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Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Titel: Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kaessmann
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in Behindertenwerkstätten hergestellt. Zusätzlich gibt es Bücher und CDs, deren Auswahl an christlichen Werten orientiert ist. Das COEO-Team versteht sich „als Gemeinschaft von Christen und Nicht-Christen“; die Gewinne des gemeinnützigen Unternehmens dürfen nur für die Weiterentwicklung der Geschäftsidee verwendet oder an karitative Projekte gespendet werden. 75 Wer hier und in ähnlichen Läden kauft, setzt ein deutliches Zeichen gegen gedankenlosen Konsum und für gerechte Arbeitsbedingungen.
    Meine kleine Kaufentscheidung – die Frage, ob ich weniger oder gar kein Fleisch kaufe, Produkte aus biologischem Anbau, Gemüse und Obst aus der Region, weniger Plastikverpackung oder mehr –, das kann nicht gleich die Welt verändern, aber es verändert etwas. Ich sage nicht Ja und Amen zu einer Konsumgesellschaft, die nimmt und wegwirft je nach Laune, sondern handle bewusst. Und „der Markt“ ist in der Tat ein sensibles Feld. Wenn viele bewusster konsumieren, verändert sich etwas. In der jüngsten Debatte um Amazon zeigt sich die Macht im Handel und es stellt sich die Frage: „ Wer weckt die Verbraucher aus ihrem Tiefschlaf? “ 76
    Das ist kein Plädoyer für Verzicht und Kargheit, sondern für Aufbruch und Kreativität, für einen Gewinn an Lebensqualität. Mich fasziniert beispielsweise die neue Initiative Foodsharing. Auf der Internetplattform heißt es: „Deutsche Privathaushalte werfen jedes Jahr Speisen im Wert von rund 22 Milliarden Euro weg. FOODSHARING ist eine Internetplattform, die Privatpersonen, Händlern und Produzenten die Möglichkeit gibt, überschüssige Lebensmittel kostenlos anzubieten oder abzuholen. Über FOODSHARING kann man sich auch zum gemeinsamen Kochen verabreden, um überschüssige Lebensmittel mit anderen zu teilen, statt sie wegzuwerfen.“ 77
    Wer das „Seufzen der Kreatur“ nach Erlösung (Röm 8,22) hört, sich als Teil der Kreatur versteht, um ein Bebauen und Bewahren ringt statt des sich Untertan-Machens, wird sich auch freuen können an Farbenpracht, genießen können, was uns an Schönheit, Lebenslust und Gaben geschenkt ist, kann Vegetarier werden, aber auch bei kleinem Haushaltsbudget gut überlegen, woher das Fleisch kommt, das ich esse, und wie viel es sein muss. Zwei meiner Töchter ernähren sich seit einiger Zeit konsequent vegetarisch. Am Anfang wirkte das ein bisschen wie eine Anklage an die anderen. Inzwischen aber ist deutlich: es ist ein klares Zeichen der Verantwortung, das nicht bedeutet, karg oder vorwurfsvoll zu leben. Sie leben gern und lustvoll und können genießen. Uns ist gemeinsam wichtig: Glückliche, frei laufende Usedomer Schweine sind allemal ein verträglicherer Anblick als ein Maststall mit 4000 Ferkeln, die niemals Tageslicht sehen werden.



Als meine älteste Tochter und ihr Mann der Familie an Heiligabend 2011 beim Essen eröffneten, dass sie schwanger sei, kamen mir die Tränen. Ich habe mich so riesig gefreut, weil das einerseits den Mut junger Menschen im Land zeigt, die nächste Generation ins Leben zu begleiten, und auch, weil für mich dieser Lebenskreislauf sichtbar wird. Meine Mutter feierte kurz nach der Geburt meiner Enkeltochter ihren 90. Geburtstag, gesegnet mit insgesamt zehn Enkeln und vier Urenkeln. Ja, ein Segen!
    Danach habe ich erlebt, wie viele Stimmen auf meine Tochter einprasselten, wie viele Sorgen sie sich gemacht hat. Es gibt heute so viele Untersuchungen, bei denen immer erwartet wird, das Ergebnis lautet: gesund. Was bedeutet es für die werdenden Eltern, wenn ein anderes Ergebnis vorliegt?
    In allen Teilen der Familie gab es tiefes Wohlwollen, eine große Vorfreude auf das neue Familienmitglied. Ich bin überzeugt, meine Enkeltochter hat es schon im Mutterleib gespürt: Du bist gewollt, erwünscht, erwartet! Und ich konnte auf den faszinierenden Ultraschallbildern sehen, dass sie schon vor dem Ende des dritten Monats ein eigener Mensch war. Mit der Zeit hatte sie einen Namen und wurde in gewisser Weise bereits ein Familienmitglied, weil wir über sie mit Namen gesprochen haben. Für mich war das noch einmal eine neue Wahrnehmung: Ein Kind ist schon sehr real existent vor der eigenen Geburt. Sehr schön beschreibt das Psalm 139: „ Du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin. (…) Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da

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