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Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Titel: Meg Finn und die Liste der vier Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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parallele Hologrammschnittstelle betreiben müssen, reduziert sich das natürlich auf sechsundzwanzig Stunden, aber das ist besser als nichts. Du musst nur in seinen Körper hineinsteigen und seine Lebenskraft anzapfen. Sie sitzt direkt über den Augen. Leuchtend orange. Du kannst sie gar nicht verfehlen.«
    »Na, dann mal los.« Belch hielt inne. »Eins noch. Ich will, dass er mich sieht.«
    »Wozu denn das?«
    Belch hob seine pelzige Pfotenhand. »Was bringt es einem, so ein Äußeres zu haben, wenn man niemanden damit erschrecken kann?«
    Elph nickte. Das verstand er vollkommen. Schließlich war er ein Dämonenhologramm.
    Franco war schlecht gelaunt. Die Vorhänge waren nicht ganz zugezogen, und der Lichtstreifen spiegelte sich im Fernseher. Das beeinträchtigte seinen Sehgenuss. Etwas dagegen zu tun bedeutete jedoch, aufstehen zu müssen. Franco beschloss, das Problem auszusitzen. Im Moment liefen sowieso nur Nachrichten. Plötzlich hatte er eine Vision. Vor ihm stand eine Werwolf-Mensch-Kreatur. Tauchte einfach so aus dem Nichts auf. Franco war nicht allzu besorgt. Er hatte schon seit einer Weile mit Halluzinationen gerechnet. Im Wissenschaftskanal hatten sie erklärt, dass Leute, die nicht viel Kontakt mit der Wirklichkeit hatten, oft Phantombilder sahen. Er betrachtete das als zusätzlichen Sender.
    »Hallo, Wauwau«, sagte er und streckte die Hand aus, um ihn unter dem Kinn zu kraulen.
    Knurrend schlug die Kreatur seine Hand weg. Für einen Moment berührten sie sich, und Franco sah alles. Er sah alles und verstand alles. »O nein«, stieß er aus, als er die Sinnlosigkeit seines Lebens erkannte.
    »O ja«, grinste Belch. »Ich bin’s. Ich bin zurückgekehrt, um deine Seele zu fressen.«
    Franco begann zu schreien. Er schrie weiter, als die Kreatur in ihn hineinschlüpfte und seine Lebenskraft anzapfte. Und er schrie noch immer, als sie ihn in eine modrige Ecke seines eigenen Gehirns verbannte und ihn niemand mehr hören konnte.
    Auch Megs Finger verblassten.
    »Ich habe nicht mehr viel Zeit«, stellte sie fest und bewegte ihre durchscheinende Hand. »Wie sehe ich aus?«
    »Wie dein eigener Geist.«
    »Sehr witzig.«
    »Entschuldige. Ich bin ein bisschen nervös. Immerhin wollen wir am helllichten Tag jemanden zusammenschlagen.«
    Meg ballte die Fäuste. Sie betete, dass ihre Kraft noch ausreichen würde, um ihrem Stiefvater einen saftigen Haken zu verpassen. »Schluss mit dem Gezauder«, warnte sie. »Ich will ihm nur eins überziehen, und dann nichts wie weg.«
    »Keine Einwände.«
    Sie standen jetzt vor dem Gartentor. Beziehungsweise dort, wo das Tor gewesen war. Mittlerweile war davon nur noch ein einzelnes verbogenes Scharnier übrig. Der Rest lag halb verrottet im Gras. Auch die Wände hatten bessere Zeiten gesehen. Wilder Efeu kroch über den Putz, und die Farbe war seit langem zu einem müden Betongrau verblasst.
    Lowrie ging über die Einfahrt zur Tür. Er nahm zumindest an, dass es die Einfahrt war. Unter dem dichten Unkrautteppich war das nicht so genau zu erkennen.
    »So. Da wären wir.« Meg holte tief Luft und schlüpfte in Lowries Körper. Sie spürte, wie die Anstrengung an ihrer Lebenskraft zehrte. Ein paarmal würde sie den Körpertausch noch schaffen, dann war sie reif für den Tunnel.
    Vielleicht war es dumm gewesen herzukommen. Reine Energieverschwendung. Sie könnten längst Lowries letzten Wunsch erfüllen, statt ihrer beider unsterbliche Seelen bei einer albernen Racheaktion aufs Spiel zu setzen. Doch dann dachte Meg daran, dass der Kerl ihre Mam geschlagen hatte, und ihre Entschlossenheit kehrte zurück. »Okay«, sagte sie und lächelte Lowries Gehirnhälfte aufmunternd zu. »Klingeling. Zack! Und tschüs. Kinderleicht.«
    Meg hob ihren nunmehr arthritischen Finger, um die Klingel zu drücken. Im Putz war zwar eine entsprechende Lücke, aber keine Klingel. Noch eine Reparatur, die Franco vernachlässigt hatte. Sie klopfte an die geriffelte Glasscheibe. Schmerz durchfuhr ihre Knöchel. Lowries Gefühle wurden allmählich stärker als ihre eigenen.
    »Es kommt jemand«, sagte Lowrie, der für eine Sekunde die Kontrolle über seinen Mund übernahm.
    Meg blinzelte einen Schweißtropfen aus Lowries Augen. Ihre eigene Nervosität trieb die Schweißdrüsen des alten Mannes zu Höchstleistungen an. Sie ballte die Faust. Sobald die Tür aufging – wumm! Bevor Franco überhaupt wusste, wie ihm geschah. Und wenn es ihr ein paar Jahrhunderte im Fegefeuer eintragen würde, das war es

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