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Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Titel: Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kaessmann
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individuellen Bereich, wo Kinder geboren und erzogen werden, wo Alte in ihrer Leistungskraft nachlassen und sterben. Am Ende geht es um unser Land und um unsere Welt. Wir wollen mit den Menschen, die mit uns leben, unsere Umwelt gestalten und nicht gedrängt und getrieben werden von Egomanie oder vermeintlich Unveränderbarem. Wir können etwas tun und wir wollen ja die Welt verändern! Das ist gut so. Denn wir sind vor Gott für unser Leben verantwortlich. Ja, es geht um den Sinn unseres Lebens. Es geht um unser Gewissen, dem wir folgen wollen. Und das schärft sich an der Bibel, die uns eine Kontrastgesellschaft aufzeigt, in der die Barmherzigen und Sanftmütigen und Friedensstifter selig gepriesen werden. Das bedeutet nicht hektischen Aktionismus, sondern aus der Ruhe und Tiefe des Glaubens heraus in der Welt zu handeln. Da geht es nicht nur um einen moralisch erhobenen Zeigefinger, sondern um sinnvolles Leben, ja, Lust am Leben. Die Texte der Bibel können uns den Mut geben, nicht einfach nur Ja und Amen zu sagen, sondern Verantwortung zu übernehmen, eigene Positionen zu finden und auch gegen Widerstände durchzuhalten.

1.
Dein Lebenssinn ist dir in Gottes Zuwendung schon zugesagt! Wage, selbst zu denken, Vorgefundenes zu hinterfragen, und bilde dir selbst deine Meinung unabhängig vom Urteil anderer. Du bist freier, als du denkst, und kannst Haltung zeigen! Schärfe dein Gewissen an der Bibel, und gehe deinen Lebensweg voller Gottvertrauen und zugleich in Verantwortung vor Gott, anderen Menschen und dir selbst.
2.
Du kannst aus der Spirale der Dauererschöpfung ausbrechen und der Last der Erwartungen entkommen. Halte an, entschleunige, und überlege neu, was du mit deinem Leben anfangen willst. Das ist gut für dich und für die, mit denen du lebst.
3.
Es gibt einen Segenskreislauf der Barmherzigkeit. Er zeigt sich in gegenseitiger Wertschätzung, im Leben in Gemeinschaft und einer Kultur des Vertrauens. Der Bauplan der Welt leitet sich ab aus biblischen Hoffnungen auf ein Miteinander von Starken und Schwachen.
4.
Gerechtigkeit eignet sich als Leitbild für die Welt, in der wir leben. Sie ist eine Frage der Beziehung zu Gott und zu anderen Menschen. Wir können diese Beziehungen so gestalten, dass wir einander in unserer Gemeinschaft gerecht werden. Mit Blick für das Maß, einer Ethik der Grenze, des Genug, kann es ein gutes Leben für alle geben.
5.
Zum Frieden gehört der Mut, Konflikte gewaltfrei zu lösen – im persönlichen Umfeld wie in internationalen Konflikten. Waffen sind keine Lösung, sondern das Problem. In den Seligpreisungen entwirft Jesus eine Kontrastgesellschaft, die für uns Provokation und Leitfaden sein kann, auch im politischen Handeln.
6.
Wenn wir uns als Teil der Schöpfung verstehen, ist das einerseits eine Frage der Spiritualität. Gleichzeitig hat ein solches Selbst- und Weltverständnis im Alltag konkrete Konsequenzen, angefangen bei einer „Politik mit dem Einkaufskorb“. Wir treffen täglich Entscheidungen, die weitreichende Auswirkungen haben.
7.
Kinder sind eine Lebenslust. Das dürfen Eltern erleben, das kann eine Gesellschaft prägen. Kinder sind ein Segen, das sollen sie spüren und sich entfalten können. Da gilt es, gegen die Muster in den Köpfen anzutreten und flexible Freiräume zu schaffen, in denen Familie gestaltet werden kann.
8.
Sterbende sind kein Tabu und der Tod ist kein hoffnungsloser Fall – wagen wir, darüber zu reden! Wie will ich sterben? Wie können Sterbende in Würde begleitet werden? Das sind Themen, denen wir nicht ausweichen dürfen.
9.
Liebe und Beziehungen sind nicht statisch. Wer sich darauf einlässt, macht sich verletzbar. Aber es lohnt sich, in sie zu investieren, damit wir das Gewebe stärken, das unsere Gesellschaft zusammenhält. Da geht es um Familie, Ehe und Partnerschaft, aber auch um Vertrauen und Freundschaft.
10.
Es gibt kein „Die“ und „Wir“, sondern nur „Uns“ in unserem Land, in unserer Welt. Hier können wir in einer Vielfalt von Kulturen und Religionen zusammenleben, wenn wir gemeinsam das Recht achten und die errungene Freiheit offensiv verteidigen.





Margot Käßmann
    Prof. Dr. theol., Dr. h.c., geb. 1958, ist evangelisch-lutherische Theologin und Pfarrerin. Sie war von 1999 bis 2010 Bischöfin der größten evangelischen Landeskirche in Hannover und 2009/2010 Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. Davor war sie Gemeindepfarrerin, Studienleiterin der Evangelischen Akademie Hofgeismar und

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