Mehr als nur ein sinnlicher Traum?
kann die Vorstellung nicht ertragen, dass jemand denken könnte, ich hätte Roland betrogen“, gestand sie. Dabei brachte sie es nicht über sich, ihm in die Augen zu sehen. Stattdessen betrachtete sie angelegentlich ihre Fingernägel. Am Zeigefinger war etwas Lack abgesplittert. Sie musste ihn heute Abend ausbessern …
„Niemand wird das von dir denken, Amy. Alle wissen, wie korrekt du bist. Wie sollte da jemand auf die Idee kommen, du hättest mit dem Bruder deines Verlobten geschlafen?“
Die Bitterkeit in seiner Stimme ließ sie aufblicken. In seiner Wange zuckte ein Muskel.
Plötzlich wünschte sich Amy weit weg von hier. Sie sprang auf. „Ich möchte nur das Beste für mein Baby“, sagte sie leise.
Hatte sie mein Baby gesagt? Oh nein, sie hatte sich doch fest vorgenommen, kühl und distanziert zu bleiben, solange nicht feststand, wie es weitergehen würde .
Doch jetzt hatte sie die Chance, das Kind zu behalten. Auch wenn das bedeutete, Heath zu heiraten.
Noch war von der Schwangerschaft nichts zu sehen. Sie legte die Hand auf den Bauch. Sie fühlte sich auch noch genau wie immer. Alles erschien ihr noch irgendwie unwirklich.
„Glaub mir, Amy, du machst keinen Fehler, wenn du mich heiratest.“ Heath hatte sich ebenfalls erhoben und stand neben ihr. So nahe, dass sie seinen gleichmäßigen Atem spüren konnte. „Alle werden sich über deine Schwangerschaft freuen.“
Amy hob den Kopf und sagte: „Bitte gib mir etwas Bedenkzeit.“
„Klar. Nur vergiss nicht: Roland war stolz darauf, ein Saxon zu sein. Und sicher würde er sich das auch für das Baby wünschen.“
Heath lag sehr viel an der Heirat, denn für ihn bedeutete sie möglicherweise die Versöhnung mit seinem Vater. Und vielleicht würde die Freude über das Kind sogar dazu beitragen, die Ehe von Kay und Phillip zu kitten. Und das Baby würde allen über Rolands Tod hinweghelfen.
Für sie bedeutete Heath’ Vorschlag, dass sie das kleine Wesen – ihr Baby – behalten und sich ihm von ganzem Herzen widmen konnte. Es würde geborgen in Chosen Valley aufwachsen, ihrem Elternhaus. Alles schien ideal.
Nur fehlte etwas: die Liebe zwischen ihr und Heath.
Heath heiraten oder nach Auckland ziehen … was für eine Wahl!
Amy hatte die Ungewissheit der letzten beiden Tage schwer zu schaffen gemacht. Nachdenklich blickte sie sich im großen Speisezimmer der Saxons um. Am Kopf der Tafel saß Phillip, mit ihr selbst und Alyssa, Joshuas Verlobter, zu beiden Seiten. Dann kamen Joshua und Heath.
Mehr Familienmitglieder waren nicht anwesend. Da aber Megan an diesem Tag zurückerwartet wurde, war das wöchentliche Familientreffen diesmal von Donnerstag auf Freitag verschoben worden.
Heath hatte Amy bereits nachmittags abgeholt – und glücklicherweise seinen Vorschlag nicht wieder erwähnt. Denn was sollte sie ihm antworten?
Während sie sich ihrem Essen widmete, tat sie so, als würde sie der Unterhaltung zwischen Joshua, Phillip und Alyssa folgen – um Heath nicht ansehen zu müssen. Während die drei anderen von einem hochgelobten Saxon’s-Folly-Wein sprachen, war ihr die Anwesenheit des Mannes, der ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte, nur allzu bewusst.
Schweigend aß Amy weiter und betrachtete wieder die lange Tafel: Rolands Stuhl war beiseitegestellt worden, was Amy einen Stich ins Herz versetzte. Auch Rafael und Caitlyn, die mit ihrem Verlobten nach Spanien gegangen war, fehlten. Und Kay war in Australien.
Wenn sie Heath nicht heiratete, würde Amy selbst auch bald nicht mehr hier sitzen … Viel Zeit für die Entscheidung blieb ihr nicht mehr. An diesem Morgen hatte sie festgestellt, dass die Körbchen ihres BHs spannten und ihre Brüste sich seltsam empfindlich anfühlten. Bald würde es sich nicht mehr verheimlichen lassen …
In Auckland Fuß zu fassen würde ihr schwerfallen. Ihr ganzes Leben hatte sie hier in der Hawkes Bay verbracht. Sie hatte sich hier immer sehr wohlgefühlt, und der Gedanke an einen Abschied, vor allem von ihrem Vater, stimmte sie sehr traurig.
Weglaufen hatte Heath es genannt. Noch immer spürte sie deutlich seine Nähe, wagte aber nicht, ihn anzusehen.
Was sollte sie nur tun?
Gedankenversunken stocherte sie in ihrem Essen. Heath hatte recht: Ihr Kind war ein Saxon und hatte ein Recht darauf, seine Großeltern kennenzulernen, hier im viktorianischen Wohnhaus zu spielen und später, wenn es größer war, das gesamte Gut zu erkunden. Es würde die Geschichte von Joseph Saxon hören, des Gründers der
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