte zu Franco hinüber, der von seinem übernatürlichen Besuch nicht das Geringste mitbekam.
»Um es so auszudrücken, dass es auch ein Schwachkopf versteht: Wir brauchen eine Ersatzbatterie. Ich habe diesen Sterblichen überprüft. Er hat noch Saft für sechsundzwanzig weitere Jahre in sich.«
Belch leckte sich die Lefzen. »Sechsundzwanzig Jahre?«
»Dadurch, dass wir zwei Einheiten und eine
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