Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern
nicht, weil es vielfältige und gut ausgestattete Betreuungseinrichtungen mit kompetenten Erzieherinnen und Erziehern gibt, weil Arbeitgeber Flexibilität ermöglichen und Kinder nicht als Störfaktor wahrgenommen werden, dessen Belastung in Dezibel gemessen wird.
Während über 100 Euro Betreuungsgeld politisch gestritten wird, stockt der Ausbau der Krippenplätze. Ziel war es, bis 2013 für 35 Prozent der unter Dreijährigen einen Platz anbieten zu können. Anders als viele sagen, geht es gar nicht darum, jedes Kind zu betreuen, aber noch nicht einmal für jedes dritte ist ein Platz vorhanden. Und dann geht es doch nicht nur um einen Platz. Es geht um optimale Betreuung! Erzieherinnen müssen gut ausgebildet und gut bezahlt sein! Es geht nicht einfach nur um „Kitaplätze“, sondern um Orte, an denen es Kindern gut geht, sie liebevoll versorgt und gefördert werden, Einrichtungen, an die Eltern ihre Kinder auf Zeit vertrauensvoll abgeben können. Hier müsste viel mehr investiert werden!
Netzwerke
Wie sagt ein afrikanisches Sprichwort: „It takes a village to raise a child“ – Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen. Das muss unsere Gesellschaft neu lernen. Ja, Eltern schenken die Gene. Sie legen auch Glaubensfundamente, vermitteln Werte und eine Lebenshaltung. Das ist eine ungeheuer große Verantwortung. Eine enorme Leistung. Und eine wunderbare Aufgabe. Aber auch die Menschen ohne Kinder oder die Älteren, die schon Kinder erzogen haben, leisten einen unschätzbaren Beitrag. Die „Meme“ – die Kultur, das Gedächtnis, die Bildung einer Gesellschaft sind hiermit gemeint. Der Zoologe Clinton Richard Dawkins führte den Begriff „Mem“ für den Bereich Kultur analog zum Gen in der biologischen Evolution ein. Wir alle tragen dazu bei, Kindern in unserem Land diese Meme mitzugeben, ob wir Kinder haben oder nicht.
Es geht um Netzwerke. „Dieses Kind braucht Deutschland“ meint: Wir brauchen jedes Kind, jedes Kind braucht uns. Keines soll verloren gehen. Der renitente Junge, der die Kita auf den Kopf stellt, das junge Mädchen, das an Magersucht leidet, die vermeintlich coole Jugendliche, die kifft, der etwas abgedrehte Hauptschulabbrecher – sie alle sind wertvoll! Gott weiß das, er liebt sie ja ohnehin. Aber sie sollen auch spüren: Wir brauchen dich. Du bedeutest uns etwas. Wir wollen für dich da sein.
Wenn ich vom Engagement für Kinder in unserem Land spreche, dann sehe ich zunächst die biologischen Eltern, die sich für Kinder engagieren. Aber es geht auch um die Haltung einer Gesellschaft insgesamt, die ihre Zukunft auf Kinder baut. Wer nur Börsenkurse im Blick hat, kann tief fallen. Aber wer im eigenen Leben an kommende Generationen denkt, lebt wahrhaftig nachhaltig. So spielen Elternschaft und gesellschaftliches Engagement für Kinder ineinander und nicht gegeneinander.
Unsere egomanische, ökonomiefixierte Gesellschaft muss neu lernen: Die Zukunft liegt im Verletzlichen, im Kind. Das ist christlich gesehen die zentrale Lektion. Selbst Gott kommt als Kind verletzlich zur Welt. Die Zukunft der Menschheit, so glauben wir, wird in dem Kind, das in Bethlehem geboren wurde, sichtbar.
Alles, was wir für so entscheidend halten, hält gar nicht stand, wenn es ernst wird im Leben. Wenn wir krank werden, wenn wir sterben, dann stürzen all unsere Sicherheiten zusammen, die uns angepriesen werden. Dann zählen Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei. Aber die Liebe ist die Größte unter ihnen. Die Liebe, die wir als Eltern einem Kind gegeben haben. Die Liebe, die wir als Nachbarin oder Lehrer, als Ausbilderin oder Pastor, als Erzieherin oder Pate in ein Kind investiert haben, sie ist eine Investition in die Zukunft. Da hinterlassen wir eine Spur im Leben. Wir geben die Meme weiter, den Glauben, die Kultur, die Werte, die wir selbst ererbt haben von unseren leiblichen und geistlichen Vätern und Müttern.
Ermutigung zur Erziehung
Eltern sollten jede mögliche Unterstützung erhalten. Viele sind offensichtlich selbst hilflos, sie brauchen einerseits Erziehungsberatung, andererseits muss auch auf die Erziehungspflicht hingewiesen werden. Eine Grundschullehrerin erzählte mir, ein Junge sei an einem Montag völlig ausgerastet. Am Ende kam heraus, dass er am Samstag mit seiner Schwester gestritten hatte und zur Strafe den ganzen Sonntag in einen dunklen Raum eingesperrt wurde und kein Geräusch machen durfte – und das im Jahr 2012! Eine Kindertagesstättenleiterin sagte, Montage seien
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