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Mehr als fromme Wuensche

Mehr als fromme Wuensche

Titel: Mehr als fromme Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kaessmann
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Nationalmannschaften mit rund 500 Sportlern, Trainern und Betreuern sind zu Gast in Deutschland. Sie wurde öffentlich bei weitem nicht so intensiv wahrgenommen wie die WM der Nicht-Behinderten. Aber ist nicht ihre Leistung ungleich größer? Das habe ich mich gefragt, als ich ein Spiel gesehen habe. Jedenfalls habe ich mich gefreut, dass wegen der großen Ticketnachfrage das Spiel in Hannover vom Eilenriedestadion in die AWD-Arena verlegt werden musste. Das zeigt: Hier sind Fußballbegeisterung und Respekt im Spiel und nicht Mitleid mit denen, die „anders“ sind.
    Es muss unendlich viel schwieriger sein, dahin zu kommen, in einer Gruppe von geistig- und lernbehinderten Menschen ein Spiel zu koordinieren. Das ist doch klar, dass sie etwas mehr Zeit brauchen, um Konstellationen und Formationen einzustudieren. Was ich bei ihnen erlebe, ist aber, dass sie aufgrund ihrer Leistung anerkannt werden wollen. Herablassung, mit der viele „Gesunde“ auf sie reagieren, spüren sie sofort. Der Cheftrainer der deutschen Mannschaft, Willi Breuer, sagte: „Es gibt noch immer viele Vorurteile gegenüber Menschen, die an einer Lernschwäche leiden.“
    Jeder Mensch hat seine eigene Würde, sagen wir immer wieder. Das gilt ausnahmslos und natürlich auch für Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen. Bis dieserGrundsatz aber nicht nur auf dem Papier stehen bleibt, sondern im Alltag gelebt wird, ist der Weg noch weit. Vor allem braucht es dabei unbefangene Begegnung miteinander. Wer gesehen hat, wie auf den Rängen nichtbehinderte junge Leute oft zum ersten Mal in ihrem Leben zusammen mit behinderten Menschen eine Mannschaft angefeuert haben, deren Spieler behindert sind, konnte wahrnehmen: Für eine solche Begegnung ist diese etwas andere Fußball-Weltmeisterschaft eine hervorragende Gelegenheit. Und wenn auch unsere deutsche Mannschaft im Halbfinale den Niederländern unterlag, das Miteinander hat schon gewonnen. Insofern gilt auch hier: Weltmeister der Herzen – Glückwunsch!

Migrantinnen
    M igranten werden von uns meist als „Störfaktoren“ wahrgenommen. Sie sind eine diffuse Menschenmasse vor den Toren Europas, landen auf Lampedusa, kommen in Lastwagen geschmuggelt in unser Land. „Wirtschaftsflüchtlinge“ heißt es, „Schmarotzer“ sagen andere. Fast die Hälfte der weltweit 191 Millionen Migranten sind übrigens Frauen. Gerade sie werden ausgebeutet und misshandelt. Noch immer werden sie oft verschleppt; und vor Übergriffen nicht genügend geschützt. Auf der Flucht sind Frauen und Mädchen vielfältigen Gefahren ausgesetzt, sexueller Gewalt etwa. Schätzungsweise 600000 bis 800000 Menschen werden jedes Jahr über Staatsgrenzen hinweg verschleppt und verkauft. 80 Prozent von ihnen sind Frauen und Mädchen.

    Da ist interessant, dass der letzte Weltbevölkerungsbericht zeigt, dass Migrantinnen nachhaltig zur Armutsbekämpfung und Entwicklung in ihren Heimatländern beitragen. Im Jahr 2005 haben Migranten schätzungsweise 232 Milliarden US-Dollar in ihre Heimatländer überwiesen. Davon flossen insgesamt 167 Milliarden US-Dollar in Entwicklungsländer. „Frauen schicken einen weitaus höheren Anteil ihres Einkommens nach Hause als Männer“, sagt Bettina Maas von der UNFPA (United Nations Fund for Population Activities) . So überweisen Migrantinnen aus Bangladesch, die im Nahen Osten arbeiten, 72 Prozent ihres Einkommens an ihre Familien in derHeimat. „Der überwiegende Teil ist für die Gesundheitsversorgung und die Bildung der Kinder bestimmt. Damit leisten die Frauen einen wichtigen Beitrag zur Armutsbekämpfung und Entwicklung ihrer Länder.“

    Das wirft doch noch einmal ein ganz anderes Licht auf Migration, wenn immer von Ökonomie geredet wird. Migrantinnen tragen offensichtlich zur Entwicklung ihrer Heimatländer mehr bei als institutionalisierte Entwicklungshilfe, allein schon, was die Geldsumme angeht, weil sie Geld, das sie hier verdienen, an ihre Familien überweisen.
    Wenn bei uns nun davon gesprochen wird, dass wir Flüchtlinge abschieben müssen, qualifizierte Fachkräfte aber anwerben wollen, müssen wir auch sehen, dass die Abwanderung von Fachkräften die Herkunftsländer schwächt. So lockt die Nachfrage nach qualifiziertem Gesundheitspersonal in einigen Industrieländern immer mehr qualifizierte Migranten an – und stürzt ihre Heimatländer noch tiefer in die medizinische Versorgungskrise. Von den 600 Ärzten, die seit der Unabhängigkeit 1964 in Sambia ausgebildet wurden,

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