Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern
tut alles, um die Gebote zu halten. Es gilt, Verantwortung zu übernehmen. Und dabei müssen Menschen mit Scheitern und mit Schuld leben, denn sie werden kein perfektes Paradies schaffen können. Aber die Hände in den Schoß legen, das gilt nicht, das widerspricht der Kreativität, die Gott uns als Geschöpfen geschenkt hat, sowie der Verantwortung, die wir wahrzunehmen haben. Wir haben doch auch Freude, ja, Spaß daran, zu gestalten, wenn wir dürfen. Wir spüren manches Mal eine unbändige Energie, für Gerechtigkeit einzutreten, wenn wir Unrecht wahrnehmen. Wir können an unserem Ort, in unseren Zusammenhängen eine Spur legen von der uns geschenkten Kreativität, weil wir wie Noah doch gern neu pflanzen, auch wenn wir wissen, dass nicht alle Saat aufgehen wird.
Der Theologe Jörg Zink hat einmal gesagt, die Bewahrung der Schöpfung erfordere ein Denken in Zusammenhängen. 70 Er schreibt: „Jesus hat keine Umweltethik.(…) Auch die übrige Kulturgeschichte des Abendlandes, aus der wir kommen und von der unsere Vorstellungen vom Handeln des Menschen mitbestimmt sind, hat zu Umweltfragen beinahe nichts beigetragen. Wir befinden uns hier auf unbegangenen Denkwegen.“ In der Tat, es hat lange gedauert, bis die christlichen Kirchen begonnen haben, eine Theologie der Schöpfung zu entwickeln. Aber heute sehen wir, dass Schöpfungsethik oder auch Umweltethik für einen Zukunftsentwurf der Menschheit von elementarer Bedeutung sind. Wir beherrschen die Schöpfung nicht, auch nicht mit aller Technik der Welt. Der Mensch zerstört sich selbst, indem er die Natur, die Mitwelt zerstört, knechtet. Das beginnt bei den abgeholzten Wäldern und endet bei Antibiotika in Hühnerfleisch. Eine Ethik für das Leben kann den Menschen nicht isoliert sehen, sondern muss ihn als Teil der Kreatur, der Schöpfung insgesamt, wahrnehmen.
Mentalitätswandel
2009 hat die EKD eine umfassende Denkschrift zu den Herausforderungen des Klimawandels veröffentlicht. 71 Grundlegende Veränderungen in den Konsummustern und im Lebensstil werden gefordert sowie eine ökologische Umsteuerung der Ökonomie. So heißt es: „Als evangelische Kirche sind wir davon überzeugt, dass zur Abmilderung der Folgen des Klimawandels und für die Erhaltung der Lebensgrundlagen für künftige Generationen ein einschneidender Mentalitätswandel in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nötig ist. Eine solche Wende zu einer nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweise verlangt nach einer Umkehr, die die Bibel Metanoia nennt, eine radikale und umfassende Umkehr: Wir bekennen, dass wir mit dem in den Industriestaaten vorherrschenden Lebensstil und einem allein auf Wachstum setzenden Wirtschaftssystem dieser Verantwortung gegenüber Gottes Schöpfung nicht gerecht geworden sind. Unser Lebensstil und unsere Wirtschaftsweise tragen dazu bei, dass die Ressourcen der Schöpfung in unverantwortlicher Weise ausgebeutet und Menschen ihrer Lebensgrundlagen und ihrer Lebenschancen beraubt werden. Damit machen wir uns schuldig vor Gott, seiner Schöpfung und unseren Mitmenschen.“Dies wird unter anderem konkretisiert, indem die Industrieländer – vor allem die EU – aufgefordert werden, mit Blick auf die Kohlenstoffdioxid-Emissionen „anspruchsvolle quantifizierte Ziele für 2020 zu formulieren“ sowie „gesetzliche Rahmenregelungen und wirtschaftliche Anreize einzuführen, um das Konsum- und Mobilitätsverhalten jedes Einzelnen zu verändern“ 72 .
Nachhaltiger Lebensstil
Wie aber könnte eine kirchliche Konsequenz aussehen? Was könnten die Folgen sein für einen nachhaltigen Lebensstil? Da gilt es, theologisch umzudenken. Nicht „Untertan-machen, vermehren“ sind die Grundregeln, sondern schützen und bewahren.
Diese Fragen gehen Christinnen und Christen ebenso wie Kirchen als Institutionen unmittelbar an. Es geht in der Tat um das esse , das Sein der Kirche, um ihre Glaubwürdigkeit. Weil wir glauben, dass diese Erde Gottes Schöpfung ist, treten wir ein für den Schutz der Umwelt. Dass es hell wird in unseren Herzen, durch unseren Glauben an Jesus Christus, hat auch zur Konsequenz, dass wir handeln in dieser Welt. Wie sagte Professor Riccardi bei der Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu 2007: „Spirituelle Männer und Frauen verzichten nicht darauf, die Welt aufzurichten.“ Spiritualität, das gemeinsame Feiern von Gottesdiensten, unser Glaube, sie führen gerade nicht zu einem Rückzug aus der Welt, sondern zu einem Engagement für Gerechtigkeit,
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