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Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Titel: Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kaessmann
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konziliare Prozess bleibt für mich ein solches Hoffnungszeichen. Ich war zwischendurch oft ungeduldig, weil all diese Verhandlungen, das Ringen um Formulierungen, die konfessionellen Rücksichtnahmen manches Mal lähmend wirkten. Aber auf der Weltversammlung für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung in Seoul 1990 wurde formuliert: „Wir verpflichten uns, unsere persönlichen Beziehungen gewaltfrei zu gestalten. Wir werden darauf hinarbeiten, auf den Krieg als legales Mittel zur Lösung von Konflikten zu verzichten. Wir verlangen von den Regierungen, dass sie eine internationale Rechtsordnung schaffen, die der Verwirklichung des Friedens dient.“ 54 Das sind gewichtige und entscheidende Sätze. So können internationale Zusammenkünfte Christinnen und Christen vor Ort ermutigen, durch den persönlichen Einsatz im eigenen Umfeld, durch Mahnwachen, Friedensgebete, Aktionen gegen Rüstungsexporte zu handeln.
    Was heißt das aktuell? Ich war in Amberg als Mitglied der Kirchenkonferenz dabei, als 2001 jene friedenspolitischen Thesen von der Synode verabschiedet wurden. 2007 war ich Mitglied des Rates der EKD, als eine Denkschrift unter dem Titel „Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen“ veröffentlicht wurde. Sie zeigt etwas von dem enormen Ringen um Gemeinsamkeit, diskutiert militärische Einsätze aus humanitären Gründen und plädiert entschieden für das Ziel eines gerechten Friedens. Es wird klar gesagt: Die Entsendung der Truppen, die mit militärischen Mitteln versuchen, in dem geschundenen Land Afghanistan Frieden zu schaffen und den Aufbau eines demokratischen Staatswesens zu ermöglichen, wurde durch die UN als Ultima Ratio legitimiert.
    Genauso nachdrücklich wie bei der Einsicht in die Rechtfertigung des Einsatzes von Soldatinnen und Soldaten unter UN-Mandat wird die Forderung unterstrichen, gleichzeitig deutlich mehr Geld und Personal in die Entwicklungshilfe und den zivilen Aufbau des Landes zu investieren, um Bildung, Entwicklung und den Aufbau eines funktionierenden Staatswesens zu fördern. Es wird ein „Vorrang für Zivil“ gefordert, und militärische Gewalt wird nur dann in engen Grenzen für vertretbar gehalten, wenn sie klar dem zivilen Aufbau dient. 55 Also nicht nur weitere Soldaten entsenden, sondern auch Entwicklungshelfer, Lehrkräfte oder Verwalter. Das ist immer wieder zu fragen: Wo sind denn die zivilen Ziele?
    Das ist keine Kritik an Soldatinnen und Soldaten, sondern eine Aufforderung an die Politik, die Optionen zu klären! Was ist der Sinn dieses Einsatzes? Warum erscheint er politisch sinnvoll und überzeugend? Bisher mussten die Soldatinnen und Soldaten bei Bundeswehreinsätzen im Ausland den Eindruck gewinnen, dass die Gesellschaft, die sie entsendet, von den Gefahren und Belastungen ihres Einsatzes nichts hören will. Das habe ich selbst erlebt, als ein junger Soldat in meiner Kanzlei war und erzählte, wie traumatisiert er sei, nachdem er einen Angriff überlebt hatte, bei dem zwei andere Soldaten ums Leben kamen. Er hatte den Eindruck, niemand interessiere sich wirklich dafür. Eine junge Frau schrieb mir empört, nachdem ich in der Marktkirche in Hannover eine Trauerfeier für den Nationaltorhüter Robert Enke gehalten hatte: „Wo waren Sie denn mit einer Trauerfeier, als mein Mann im Zinksarg aus Afghanistan zurückkam?“ Die Diskussion um Krieg und Frieden ist auch Teil der Verantwortung gegenüber Soldatinnen, Soldaten und ihren Angehörigen.
    Rüstungsexporte
    Ich bin überzeugt, wir können einen entscheidenden Beitrag zum Frieden leisten, indem wir zuallererst Waffenproduktion und Rüstungsexporte diskutieren. Warum muss ein Land wie Deutschland mit derart massiver Kriegserfahrung auf den unrühmlichen dritten Platz der Rüstungsexportländer aufsteigen? Ja, ich weiß, es wird mit dem Wirtschaftsfaktor argumentiert – aber es geht um 0,2 Prozent des Bruttosozialproduktes. Und ja, es heißt, deutsche Waffen seien eben technologisch so großartig – wer möchte allerdings damit in aller Welt glänzen?
    In der erwähnten Diskussion mit Burkhart Braunbehrens, Miteigentümer des Rüstungskonzerns Krauss-Maffei-Wegmann, für das Magazin „Chrismon“ 56 , ist mir das ganze Dilemma noch einmal sehr bewusst geworden. Herr Braunbehrens, ein reflektierter und sympathischer Mann, sagte: „Rüstungsexport ist notwendig, wenn Sie den Standort halten wollen. Durch deutsche Nachfrage allein lässt sich unser technischer Standard nicht

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