Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern
Pilgern nicht zu „römisch-katholisch“ sei, was Menschen da in der Natur suchen sollen, ob ich eine „Erlebnistheologie“ betreiben würde. Aber dieser Pilgerweg hat sich wie viele andere auch inzwischen hervorragend etabliert. Es geht um ein „Unterwegssein mit Gott“. Einige pilgern allein, andere in Gruppen, einige schweigend und meditierend, andere im Gespräch oder auch singend. Wir spüren die Natur und kommen ins Gespräch – mit Gott, mit uns selbst oder mit anderen, über den Glauben und die Welt. Pilgern kann eine spirituelle Erfahrung sein, eine Erfahrung der Geistkraft Gottes.
Spiritualität, die Erfahrungsebene des Glaubens, das Wirken des Geistes, das Erleben der Schöpfung Gottes ist Teil des Schöpfungsglaubens insgesamt. Hand in Hand damit geht die Verantwortung für die Schöpfung.
Zerstörung von Paradies
Wir erleben aber auch eine Selbstbezogenheit des Menschen, die nicht Gott im Zentrum des Lebens sieht, sondern sich selbst. Das ist der biblische Sündenfall, das Ende vom Paradies. Diese Zerstörung von „Paradies“ können wir heute sehen, wo immer Natur durch Abholzen von Regenwäldern, die Folgen des CO-Ausstoßes in den Industrienationen, die Überfischung der Ozeane oder Schäden durch Ölgewinnung zerstört wird. Die Ölpest im Golf von Mexiko, die 2010 durch die Explosion der Ölbohrplattform Deepwater Horizon ausgelöst wurde, war eine entsetzliche Umweltkatastrophe – die aus dem Bohrloch ausgetretene Ölmenge wird auf 800 Millionen Liter geschätzt! Die Zerstörung des ökologischen Gleichgewichtes ist am Viktoriasee in Afrika auf dramatische Weise zu sehen, ebenso auch beim Itaipú-Staudamm in Brasilien. All das sind Beispiele, Symbole dafür, wie wir auch heute das Paradies, das uns als Lebensumfeld geschenkt ist, mit Füßen treten.
Natürlich ist die Schöpfung selbst auch nicht immer domestiziert oder gar niedlich. Das weiß schon die biblische Erzählung von der Sintflut, die als Zorn Gottes über die Menschen gedeutet wird. Eine Flut, die vernichtet, die Mensch und Tier und Pflanze mit sich reißt, dem Untergang preisgibt. Diese Geschichte zeigt ein ziemlich erschreckendes Gottesbild. Große Katastrophen haben immer wieder zur sogenannten Theodizeefrage geführt: Wie kann Gott das zulassen? Wo war Gott, als das geschah? Besonders deutlich wurde das beim Erdbeben von Lissabon im Jahre 1755 , als die Stadt zu nahezu 85 Prozent zerstört wurde. Zudem wurde sie von einem 15 bis 20 Meter hohen Tsunami überrollt, der über die Mündung des Tejo eindrang. Die meisten der über 60000 Toten dieses Unglücks waren in den Fluten ertrunken.
Die Katastrophe hatte zwei große Folgen. Eine praktische, die bis heute gilt, nämlich die Maßgabe für ein schnelles und geplantes Handeln. Als der König seinen Staatssekretär Sebastião José Carvalho e Melo fragte, was zu tun sei, sagte der: „Die Toten begraben, für die Lebenden sorgen!“ Das war der Grundstein für modernes Katastrophenmanagement.
Neben dieser praktischen Frage gab es auch eine geistige, ja, geistliche Erschütterung, die auch jüngst angesichts von Erdbeben, Tsunami und Reaktorkatastrophe in Japan immer neu aktuell wird: Wo ist Gott? Wie können Menschen noch an Gott glauben, wenn so etwas geschieht?
Ich bin zutiefst überzeugt, die Antwort auf diese Frage lautet: Gott will nicht Leid, Gott straft nicht durch Katastrophen, sondern Gott begleitet Menschen, die Katastrophen erleiden müssen in einer Welt, die, wie wir sagen, „unerlöst“ ist. Erst in Gottes Zukunft, so heißt es im Buch der Offenbarung, werden alle Tränen abgewischt sein und Not, Leid und Geschrei ein Ende haben. Diese Welt kennt Naturkatastrophen und menschengemachte Katastrophen, aber in ihnen kann sie auch die Spur der Liebe und Begleitung Gottes entdecken. Aber wir können als Christinnen und Christen in aller Klarheit sagen: Diese Naturkatastrophen zeigen, dass wir die Schöpfung eben nicht beherrschen. Strafen Gottes jedoch sind sie nach biblischem Zeugnis nicht!
Die Bibel ist ein Hoffnungsbuch. Ja, sie kennt die Zerstörung. Sie weiß um Sintfluten, die Leben dahinraffen und Angst und Schrecken verbreiten. Der Spannungsbogen von guter Schöpfung und Sintflut und neuem Bund ist auch heute erfahrbar. Wir leben in der Zeit nach dem Paradies, in der zweitbesten aller möglichen Welten. 65 Aber wir können und sollen sie verantwortlich gestalten. Auch nach der Vertreibung aus dem Paradies sind wir als Menschen beauftragt, die Erde zu
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