Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mehr als ein Sommer

Mehr als ein Sommer

Titel: Mehr als ein Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Eriksson
Vom Netzwerk:
nackter Floh entgehen konnte.
    Angela stieg die Holzstufen zur Veranda hinauf und küsste die Frau. »Mama«, sagte sie, »ich habe mir fürs Wochenende einen starken Mann mitgebracht. Das ist mein Freund Trevor. Trevor, meine Mutter, Helen.«
    Die Frau streckte ihm eine große raue Hand entgegen. »Komm rein, Trevor. Herzlich willkommen. Angela bringt nur noch selten mal Freunde mit nach Hause. Bist du auch Rechtsanwalt von Beruf? Angie, bist du sicher, dass der mit einem Heuballen fertig werden kann?« Sie sprach mit einem Singsang in der Stimme, der den Skandinaviern eigen war.
    »Nun nerv ihn nicht gleich«, erwiderte Angela. »Er steht ja noch halb in der Tür. Wir peitschen ihn uns in Form. Wo sind Dad und Bo?«
    »Bo ist unten im Südfeld, das Heu prüfen. Wir hoffen, dass sie es spätestens Montag ballen können. Die übrigen Felder sind alle so weit«, gab Helen zur Antwort und öffnete die Tür mit dem Fliegengitter.
    »Wie geht es ihm?« Angelas Stimme senkte sich um eine Oktave.
    »So gut, wie man das erwarten kann, würde ich mal sagen.« Helen schob sie durch die Tür.
    Als Trevor die Küche betrat, hatte er ein Dejà-vu-Erlebnis, das ihn nahezu umwarf. Die Milchschleuder in der Ecke, der Linoleumboden im grün-schwarzen Schachbrettmuster, der schmiedeeiserne Kochherd, das alte Kurbeltelefon an der Wand, die Blumentöpfe auf der Fensterbank. Wenn er den Vorratsschrank neben dem Waschbecken öffnete, würde er Cornflakes und einen Topf mit Wildblütenhonig finden, das wusste er.
    »Axel, wir haben Besuch«, rief Helen, als sie durch den Raum zum Herd marschierte. Ihre Bewegungen wirkten nahezu maskulin, als sie ihn öffnete. Die brutzelnden Geräusche und der Duft des Bratens wehten in den Raum. »Zieh dir ein Hemd an.«
    Der Geruch des Fleisches, der Plätzchen, die auf dem Kühlrost auf der Arbeitsplatte standen, und das Aroma des Bohnenkaffees, der in einer Aluminiumkanne auf dem Ofen stand, vereinigten sich in Trevors Erinnerung wie alte Freunde. Ein schlanker, weißhaariger Mann, der Hosenträger und ein Unterhemd aus Baumwolle trug, saß in einem gepolsterten Schaukelstuhl neben dem Herd und las Zeitung. Er erhob sich, stand leicht vornübergebeugt; Zeitung und Brille baumelten in seiner Hand.
    »Dad, ich möchte dir Trevor vorstellen.« Angela nahm ihren Vater kurz in die Arme. »Mach dir keine Gedanken wegen des Hemdes. Trevor, mein Dad Axel.«
    Axel war sehr viel größer als Trevor, und sein Händedruck fühlte sich an wie ein Schraubstock, aber seine Stimme war sanft und klang fast ein wenig scheu, sie hob und senkte sich in dem gleichen Singsang wie Helens. »Willkommen in meinem Haus, mein Sohn.«
    »Schön, Sie kennenzulernen... Sir«, stotterte Trevor. Onkel Pat hatte stets darauf bestanden, dass sie ihn Sir nannten.
    »Der einzige Sir auf dieser Farm ist der Hahn«, witzelte Helen und stellte einen Stapel Teller auf den Tisch. »Angela, bring Trevor nach oben, damit er seine Sachen auspacken kann«, sagte sie. »Du kannst Bjornes altes Zimmer haben. Trinkst du Kaffee? Klar trinkst du den. Du siehst mir nicht aus wie einer dieser Gesundheitskost-Fanatiker. Abendessen in einer Stunde. Rinderbraten. Selbst gezogen.«
    Angela und Trevor schleppten ihre Taschen die steile, enge Treppe hinauf. Die ausgetretenen Holzdielen krächzten vor Altersschwäche. Trevor musste den Kopf einziehen, weil die Decke so niedrig war, und er fragte sich, ob Axel je in die zweite Etage kam. Angela zeigte auf die Tür auf der linken Seite.
    »Das da ist dein Zimmer«, sagte sie und grinste ihn von der Seite an. »Meine Eltern sind ziemlich altmodisch. Wirf deine Klamotten eben da rein, und dann geh ich mit dir auf große Besichtigungstour.«
    Trevor betrat das Zimmer. Die Decke der Dachkammer, die in Richtung des Erkerfensters abflachte, erinnerte ihn an den Raum, den er in Regina mit Brent geteilt hatte. Er warf seine Tasche auf das schmale Bett und reckte sich über den Holzschreibtisch, um eines der Flügelfenster zu öffnen. Der frische Duft von gemähtem Gras und das Zirpen von Grillen strömten herein in die warme, abgestandene Luft. Zahlreiche Eishockey-Trophäen standen aufgereiht auf einem Regal über dem Bett, und er nahm eine in die Hand, um zu lesen, was darauf eingraviert war. Bjorne Steffansson, erfolgreichster Spieler der Brooks Junior-Liga, 1964.
    »Bo war ein toller Eishockeyspieler.« Angela lehnte im Türrahmen. »Bettzeug bringe ich dir nach dem Abendessen.«
    Er wollte sie fragen, warum sie

Weitere Kostenlose Bücher