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Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Titel: Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kaessmann
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Entscheidungen steckt. Aber auch trösten, wenn es so kommt. Teresa Enke hat nach dem Suizid ihres Mannes viele Menschen angerührt, als sie sagte, sie habe gehofft, ihre gegenseitige Liebe könne die Depression ihres Mannes besiegen, sie müsse nun aber sehen, dass das nicht möglich war…
    Offenheit statt Tabuisierung
    Nein, es ist nicht so leicht, einen inneren Frieden mit Sterben und Tod zu finden. Aber wenn wir darüber reden, können wir ihm ein wenig von dem Schrecken nehmen. Je mehr wir das Thema verdrängen, tabuisieren, vor Angst verschweigen, desto größer wird seine Macht. Wie will ich sterben, was kann ich regeln – darüber können wir doch sprechen! Wenn wir darüber sprechen, wird aber auch deutlich, was rein menschlich noch zu klären ist. Am schlimmsten waren für mich Trauergespräche und Beerdigungen, bei denen klar war: Hätten alle Beteiligten gewusst, dass es ans Sterben geht, hätten sie sich mit so manchem vielleicht noch versöhnen können. Unversöhnt sterben ist eine große Belastung. Mir war daher bei Trauerfeiern immer wichtig, im Gebet auch genau das auszusprechen: Dankbarkeit für das Gute, aber auch gegenseitiges Verzeihen, wo wir einander etwas schuldig geblieben sind. Und damit einher geht auch immer eine Ermutigung zum Leben.
    Dass unser Leben begrenzt ist, macht es ja letzten Endes so kostbar. Kindheit und Jugend sind nicht wiederholbar. Und wer alt wird, kann nicht vor dem Gedanken an das Ende davonlaufen, das wäre doch Selbstbetrug. Für eine Sendung zum Thema „Sterbehilfe“ hatte das Fernsehteam eine Straßenumfrage gedreht. Befragt wurde auch ein Mann, der eine alte Dame im Rollstuhl schob. Ob er mit ihr schon einmal übers Sterben gesprochen habe. „Du lieber Himmel, meine Mutter ist 89, da redet man doch über sowas noch nicht!“, sagte er. Schade, dachte ich, es wäre ein wichtiges Gespräch. Nicht jeden Tag, aber doch in Klarheit.
    Niemand kann sich ständig mit dem Tod befassen. Aber es ist wichtig, dass wir den Tod nicht tabuisieren, sondern darüber sprechen. Nicht nur darüber, wie wir sterben wollen oder wie die Beerdigung ablaufen soll. Noch mehr müssen wir die persönlichen Fragen ansprechen: Was glaube ich eigentlich – ist der Tod ein absolutes Ende oder ein neuer Anfang? Was bedeutet mir der Glaube an die Auferstehung von den Toten? Ein Auflösen hinein in die Unendlichkeit Gottes? Oder Individualität gemäß dem Jesajawort: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“ (43,1).
    Ich kann über dieses Thema nicht ohne Gottvertrauen nachdenken. Wie ein Leben nach dem Tod aussehen wird, weiß ich nicht, die Bibel sagt nicht viel darüber. Aber sie verspricht: „Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen“ (Offb 21,3b–4). Diese Hoffnung kann mir Halt und Orientierung geben. Der Tod ist für mich daher ein Schritt auf dem Weg zu Gott hin, keine Sackgasse. Wenn der Arzt sagt: Exitus, dann sagen wir: Introitus. Gott segne deinen Ausgang und Eingang. Der Mensch behält auch im Sterben Würde und der Tod hat nicht das letzte Wort. Das ist bei allen Debatten entscheidend.
    Abschied in Frieden und Würde
    Die schwerste Beerdigung meines Lebens war die meines Freundes Thomas. Wir hatten viel zusammen erlebt. Unsere Familien waren befreundet, er war mit seiner Frau Pate meiner jüngsten Tochter, ich hatte seine jüngste Tochter getauft. Viele Sommerurlaube haben wir miteinander verbracht, seit vielen Jahren gemeinsam Silvester gefeiert. Und dann rief mich seine Frau an: Krebs, Metastasen, katastrophale Diagnose. 13 Monate später starb er im Alter von 45 Jahren.
    Mich hat beeindruckt, wie diese Familie mit Diagnose, Sterben und Trauer umgegangen ist. Thomas war nie ein großer Kirchgänger, ein Christ eben wie viele andere auch. Aber angesichts des eigenen Sterbens hat er seinen Glauben überzeugend gelebt. Er hat mit seiner Frau intensiv darüber gesprochen. Von seinen Töchtern, Eltern, anderen Verwandten hat er sich bewusst verabschiedet. Mit mir hat er seine Beerdigung besprochen. Nachdem er zu Hause im Beisein seiner Frau und seiner Kinder gestorben war, stellte seine Frau Kerzen auf. Wir segneten ihn gemeinsam aus und er verließ im Sarg sein Haus. Die Trauerfeier war sehr anrührend.
    Die Trauer der Familie

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