Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Titel: Meg Finn und die Liste der vier Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
und wofür? Für die Erinnerung an ein altes Schlaflied. Sie hatte Recht. Er war ein törichter alter Trottel. »Also gut«, dachte er. »Tun wir’s hier.«
    »Endlich haben Sie Ihr Gehirn eingeschaltet.« Meg drehte Lowries Rücken in den Wind und lehnte sich gegen den Sicherheitszaun. Dahinter waren es mindestens anderthalb Meter bis zum Klippenrand. Sie würde drüberklettern müssen.
    »Denk dran«, ermahnte Lowrie sie. »Du kannst vielleicht fliegen, aber ich nicht. Noch nicht.«
    »Bringen Sie mich nicht in Versuchung«, grummelte Meg und schwang sich auf den Zaun. Mit einer Hand an das Geländer geklammert, tastete sie sich vorsichtig zum Abgrund vor. Das Dröhnen der Wellen rollte an der nackten Felswand hinauf und brach wie eine physische Macht über sie nieder. Es war ohrenbetäubend und furchteinflößend.
    Meg zog aus Leibeskräften die Nase hoch und sammelte eine ordentliche Menge Spucke. »Dann ma losch«, murmelte sie um die Flüssigkeit herum und spuckte – direkt auf Lowries neue Schuhe.
    Warum klappte nie etwas im ersten Anlauf?
    »Und?«, knurrte Belch. »Siehst du was?«
    »Sei still!«, zischte das Hologramm. »Ich suche noch.«
    Die Honda stand neben dem Besucherhäuschen. Elph hatte Probleme mit der elektrischen Aufladung der Atmosphäre, die seinen Radar störte. Er schaltete um auf Ultraviolett.
    »Da oben!«, summte er triumphierend. »Am Felskamm.« Belchs dunkelheitsgewohnte Hundeaugen fanden sie sofort. Direkt am Klippenrand. »Wie aus dem Bilderbuch«, grinste er und jagte das Motorrad einfach durch die Absperrkette.
    Komisch, dass man nie spucken kann, wenn man es will. Andererseits – so komisch war es auch wieder nicht, schließlich hing sie auf allen vieren über einen hundertfünfzig Meter tiefen Abgrund mit hungrigen Wellen.
    Meg räusperte sich, was die Kehle hergab, und rief sich Bilder der zahllosen stinkenden Zigaretten ins Gedächtnis, die Lowrie in seinem Leben geraucht hatte. Die mussten doch irgendwo ein bisschen soliden Schleim hinterlassen haben. Nichts. Ausgetrocknet wie ein Skelett in der Wüste. Auch der letzte Tropfen Flüssigkeit hatte sich in Form von Schweiß durch die Poren verflüchtigt.
    »Das darf doch nicht wahr sein!«, brüllte sie gegen das Tosen an.
    Als Antwort schleuderte die Natur ihnen einen Blitz vor die Füße. Er schlug in den Boden ein und ließ eine Salve von Lehmbrocken auf sie niederprasseln.
    Meg duckte sich, um den Geschossen auszuweichen. Und da erblickte sie unter Lowries Armbeuge hindurch Franco. Auf einem Motorrad. In voller Fahrt auf sie zurasend.
    »O Sch…«, sagte sie, und weiter kam sie nicht. Was vielleicht ganz gut war.
    Belch war gerade sechzehn geworden, als er sich in die Luft jagte. Alt genug für den Motorradführerschein. Und genau das war sein Plan gewesen. Bei McCall einbrechen, dessen Plunder verkaufen, sich ein Bike besorgen und mit seinem Kumpel Rissole durch die Gegend düsen. Cool.
    Zum Glück für Meg hatte er es nie so weit geschafft. Denn wäre Belch ein Profi und kein Neuling gewesen, hätte er niemals versucht, den Zaun zu überwinden. Er wäre einfach hindurchgebrettert und hätte alle, die in dieses kleine übernatürliche Drama verwickelt waren, schreiend oder jaulend mit sich in die Tiefe gerissen.
    Da dies jedoch erst Belchs dritter Ausflug mit einem Motorrad war, kam er auf die glorreiche Idee, dass es bestimmt unheimlich eindrucksvoll wäre, das Vorderrad über den Zaun hochzureißen und den Rest der Honda hinterherzuziehen. Denkste. Für solche Stunts braucht man eine Rampe, und die hatte Belch nicht.
    Das Motorrad verfing sich im Zaun, heulend wie ein in die Falle gegangenes Tier, und Francos ausgelutschter Körper segelte über das Geländer genau auf Lowries Brust zu. Die Viererbande rollte durch den regennassen Matsch bis zum äußersten Rand der Klippe.
    Meg und Belch hatten nur noch Augen füreinander. Allerdings nicht im üblichen romantischen Sinn.
    »Die Sache ist gelaufen, Finn!«, knurrte die Hundemischung. »Du kommst mit mir!«
    Meg zog eine Grimasse, als Francos Finger sich in Lowries Gesicht gruben. Als sie diese Visage so dicht vor sich hatte, kam sie sich mit einem Mal wieder richtig lebendig vor. »Verschwinde!«, schluchzte sie. »Lass mich in Ruhe!«
    » Verschwinde! « , äffte Belch sie nach. » Lass mich in Ruhe! Du bist echt ein Jammerlappen.«
    Lowries Herz flatterte wie ein aufgescheuchter Vogel. Sein Atem wurde schwächer. Vor seinen Augen tanzten Punkte. Und jetzt spürte er

Weitere Kostenlose Bücher