Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern
Kriege wie ökologische Katastrophen werden Menschen auf die Flucht jagen. Sie werden Zuflucht in den reichen Ländern suchen, besonders hier in Europa, und sie werden nicht willkommen sein, machen wir uns nichts vor. Erneut erweist sich: die Trias von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung gehört zusammen, heute ebenso wie es die ökumenischen Versammlungen auf Weltebene in Vancouver 1983 und auf europäischer Ebene in Basel 1989 beschrieben haben.
Die Sintflutgeschichte ist für uns heute eine aktuelle Erzählung, weil sie etwas von dem Wissen spiegelt: Die Erde könnte vernichtet werden. Denn wir leben ja nach dem Motto: „Nach uns die Sintflut!“ Dabei geht es weniger um Naturerfahrungen als um selbst verantwortete Zerstörung. Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl von 1986 ist ein Symbol dafür geworden. Sie ist eine Warnung an den Hochmut und den Machbarkeitswahn des Menschen, der meint, alles beherrschen zu können. So war der Schöpfungsauftrag von Anfang an nicht gemeint. Neben dem Auftrag zu bebauen stand der des Bewahrens. Wer damit rechnet, dass der Mensch fehlerlos ist und Kernkraftwerke somit „sicher“ sind, macht den Menschen zu Gott. Ein fataler Fehler, der in der Folge Tausende das Leben gekostet hat. Christinnen und Christen engagieren sich für erneuerbare Energien und gegen Risikomeiler, weil sie um die menschliche Fehlbarkeit wissen.
Diese kleinen Schritte in ein großes Konzept einzubinden, hat der sogenannte „Erdgipfel“ in Rio de Janeiro 1992 versucht. Es wurde die Agenda 21 beschlossen, die den Klimawandel stoppen und einen fairen Ausgleich zwischen den Ländern des Nordens und des Südens ermöglichen sollte. Es war eine Zeit der Hoffnung und des Aufbruchs. Ganz anders der Gipfel 20 Jahre später. Es gab eine tiefe Enttäuschung sowohl über die Ergebnisse der vergangenen 20 Jahre als auch darüber, dass es keine Einigung über Ziele gab. Und der UN-Klimagipfel in Doha/Katar Ende 2012 endete mit tiefer Enttäuschung: die 190 vertretenen Staaten konnten sich nicht auf Lösungen mit Blick auf die Erderwärmung einigen, um den Klimawandel aufzuhalten – zu stark waren die Eigeninteressen.
Das ist frustrierend und beschämend dazu! Auch wenn es Fortschritte gibt, etwa weil eine früher belächelte Partei wie Die Grünen heute selbstverständlicher Teil der parlamentarischen Demokratie in unserem Land ist: Die Grenzen des Wachstums werden noch immer nicht realisiert, sie werden weiter ignoriert. Also resignieren? Nein! Ernst Ulrich von Weizsäcker schreibt, er sehe die Perspektive „in Allianzen der Willigen. Für die weltweite Durchsetzung der Hühnerzucht oder des Laptops bedurfte es keiner weltweiten vetofreien Konferenzen. Die Pioniere waren die Gewinner, nicht die Verlierer. Es kommt also darauf an, ökologische Pioniere zu Gewinnern zu machen.“ 69
Und genau bei einer solchen „Allianz der Willigen“ sollten Christinnen und Christen in aller Welt dabei sein! Weil sie die Schöpfung Gottes bewahren wollen für kommende Generationen. Und auch da dürfen sie sich nicht einschläfern lassen von einem „wird schon“. Da messen Gemeinden inzwischen ihren Energieverbrauch. Überlegen, wie sie mit Solardächern, ungeheizten Kirchen in Winterzeiten, Stromsparinitiativen einen Beitrag leisten können. Und das kann jeder einzelne Haushalt auch.
Ethik für das Leben
Der Apostel Paulus bringt in diese Debatte einen gewichtigen Gedanken ein. Er schreibt: „Die gesamte Kreatur sehnt sich nach Erlösung“ (Röm 8,22). Und sie seufzt dabei ganz gewiss unter dem Menschen, der sie erbarmungslos benutzt und zerstört, mit Ölteppichen, Artenvernichtung und Klimaerwärmung. Aber wir dürfen die Schöpfung auch nicht allzu simpel romantisieren. Sturm, Gewitter, Flut gehören ebenso dazu und mächtige und schreckliche Naturkatastrophen, wie wir sie in den letzten Jahren erlebt haben. Doch Gott setzt mitten im Wüten der Gewalten, so die Bibel, seinen Bogen in den Himmel. Wichtig ist mir dabei die Rede von Gottes Zeichen im Regenbogen! Diese Naturerfahrung teilen wir über die Jahrtausende hinweg. Sie ist biblisch gesehen auch eine Erinnerung für Gott selbst, seiner Zusage treu zu bleiben im Sinne einer „Selbstverpflichtung Gottes“: „… als dann will ich gedenken …“
Der Anspruch Gottes bleibt präsent. Die Gebote sind die unverrückbare Grundlage zu einem verantworteten, gelingenden, gemeinschaftsverträglichen Leben – auch in der zweitbesten aller Welten. Noah
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