Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern
war“ (Verse 13–14.16).
Ein Kind ist ein Segen
Keine Erfahrung in meinem Leben war so tief greifend wie die Geburt meiner Kinder. Ein Journalist hat mir einmal vorgeworfen, dass ich das sage. Er hat aber keine Kinder und kann sich wahrscheinlich nicht vorstellen, wie enorm ein Kind das Leben prägt. Wie groß das Glück ist, wie tief die Verletzbarkeit und wie sehr du auch Demut vor dem Leben lernst. Ein Kind verändert dein ganzes Leben und du beginnst eine lebenslange Beziehung. Partnerschaften können beendet werden, Elternschaft endet nie. Das ist eine besonders kostbare und eine besonders herausfordernde Erfahrung, aber auch eine enorme Belastung und Verantwortung. Auf einem Aufkleber habe ich das zusammengefasst gesehen in Abwandlung eines Gedichtes von Erich Fried: „Es ist ein Wunder, sagt das Herz. Es ist eine große Verantwortung, sagt der Verstand. Es ist sehr viel Sorge, sagt die Angst. Es ist ein Geschenk Gottes, sagt der Glaube. Es ist eine Herausforderung, sagt die Erfahrung. Es ist das größte Glück, sagt die Liebe.“
Als ich vor über dreißig Jahren das erste Kind bekam, war ich überzeugt, es prägen zu können. Das habe ich als Mutter sicher auch. Aber ich habe heute viel mehr Respekt vor der Individualität des Kindes. Es ist ein eigenständiger Mensch mit Gaben und Grenzen, mit Stärken und Schwächen. Als Mutter macht mich glücklich, wenn ich sehe, wie meine vier Töchter ihre Gaben entfalten können. Und ich leide mit, wenn sie an Grenzen stoßen, Probleme sie belasten. Jedes Kind individuell zu sehen, ein Kind zu begleiten, bis es erwachsen ist, das ist eine Aufgabe, die manchmal fast zu groß erscheint.
Erfreulich ist: Immer mehr junge Väter stellen sich dieser Aufgabe und überlassen sie nicht allein den Müttern. Kürzlich habe ich meine beiden Neffen bei einer Familienfeier erlebt und war begeistert, wie selbstverständlich für sie das Vatersein ist, wie sehr sich die Kinder auf sie beziehen. Da hat sich in den vergangenen Jahren ungeheuer viel verändert! Meinen Vater habe ich als durchaus liebevoll und zugewandt in Erinnerung. Aber die Kinder wickeln, das wäre für ihn sicher unvorstellbar gewesen. Mein geschiedener Mann hat sich als Vater sehr engagiert, aber es blieben schlicht Bereiche, die ganz „Mamas Sache“ waren. In der jetzigen Vätergeneration gibt es ganz offensichtlich Männer, die in Sachen Zuwendung den Müttern in nichts nachstehen. Es wird interessant sein zu sehen, wie das die heranwachsende Generation von Mädchen und Jungen prägt.
Der tägliche Kraftakt
Ein Kind großzuziehen bleibt ein Kraftakt. Mütter in unserem Land stehen unter Dauerstress, vor allem die Alleinerziehenden. Sie begegnen überall Werbung, bei der eine Mutter morgens gut gelaunt ihre Kinder zur Schule bringt, tagsüber tatkräftig im Beruf ihre Frau steht und abends elegant neben ihrem Mann auf einer Party plaudert. Solche Bilder sind eine absolute Überforderung. Ein Kind ist eine Dauerverantwortung. Morgens, mittags, abends und nachts braucht es die Mutter und möglichst auch den Vater. Wenn es krank wird, zerschlagen sich alle Planungen. Und auch wenn die Mutter berufstätig ist, überlegt sie zwischendurch, ob das Kind wohl an die Turnsachen gedacht hat. Ein Kind kannst du nicht einfach ausblenden, abhaken.
Eltern ringen um ihre Beziehungen, um Erziehungsverantwortung, und das Miteinanderleben bedeutet bei allem Glück auch eine enorme Belastung. Niemand sollte kleinreden, wie viel Kraft du brauchst, um ein Kind zu erziehen! Die ständigen Streitereien darüber, ob eine gute Mutter nun zu Hause bleibt, mit oder ohne Betreuungsgeld, oder berufstätig ist oder die Elternzeit mit dem Vater teilt – sie fördern die Lust am Kind nicht gerade. Da meinen nun Frauen, die um der Kinder willen nicht berufstätig sind, sich verteidigen zu müssen, und Frauen, die aus finanziellen Gründen oder schlicht, weil sie Lust dazu haben, berufstätig sind, wehren sich gegen den Vorwurf der Vernachlässigung.
Kürzlich saß ich zu einer solchen Debatte in der Talkshow „Tacheles“ und dachte seufzend: Da sind wir offensichtlich in den letzten dreißig Jahren keinen Schritt weitergekommen! Warum verbeißt sich unsere Gesellschaft derart in dieses Thema? Um Wahlfreiheit geht es doch. Wir könnten eine Gesellschaft sein, in der jede Frau gern und getrost ein Kind bekommt, weil sie sich von der Gesellschaft darin bestärkt fühlt. Und weil es die Möglichkeit gibt, berufstätig zu sein oder
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