Mehr als fromme Wuensche
jedoch ein grundlegender Unterschied darin, dass Christen glauben, dass sich der Gott Abrahams in Jesus Christus als seinem Sohn geoffenbart hat. Die Heilsbedeutsamkeit von Jesu Tod und der Glaube an den dreieinigen Gott sind christliche Glaubensüberzeugungen, denen Muslime bei aller Wertschätzung Jesu als Prophet nicht folgen, die sie vielmehr ausdrücklich ablehnen. Ein gemeinsames Gebet in dem Sinne, dass Christen und Muslime ein Gebet gleichen Wortlautes zusammen sprechen, ist nach christlichem Verständnis nicht möglich, da sich das christliche Gebet an den Einen Gott richtet, der sich in Jesus Christus offenbart hat und durch den Heiligen Geist wirkt.“ (Wahrheit und Klarheit, EKD 2006, S. 114f.)
Medienkinder
„ K inder haben mehr Geld“ – eine merkwürdige Meldung in einem Land, in dem es immer weniger Kinder gibt und jedes siebte Kind in Armut lebt – das sind 2,5 Millionen Kinder. Es sieht danach aus, dass die Kluft zwischen armen und reichen Kindern immer größer wird. Im Jahr stehen einem Kind im Durchschnitt tausend Euro zur Verfügung, das sind insgesamt fast sechs Milliarden Euro in Kinderhand. Mehr als die Hälfte der Zehn- bis 13-Jährigen hat ein eigenes Handy, 60 Prozent haben zu Hause Zugang zu einem Computer, jedes dritte Kind hat einen Fernseher im eigenen Zimmer.
Sicher müssen wir auf der einen Seite die Angebote für Kinder verbessern, damit alle Kinder gleiche Chancen haben. Aber auch Kinder mit Geld können arme Kinder sein, wenn sie etwa allein gelassen sind mit ihren Konsummöglichkeiten. Nur noch selten essen Familien gemeinsam, viele Eltern wissen nicht, was ihre Kinder im Fernsehen sehen oder im Internet treiben.
Viele sagen heute, Eltern würden in der Erziehung versagen, früher sei das alles besser gewesen. Aber früher gab es auch nur maximal drei Fernsehprogramme, das Privatfernsehen ist erst etwas mehr als 20 Jahre alt. Und der Computer ist auch noch nicht lange ein alltägliches Medium. Das heißt, Eltern müssen grundsätzlich Neues lernen in der Erziehung. Medienpädagogik ist der Schlüsselbegriff mit dem alle, die erziehen, konfrontiert sind, egal ob arm oder reich.
Die Aktion „Schau hin was deine Kinder machen!“ ist ein guter Ansatz, finde ich. Sie will Eltern praxisnahe Hilfestellung für einen kindgerechten Umgang mit den Medien geben. Es wird konkret Rat gegeben, wie das Medienverhalten von Kindern gesteuert und begleitet werden kann. Kinder sollen lernen, Sendungen auszusuchen, Eltern können das Angeschaute mit den Kindern besprechen. Es gibt Ratschläge, welche Sendungen für welches Alter sinnvoll sind und wie Kinder ungefährdet surfen und chatten können. Auch die Schule kann dazu beitragen, mit den Kindern selbst über Computerspiele zu sprechen, eine Erziehung zur Eigenverantwortlichkeit ist gefragt.
Medienpädagogik ist ein entscheidendes Zukunftsthema. Wir können die Medien nicht aus der Welt schaffen. Aber wir können für uns selbst und für unsere Kinder einen verantwortlichen Umgang damit lernen.
Mir geht es zuallererst auch darum, Eltern neu zur religiösen Erziehung zu ermutigen. Viele fühlen sich nicht kompetent genug und delegieren die religiöse Erziehung an andere. Kinder sollten aber möglichst bereits in ihrer Familie hineinwachsen in die Rituale, die Geschichten, Lieder und Gebete des christlichen Glaubens. Ich bin überzeugt: Kinder brauchen Religion, sie haben ja religiöse Fragen.
Buß- und Bettag?
I m November ist Buß- und Bettag. Leider kein öffentlicher Feiertag mehr – aber immerhin ein wichtiger kirchlicher Gedenktag. Dieser Tag hat traditionell drei Funktionen: Es geht um das Gebet der Kirche für die Schuld unseres Volkes vor Gott; die Kirche soll in besonderer Weise ihr Wächteramt ausüben; und es ist ein Tag der Gewissensprüfung für den Einzelnen vor Gott.
Buße spielt eine große Rolle gerade für Evangelische. Die Reformation Martin Luthers hat viel mit diesem Begriff zu tun. In der ersten seiner 95 Thesen, die er an die Wittenberger Schlosskirche schlug, formulierte er: „Da unser Herr und Meister Jesus Christus sagte: tut Buße, wollte er, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein sollte.“
Auch wenn der Buß- und Bettag heute ein rein kirchlicher Tag ist, hat er doch einen öffentlichen Anspruch. Die Welt ist immer in der Gefahr, Gottes Gebote zu vergessen. Deshalb sagt die Kirche an diesem Tag besonders laut und deutlich, dass das Leben von Staat und Volk in der Verantwortung vor Gott steht.
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