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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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daß ich an deiner Entscheidung Anteil hatte, wird dir die Sache nicht gerade erleichtern.«
    »Du mußt mit mir zu Kit gehen. Ich werde schamlos sein und meinem Bruder sagen, daß er uns ein Haus geben muß, wo wir immer daran denken werden, daß wir ihm das Leben gereuet haben.«
    Dougless blickte zum Himmel hinauf, der mit jeder Sekunde lichter wurde. Sie mochte fast glauben, daß es ihr vergönnt war, bei ihm zu bleiben. »Wir werden irgendwo in einem kleinen hübschen Haus wohnen«, sagte sie, und ihre Worte kamen immer schneller. »Wir werden nur ein paar Diener haben, so an die fünfzig, denke ich«, sagte sie lächelnd. »Und wir werden ein Dutzend Kinder haben. Ich mag Kinder. Und wir werden sie ordentlich erziehen und ihnen beibringen, wie sie sich waschen müssen. Vielleicht können wir ein Spülklosett erfinden.«
    Nicholas lachte. »Du wäschst dich zuviel. Meine Söhne werden nicht. . .«
    » Unsere Söhne. Ich werde dir die Rechte der Frau erklären müssen.«
    Er stand auf und zog sie hinauf in seine Arme. »Wird es lange dauern?«
    »Ungefähr vierhundert Jahre«, flüsterte sie.
    »Dann werde ich dir Zeit dafür geben.«
    »Ja«, sagte sie lächelnd, »Zeit. Wir werden soviel Zeit haben, wie wir dafür brauchen.«
    Er küßte sie wieder, küßte sie lang, hart und innig, und dann wurde sein Kuß leichter. »Für immer«, flüsterte er. »Ich werde dich über alle Zeiten hinweg lieben.«
    Eben noch lag Dougless in seinen Armen, seine Lippen auf den ihren, und im nächsten Moment befand sie sich in der Kirche von Ashburton, und draußen flog eine Düsenmaschine vorbei.

20
    Dougless weinte nicht. Was sie empfand, war so tief, so profund, daß es keine Tränen erlaubte. Sie saß auf dem Boden der kleinen Kirche von Ashburton, und sie wußte, daß sich hinter ihr die Marmorgruft von Nicholas befand. Sie konnte es nicht ertragen, sich umzudrehen und Nicholas’ warmes Fleisch in kalten Marmor verwandelt zu sehen.
    So blieb sie eine Weile lang vor der Gruft sitzen und betrachtete die Kirche. Sie sah so alt und nüchtern aus. Da waren keine Farben am Gebälk oder an den Wänden, und der Steinboden wirkte so nackt ohne Binsenbelag. Auf den vordersten Kirchenbänken lagen ein paar mit Stickereien versehene Kissen - stümperhaft und primitiv in ihren Augen, die an die erlesenen Handarbeiten von Lady Margarets Damen gewöhnt waren.
    Die Kirchentür ging auf, und der Vikar trat herein. Dougless blieb sitzen, wo sie war.
    »Ist Ihnen nicht gut?« fragte der Vikar.
    Zuerst konnte Dougless ihn nicht verstehen. Er sprach mit einem so eigenartigen Akzent, der für ihre Ohren wie eine fremde Sprache klang. »Wie lange bin ich schon hier?« fragte sie.
    Der Vikar sah sie mit gerunzelter Stirn an. Diese junge Frau benahm sich wahrlich sonderbar. Sie lief vor die Kühler von fahrenden Bussen und behauptete, in Begleitung eines Mannes zu sein, wenn sie alleine hierherkam. Und jetzt, nachdem sie soeben erst die Kirche betreten hatte, fragte sie, wie lange sie schon hier sei. »Ein paar Minuten - höchstens«, erwiderte er.
    Dougless lächelte schwach. Ein paar Minuten. Und dabei war sie viele Wochen im sechzehnten Jahrhundert gewesen. Hier waren es nur Minuten.
    Als sie aufstehen wollte, waren ihre Beine zu schwach dafür, und der Vikar stützte sie unter der Achsel.
    »Vielleicht sollten sie doch lieber einen Arzt aufsuchen«, sagte der Vikar.
    Vielleicht einen Psychiater?< hätte Dougless ihn um ein Haar gefragt. Würde der Psychiater, wenn sie ihm erzählte, was ihr passiert war, ein Buch darüber schreiben oder die Geschichte als Filmstoff verwerten?
    »Nein, mir fehlt nichts. Wirklich nicht«, flüsterte sie. »Ich muß jetzt nur wieder in mein Hotel zurück und ...« Und was? Was hatte sie hier noch zu suchen, nachdem Nicholas von ihr gegangen war? Sie machte einen Schritt zum Ausgang zu.
    »Vergessen Sie Ihre Tasche nicht!«
    Dougless drehte sich zu ihrer alten Segeltuchtasche um, die auf dem Boden neben der Gruft stand. Der Inhalt dieser Tasche war ihr in der elizabethanischen Zeit eine große Hilfe gewesen. Als sie nun die Tasche betrachtete, geschah es mit einem Gefühl inniger Verbundenheit. Diese Tasche hatte sie überallhin begleitet wie ein treuer Freund - selbst ins sechzehnte Jahrhundert. Sie ging zu ihr und öffnete, einem Impuls folgend, den Reißverschluß. Sie brauchte nicht erst den Inhalt nachzuprüfen, um zu wissen, daß alles vorhanden war. Das Röhrchen mit den Aspirintabletten war voll - nicht

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