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Mehr als ein Sommer

Mehr als ein Sommer

Titel: Mehr als ein Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Eriksson
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ihn hergebracht hatte. Der Türrahmen umrahmte ihren Körper. Der verblasste Druck auf der Tapete hatte die gleiche Farbe wie ihr Pferdeschwanz, und ein paar lose lockige Strähnen ihres Haars umrahmten ihr Gesicht. In dem T-Shirt und den kurzen Hosen sah sie eher aus wie ein Teenager als wie eine zweiunddreißigjährige Rechtsanwältin. Er wollte sie küssen. Sie fragen, ob er das durfte. Stattdessen fragte er: »Wo wird Bjorne denn schlafen?«
    »In seinem neuen Haus hinter der Scheune«, antwortete sie lachend. »Da lebt er mit seiner Frau und ihren drei Kindern.«
    »Was hat er denn?«, fragte Trevor und kämpfte gegen den inneren Drang, seine Arme um sie zu schlingen.
    »Er hatte vor ein paar Monaten einen Herzinfarkt und soll sich einer Bypass-Operation unterziehen, sobald er stabil genug dafür ist.« Sie drehte sich um. »Komm. Ich will dir alles zeigen, bevor es dunkel wird. Morgen werden wir keine Zeit haben für irgendwelche Besichtigungen.«
    Die Sonne brannte ein Loch in den niedrigen blauen Himmel über dem westlichen Horizont, als sie Richtung Scheune gingen und der Schotter unter ihren Füßen knirschte. Caesar A. folgte ihnen, seine Pfoten nur Zentimeter hinter Angelas Fersen. Als sie am Tor zur Scheune vorübergingen, sahen sie ein geflecktes Kätzchen, das sich die Unterseite der Pfote leckte. Hinter der Scheune ging eine asphaltierte Straße von der Hauptzufahrt ab, die zu einem modernen Bungalow mit versetzten Ebenen führte. Er verfügte über eine Doppelgarage, und auf der Auffahrt war ein Basketballkorb installiert.
    »Bjornes Haus?«, riet Trevor.
    Angela nickte. »Es gibt drei Häuser auf dieser Farm. Meine Großeltern haben das Land erschlossen und die Blockhütte unten am alten Flussbett gebaut. Meine Eltern haben ihr Haus
    gebaut, als sie geheiratet haben, und da haben wir alle zusammen gewohnt, bis Oma und Opa starben. Bjorne und Nancy sind in das neue Haus gezogen, bevor Jake zur Welt kam.«
    »Und Angela, wo ist ihr Zuhause?«, wagte Trevor zu fragen.
    Sie steckte ihre Hände in die Gesäßtaschen ihrer Shorts und schaute weg. »In einer Parterrewohnung in Calgary?«
    Ein brauner Halbtonner, ein Geländewagen mit offener Ladefläche, fuhr um die Ecke der Scheune und kam kurz hinter ihnen zum Stehen. Ein Mann stieg aus der Fahrertür aus, seine blauen Augen sahen aus wie lodernde Lichtflammen in einem Gesicht, das verwittert war von Jahren in Sonne und Wind. Ein weiterer Wikinger, größer und schlanker noch als Axel. Trevor fragte sich, wie Angela nur so zierlich sein konnte bei diesem Clan der Giganten. Und ihre dunklen Augen. Der Mann wischte sich die Hände an seiner von Fettflecken verschmutzten Jeans ab, legte zum Gruß die Hand gegen die rote schmutzige Baseballkappe, dann bleckte er die weißen Zähne und schritt auf sie zu.
    »Angie!«, brüllte er, hob sie dabei vom Boden und wirbelte sie durch die Luft.
    »Vorsichtig«, rief sie lachend zurück, presste ihre Hände gegen seine Schultern. »Bo, stell mich hin. Du tust dir damit nur wieder was an.«
    »Ach, hör doch auf, Ang«, protestierte er. »Mir geht es gut.« Er streckte Trevor seine von der Arbeit verschwielte, raue Hand entgegen. »Hi. Ich muss das rüde Benehmen meiner Schwester wiedergutmachen und mich selbst vorstellen. Bjorne Steffansson.«
    » Trevor Wallace. Schön, Sie kennenzulernen.« Bjornes Händedruck war sogar noch fester als der seines Vaters.
    Bjorne hob die Brauen. »Ist schon lange her, seit du das letzte Mal einen Mann mit nach Hause gebracht hast, Ang. Seid ihr zwei...?«
    »Bo«, schimpfte sie. » Trevor ist ein Freund. Er hat früher auf einer Farm gelebt. Ich habe ihn gebeten, mit rauszukommen und mit dem Heu zu helfen, das ist alles.«
    »Okay, okay... Freunde.« Er grinste. »Ma hat mich gebeten, euch zwei fürs Abendessen nach Hause zu schicken. Übrigens, ein Kojote hat sich letzte Nacht eines ihrer Hühner geholt, aber erzählt ihr das nicht. Wir sehen uns morgen früh. Gegen sechs.«
    Er küsste Angela auf die Stirn, faltete sich wieder hinter dem Steuer des Pick-ups zusammen, tippte noch mal mit der Hand an die Baseballkappe, dann fuhr er an ihnen vorüber zu seinem Bungalow. Als sie zu dem alten Farmhaus zurückkehrten, fing es an dunkel zu werden auf dem Hof, und in der Ferne, in einem Tümpel, quakten Frösche.

11

    Trevor wanderte durch endlos flaches Land. Bei jedem Schritt bogen sich die Grashalme unter seinen Füßen, und der Duft von Salbei erhob sich auf den Schwingen des warmen

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