Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern
vorbeugende Bearbeitung von Konflikten zu investieren. Gewaltfreie Konfliktbewältigung ist kein Kinderspiel, Prävention und Mediation müssen gelernt werden. Friedensdienste müssen auch finanziert und personell ausgestattet werden! Allein 2010 wurden 65,8 Milliarden US-Dollar für den Krieg im Irak ausgegeben. Der Auslandseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan kostete im Jahr 2011 1,28 Milliarden Euro. Da darf doch gefragt werden, welche Friedensinvestitionen denn mit derartigen Summen möglich wären! Das hat aber noch nie eine Chance auf Umsetzung erhalten. Stattdessen werden Eskalationen hingenommen, bis schließlich mit „humanitärer Intervention“ oder gar „Präventivkrieg“ argumentiert wird.
Rüstungsausgaben
Laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI (7. Juni 2011) betrugen die Militärausgaben der USA 2010 insgesamt 698 Milliarden Dollar, weltweit wurden für militärische Zwecke 1,6 Billionen Dollar (rund 1,1 Billionen Euro) ausgegeben. Wenn derartige Summen in Friedensmaßnahmen investiert würden, in Prävention und vor allem in die Entwicklung der verarmten Länder dieser Erde, gäbe es ganz neue Perspektiven für Frieden und Gerechtigkeit. Die UNO erklärt, es würden „nur“ 55 Milliarden US Dollar benötigt, um die unmittelbaren Bedürfnisse der Hungernden und Armen auf der Welt zu befriedigen. Überwindung von Gewalt – das bedeutet Armut, Unterdrückung und Unbildung den Nährboden zu entziehen, der dann wiederum zum Nährboden für Hass wird. Dazu haben die Religionen immer wieder zu mahnen.
Krieg ist für mich nicht Ultima Ratio , weil Ratio Vernunft heißt. Und im Krieg setzt die Vernunft aus. Da vergewaltigen serbische Männer ihre bosnischen Nachbarinnen. Da wird mit der „Wilhelm Gustloff“ ein Schiff mit über 9000 Flüchtlingen an Bord versenkt. Da metzeln Hutu Tutsi in einer Kirche nieder. Da lassen argentinische Generäle Menschen zu Tode foltern und Kinder verschwinden. Da werden in Mosambik Kinder zu Soldaten gemacht und dazu gezwungen, ihre eigenen Eltern zu töten, weil sie so besonders grausame Kämpfer werden. Da verhungern und erfrieren in und um Stalingrad Tausende – ja, wofür denn und für wen? Krieg ist das Ende aller Vernunft und setzt zerstörerische Kräfte frei, die kaum wieder zu bändigen sind.
George Bell
Es war der anglikanische Bischof George Bell, der sich im House of Lords in England ab Februar 1943 vehement und immer wieder gegen die britische Bombardierung deutscher Städte aussprach. Er sah die ethischen Grundlagen der westlichen Zivilisation und auch eine zukünftige Versöhnung mit Deutschland gefährdet. George Bell war geprägt durch die ökumenische Bewegung. Er hat sich erheblichen Anfeindungen ausgesetzt, wurde als „Vaterlandsverräter“ beschimpft. Für mich ist er ein Vorbild für Feindesliebe mitten im Krieg. Er hatte das, was ich „Fantasie für den Frieden“ nenne, weil er die Menschen gesehen hat und nicht nur „den Gegner“. Schon in seiner ersten Rede als Mitglied des Oberhauses in London forderte er am 27. Juli 1938 übrigens die britische Regierung zu verstärkter Hilfe für jüdische Flüchtlinge aus Deutschland auf. Er nutzte seinen Einfluss auch, um gezielt Verfolgte des NS-Regimes zu schützen, etwa als er die Inhaftierung Martin Niemöllers in England publik machte und diesem so wahrscheinlich das Leben rettete. Das zeigt überdeutlich: Einzelne können etwas tun, niemand muss tatenlos zusehen, wenn Krieg und Unrecht geschehen.
Ja, ich hätte mir gewünscht, dass es in ganz Europa Hunderttausende mutiger Menschen wie George Bell gegeben hätte. Vor allem aber Menschen in Deutschland, die frühzeitig aufgeschrien hätten, als 1938 in unserem Land Gotteshäuser brannten, und gemeinsam gesagt hätten: „Wir sind ein Volk aus Juden und Christen, aus Menschen unterschiedlichen Glaubens und ohne Glauben! Wer Juden verfolgt, verfolgt uns, die wir an Jesus den Juden glauben.“ Dass viele sich mit einem Plädoyer für das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen schützend vor Sinti und Roma gestellt hätten, als diese in Berlin schon vor den Olympischen Spielen 1936 in Marzahn zusammengepfercht wurden. Dass Homosexuelle Schutz gefunden hätten in christlichen Gemeinden, als ihnen die Deportation drohte. Dass es nach 1945 einen internationalen Aufschrei gegen erneute Waffenproduktion gegeben hätte.
Ringen in den Institutionen
Es ist gut, dass es Entwicklungen gibt, Veränderungen, das macht Hoffnung! Der
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