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Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Titel: Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kaessmann
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Gazale in ihrer Wohnung in Hildesheim und schob sie mit ihrer kleinen Tochter Schams nach Istanbul ab. Ihr Mann brachte gerade die Töchter Nura und Amina zur Schule. Seitdem ist die Familie getrennt; Sohn Gazi kam unter erbärmlichen Umständen in Izmir zur Welt. Der Landkreis Hildesheim bleibt unerbittlich, auch wenn die Familie in der Türkei, einem Land, das sie nicht kennt, dessen Sprache sie nicht spricht, ganz offensichtlich keine Zukunft hat. Eine Familie in den Fängen der Behördenwillkür, damals wie heute, mitten in unserem Land. Und nur wenige schreien angesichts dieses Unrechts auf. Das ist zum Schämen! Da sind wir als Christinnen und Christen in unserem Land gefordert, wenn es in der Bibel heißt: „Den Fremdling, der unter euch wohnt, den sollt ihr schützen!“ Wenn es eine Kultur der Barmherzigkeit geben soll, wenn wir Familien stärken wollen und Beziehungen stärken, dann gilt das für alle!
    Im Dezember 2012 gab es nach sieben langen Jahren endlich eine gute Nachricht: Gazale Salame soll, so fordert der niedersächsische Landtag die Landesregierung einstimmig auf, mit ihren beiden jüngeren Kindern nach Hildesheim zurückkehren dürfen. Es könnte sein, dass die lange Trennung ein Ende findet. Welche tiefen Wunden das aber bei dem Ehepaar und den vier Kindern hinterlassen hat, sollte es nun wirklich endlich zu einem guten Ende kommen, kann niemand sagen … 94
    Es geht darum, dass alle in Würde leben können. Jeder Mensch hat das Recht, zumindest die Grundbedürfnisse befriedigen zu können. Gerade erst hat das Bundesverfassungsgericht gerügt, dass sogenannte Asylbewerberinnen und -bewerber ein Drittel weniger Leistung als der „Hartz-IV-Satz“ erhalten. Der aber gilt als Existenzminimum. Das Asylbewerberleistungsgesetz sieht außerdem vor, dass die Unterstützung möglichst durch Sachleistungen wie Essenspakete und Gutscheine erfolgt. Dazu gibt es ein „Taschengeld“ von 40 Euro, eine Summe, die seit 1993 nicht erhöht wurde. Das soll Menschen abschrecken, nach Deutschland zu kommen. Unsere Verfassung aber sagt politisch Verfolgten Schutz und Asyl zu und jedem Menschen Würde. Dafür muss viel entschiedener eingetreten werden.
    Das Schengener Abkommen torpediert den Globalisierungsgedanken, der so gern von der Wirtschaft gepriesen wird. Wir können nicht einfach Ja und Amen dazu sagen, wenn offenbar die Wohlhabenden vor denen geschützt werden sollen, die Hilfe erhoffen und Zukunft suchen. Eigentlich meint Globalisierung doch, Grenzen zu öffnen, möglichst viel zu reisen, andere Kulturen kennenzulernen, auch Märkte zu erschließen, insgesamt weltoffen zu sein. Aber wehe, die dort „Besuchten“ wollen zu uns kommen! Dann sprechen Innenminister von einer „Einwanderung in unsere Sozialsysteme“. Asyl findet im reichen Westen fast niemand mehr, Illegalität wächst, und es wird abgeschoben, auch wer integriert ist. Wer mit dem Flugzeug in Deutschland landet, erlebt doch immer wieder, dass es Menschen anderer Hautfarbe als weiß sind, die schärfer kontrolliert werden.
    Dagegen gilt es, Einspruch zu erheben: Wenn eine offene Welt, dann für alle! Es kann keine einseitige Offenheit geben. Tourismus mag manches Positive bewirken. Aber wie empfangen wir Touristen aus Malawi oder Malaysia hier? In den Siebzigerjahren habe ich im Schwarzwald in den Semesterferien Kuckucksuhren verkauft. Die größte Touristengruppe waren die Amerikaner. Manchmal haben sie uns genervt, weil sie aus Zürich kommend Schweizer Franken als Bargeld in der Hand hatten, den deutschen Preis in Dollar umgerechnet wissen wollten und als Wechselgeld französische Franc wünschten, denn Paris war ihr nächstes Ziel. Heute sind im Schwarzwald chinesische und indische Touristen auf den ersten Plätzen der Besucherzahlen. Eine Umstellung! Anderes Essen muss angeboten werden, andere Sitten und Gebräuche sind beim Verkauf erst einmal zu begreifen und dann anzuwenden. Wir müssen umdenken!
    Touristen sind willkommen, sie bringen Geld. Aber was ist mit den Flüchtlingen? Das ist ja nicht nur bei uns eine Herausforderung. Über Bischof Raúl Vera aus Saltillo im Norden Mexikos wird erzählt: „Zum Einstand bei einem Galadiner der konservativen Stadtelite fragte er, ob jemand zwei bedürftige Migranten aufnehmen könne, die Frau sei schwanger und der Mann verletzt. Die Runde dachte, es gehe um Zentralamerikaner auf dem Weg in die USA – erst nach peinlich langem Schweigen erbarmte sich ein Ehepaar aus Monterrey. Vera

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