Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern
alles für die Menschen vor Ort heißt. Für sie ist es kein abstraktes Problem, sondern es geht um ihre Lebensperspektiven. Sie sehen ein nicht verantwortbares Maß an irreversiblen Folgen, die Generationen nach uns belasten werden.
Die Katastrophe von Tschernobyl hat 1986 viele Menschen zum Umdenken gebracht. Daran erinnere ich mich genau. Meine Zwillingstöchter wurden am 7. April 1986 geboren. Ich musste lange mit ihnen im Krankenhaus bleiben, weil sie sehr klein zur Welt kamen. Am 28. April fuhr ich mit ihnen nach Hause. Im Auto hörte ich, in der Sowjetunion habe sich eventuell ein nuklearer Unfall ereignet. Die Nachrichten und Spekulationen hielten an. Am 1. Mai 1986 verbrachte ich einen wunderbaren Tag im Garten; die ältere Tochter spielte im Sand, die Babys lagen vergnügt auf einer Decke im Gras. An den folgenden Tagen wurde deutlich: ein fataler Fehler! Sand und Gras waren wahrscheinlich kontaminiert von der unsichtbaren ominösen „Wolke“, die von Tschernobyl lebenzerstörend bis zu uns herüberwehte. Wer will das denn verantworten? Das soll „saubere“ Energie sein? Nein, sie ist unverantwortlich und lebensbedrohend für viele Generationen nach uns. Wiederum zeigt sich: Wir müssen heute die Verantwortung für all die Belastungen übernehmen, die wir an kommende Generationen weitergeben.
Die Katastrophe von Fukushima 2011 schließlich hat 25 Jahre später die Bundesregierung zum Umdenken gebracht und den Ausstieg zum gesetzlich relevanten politischen Beschluss werden lassen.
Klimakatastrophe
Aber können wir wirklich nur durch Katastrophen lernen? Ja, lernen wir überhaupt durch Katastrophen, oder tanzen wir nicht allzu schnell weiter auf dem Vulkan, wie es doch auch an der Finanzkrise abzulesen ist? Die wissenschaftlich vorausgesagte Klimakatastrophe, die in den sich häufenden Überschwemmungen, Unwettern und Erdrutschen inzwischen überall auf der Welt deutlich erfahrbar ist, bringt Staaten, Unternehmen und Individuen offenbar nicht zum Umdenken. Hier ist kein Ausgleich der Interessen festzustellen, sondern die Ökonomie und der Eigennutz haben Vorrang.
Mit dem Regenbogen wird der Bund zwischen Gott und den Menschen aufgerichtet. „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Tag und Nacht“ (1. Mose 8,22), verspricht Gott nach der Sintflut in der biblischen Geschichte. Nur sehen wir heute, dass wir als Bundespartner und Bundespartnerinnen versagen. Die Schöpfung ist gefährdet, weil Menschen verantwortungslos handeln. Dieses Wunder der Natur, das Zusammenspiel von Licht und Dunkel, Wasser und Erde, Mensch und Tier ist aus dem Takt geraten. Wir können Gott nicht verantwortlich machen für das, was wir durch unsere Art zu leben anrichten. Die meisten Katastrophen, die heute Leben zerstören und gefährden, sind und bleiben menschengemacht.
Wie ernst aber nehmen wir das? Erschrecken wir noch über Szenarien, die entworfen werden? Erst kürzlich sagte mir jemand: „Die übertreiben doch alle!“ Schon werden warnende Stimmen als hysterisch bezeichnet und es schimmert neu der Glaube an die Machbarkeit durch Technik auf: „Die werden doch was erfinden, damit das nicht so schlimm wird mit der Erderwärmung!“ Beschwichtigungen sind beliebt, sie beruhigen. Aber Messdaten weisen die Erderwärmung inzwischen nach. Der CO-Gehalt der Atmosphäre ist gegenwärtig höher als jemals in den letzten 650000 Jahren der Erdgeschichte. Elf der vergangenen zwölf Jahre zählen zu den zwölf wärmsten Jahren seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1850. Ein Anstieg der Mitteltemperatur von drei Grad Celsius wird erwartet. Schon jetzt aber hat der Klimawandel nachweislich Einfluss auf das Abschmelzen des Gletschereises. Ein Anstieg des Meeresspiegels wird folgen und gerade die dicht bevölkerten Gebiete Afrikas und Asiens betreffen. Gleichzeitig wird es mehr Dürreperioden geben, die in der Folge Hungersnöte nach sich ziehen.
Hier treffen sich die Schöpfungsfrage und Aufgabe der Gerechtigkeit: Am stärksten betroffen von den Folgen der Erderwärmung werden die Armen dieser Erde sein, die am wenigsten Treibhausgase verursachen. Am besten werden sich diejenigen schützen können, die reich genug sind, dies zu tun. Und ja, auch die Friedensfrage wird eine Rolle spielen, denn es wird Kriege geben um Energiequellen – oder gibt es sie gar schon? Ist nicht längst Öl ein Faktor für Krieg? Kriege wird es auch geben um Wasser und fruchtbares Land, das befürchten viele. Und
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