Mehr als nur ein sinnlicher Traum?
Punkt auf der Liste seiner Verfehlungen stimmte Amy nachdenklich. Während sie auf den weiten Ozean hinausschaute, sagte sie mehr zu sich selbst als zu Heath: „Wer weiß, vielleicht nicht ganz zu Unrecht.“
„Und aus all diesen Gründen“, schloss Heath, „musst du mich heiraten. Weißt du, als ich damals Saxon’s Folly verlassen und Chosen Valley gekauft habe, war Dad sehr wütend. In seinem Zorn hat er viele unschöne Dinge gesagt, unter anderem, dass er es mir nie verzeihen würde, dass ich ihm sozusagen vor der eigenen Haustür Konkurrenz machen wollte. Ich bräuchte mir gar keine Hoffnungen zu machen, jemals wieder nach Saxon’s Folly zurückzukehren.“
„Aber jetzt bist du doch wieder da.“
„Aber nicht Dad hat mich gefragt, sondern Caitlyn. Und Joshua hat ihn schließlich überzeugt. Vorläufig ist es so am besten.“
„Vorläufig?“, fragte sie.
„Ja. Es ist eine Art Testlauf für uns. Das heißt, genau genommen für mich. Um hierzubleiben, muss ich mit meinem Vater klarkommen.“
„Und willst du hierbleiben?“
Heath zögerte. „Ja. Denn nach allem, was ich den letzten zwei Monaten über das Leben gelernt habe, weiß ich, dass nichts von Dauer ist.“ Amy war sich sicher, dass er an Rolands tragischen Tod dachte. Und wahrscheinlich auch an die tiefe Kluft, die mit Rafaels plötzlichem Auftauchen zwischen seinen Eltern entstanden war. „Ich will mich mit meinem Vater versöhnen.“
„Das verstehe ich. Soll das heißen, dass du Chosen Valley verkaufen willst?“
„Nein. Chosen Valley ist mein Zuhause. Und ich kann Kellermeister für beide Weingüter sein.“
„Bedeutet das denn keinen Interessenskonflikt für dich?“
Kopfschüttelnd antwortete Heath: „Die Schwerpunkte sind vollkommen verschieden. Auf Chosen Valley stelle ich in erster Linie Rotweine her. Mir ist wichtig, dass Dad mir vertraut. Dass er die Angst verliert, ich könnte ihn schon bald wieder allein lassen. Und dafür brauche ich dich. Meine Eltern lieben dich – schon während deiner Verlobungszeit mit Roland waren sie ausgesprochen glücklich, dass du bald ihre Schwiegertochter werden würdest.“
Sie lächelte ihr unwiderstehlich freundliches und zugleich bescheidenes Lächeln. „Ach, das lag doch nur daran, dass meine Mutter und Kay so gute Freundinnen waren. Deine Eltern kennen mich ja schon von Kindesbeinen an.“
„Ja, für sie gehörst du praktisch zur Familie. Du bist ihr Lieblingspatenkind.“
„Wie nett von dir, so etwas zu sagen“, strahlte Amy. „Aber ich fürchte, dass sie weitaus weniger gut von mir denken, wenn sie erfahren …“
„… dass du vor der Hochzeit mit Roland geschlafen hast?“
Verzagt nickte sie, und ihr Lächeln erstarb.
Doch Heath tat den Einwand mit einer Handbewegung ab. „Zurzeit hat meine Familie so viele eigene Probleme, dass du dir darüber keine Gedanken zu machen brauchst. Du weißt ja, wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen … Und außerdem, wenn sich irgendjemand daran stört, dann ist er einfach kein echter Freund. Aber für meine Eltern wird sich nichts ändern, da bin ich ganz sicher.“
Vielleicht hatte Heath recht und niemand würde daran Anstoß nehmen. Sie selbst hatte zwar kein gutes Gefühl bei der Sache, aber wahrscheinlich würde es wirklich niemanden stören.
Während er sie mit seinem sexy Lächeln anstrahlte, fühlte sie sich als sehr begehrenswerte Frau.
Unruhig rutschte sie auf der harten Holzbank hin und her. Wieso war ihr bisher entgangen, wie unglaublich attraktiv Heath war?
Weil sie mit Roland verlobt gewesen war. Weil sie sich für Heath, den Draufgänger, nicht interessiert hatte. Weil sie blind gewesen war …
Unter seinem Blick spürte Amy, wie ihre Haut zu prickeln begann und sich ein Gefühl der Wärme in ihrem Bauch ausbreitete. Energisch wies sie sich selbst zurecht. Schluss damit!
„Ich mag deine Eltern auch sehr. Ich hoffe, sie trennen sich nicht.“
„Wenn du mich heiratest und sie von dem Baby erfahren, kommt ihre Welt vielleicht wieder in Ordnung.“
„Sie werden sich fragen, ob das Kind von dir ist …“ Sie atmete heftig. „Das könnte ich nicht ertragen. Es ist so demütigend.“
In seinen dunklen Augen glomm einen Sekundenbruchteil so etwas wie Feindseligkeit auf, doch der Eindruck verschwand sogleich wieder. „Keine Angst. Ich sorge schon dafür, dass alle erfahren, dass es von Roland ist – und nicht von mir.“
„Das würdest du tun?“, fragte Amy hoffnungsvoll.
Heath nickte.
„Ich
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