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Mehr als nur ein Zeuge

Mehr als nur ein Zeuge

Titel: Mehr als nur ein Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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Baggyhose an, mampfte Pommes und sah aus wie wir, nur dass er schwarz war und wir waren weiß. Ich wollte rufen und ihn warnen, aber er hätte mich nicht gehört, weil er seine Ohrstöpsel drinhatte.
    Arron sprang auf und ging auf ihn zu. Er hatte sein Messer gezogen und schlug dem Jungen die Pommes aus der Hand. »Was hast du für mich?«, rief er. Jeder hätte gedacht, dass der Junge ihm sofort den iPod aushändigt und sich dann aus dem Staub macht. Das hätte ich getan. Er nicht. Er hatte auch ein Messer dabei. Und mit dem hat er gleich in Arrons Richtung gefuchtelt.
    |350| Hätte ich getan, was Arron von mir wollte, hätte ich den Jungen überfallen, dann hätte ich mein Messer fallen lassen und wäre weggerannt. Ich kann so schnell rennen, dass es keinen Kampf gegeben hätte. Arron ist nicht weggerannt. Er wich langsam zurück, schaute sich um und war irgendwie ratlos.
    Dann sprangen Jukes und Mikey auf und schoben ihn vor sich her. »Mach schon, Mann, lass dich von dem Typen nicht dissen!«, sagte Mikey. Alle fuchtelten mit ihren Messern. Ich blieb wie erstarrt in der Burg hocken. Was, wenn ich versucht hätte zu helfen   … wenn ich geschrien hätte   … wenn meine Handykarte nicht leer gewesen wäre?
    Dann verdrehte Jukes dem Jungen den Arm. Dabei schrammte das Messer in der Hand des Jungen über Arrons Ohr. Es kam gleich Blut, tropfte auf Arrons Hemd. Jukes schubste den Jungen von sich weg und er fiel gegen Arron. Und direkt in Arrons Messer. Die beiden fielen in den Matsch und rangen miteinander, ich hab nur noch umeinandergeschlungene Arme und Beine gesehen. Und Blut. Und Matsch. Und Jukes und Mikey, die wegrannten.
    Es hat keinen Zweck, das Ganze mit DI Morris noch mal durchzukauen, denn es steht alles genauso in meiner ursprünglichen Aussage. Die Polizei kennt die Geschichte bis in die letzte Einzelheit.
    »Und wie nah warst du dran, bevor du den Notarzt gerufen hast?«, fragt DI Morris.
    »Gar nicht nah. Ich bin aus der Burg gesprungen und |351| weggelaufen. Ich hätte einfach abhauen können und nicht mehr zurückkommen   … bin ich aber nicht. Ich hatte immer nur zwei Gedanken im Kopf   – erst Arzt, dann Arron. Wie rufe ich einen Arzt? Wie kann ich Arron helfen? Wie kann ich dafür sorgen, dass er nicht die ganze Schuld kriegt?
    Ich bin raus auf die Straße und da kam gerade der Bus den Hügel hoch. Ich hab die Hand ausgestreckt, um den Bus anzuhalten. Als die Tür aufging, hab ich gerufen: ›Krankenwagen   … rufen Sie einen Krankenwagen   … Im Park, beim Spielplatz   … da ist jemand schwer verletzt!‹ Dann bin ich zurückgerannt.«
    »Und hast Arron geholfen abzuhauen«, sagt DI Morris.
    »Ja.« Ich warte ab. Aber es kommt nichts mehr. Er weiß es nicht. Arron hat ihm nicht erzählt, was dann wirklich passiert ist.
    »Wann hast du gemerkt, dass dein Freund ebenfalls verletzt ist?«
    »Beim Wegrennen. Es ging alles so schnell.«
    »War es Arrons Idee wegzurennen   – oder deine?«
    »Wir wollten beide weg«, sage ich mit fester Stimme.
    Der Polizist sieht mich neugierig an, als wüsste er, dass etwas an meiner Geschichte nicht stimmt. Aber er fragt nicht nach. Er fragt nicht. Also muss ich nicht lügen.
    Er stellt noch ein paar andere Fragen, aber mit denen komme ich klar. Dann meint er: »Wir haben die Anklage fast zusammen, aber es könnte noch Verzögerungen geben, bis der Fall vor Gericht kommt.«
    »Ach ja?«
    |352| »Nur Geduld. Du hältst dich einfach bedeckt. In einer Woche oder so bringen wir dir noch eine Niederschrift deiner Aussage zum Unterschreiben, was das Treffen vor der Bowlingbahn angeht.«
    »Was ist mit Arron? Was passiert mit ihm?«
    Er schüttelt den Kopf. »Dazu darf ich dir nichts sagen.«
    Ich kenne mich mit Gerichten und gesetzlichen Vorschriften nicht gut aus, trotzdem habe ich Arron hoffentlich damit geholfen, dass ich der Polizei gesagt habe, dass er niemanden erstechen wollte. Arron wurde bei der Sache selbst verletzt. Bestimmt kann er auf Notwehr plädieren. Er ist viel jünger als Jukes und Mikey. Hauptsache, der Richter glaubt meine Version, und das scheint ja der Fall zu sein. Was wohl in Arrons Aussage steht?
    »Wieso sind Sie eigentlich nie auf die Idee gekommen, dass ich auch mitgemacht habe?«, frage ich. Ich will auf Nummer sicher gehen, dass ich aus dem Schneider bin.
    »Zu deinem Glück haben wir Spuren von deiner DNA in der Spielburg gefunden, was deine Version untermauert, außerdem lässt der Zeitpunkt deines Auftauchens am Bus kaum

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